Nepomuk: Zur Wiege des böhmischen Heiligen und katholischen Märtyrers

Hl. Johannes von Nepomuk

Hunderte von Kirchen weltweit sind dem heiligen Johannes von Nepomuk geweiht. Aber nur eine steht in seinem Geburtsort. Sie wurde an der Stelle eines älteren Gotteshauses erbaut als erstes Heiligtum überhaupt zu Ehren des katholischen Märtyrers Johannes von Nepomuk.

Kirche des heiligen Johannes von Nepomuk in Nepomuk | Foto: Klára Stejskalová,  Radio Prague International

Nepomuk ist eine Kleinstadt in Westböhmen, etwa 35 Kilometer südöstlich von Plzeň / Pilsen entfernt. Einst hieß die königliche Stadt noch Pomuk, und eben dort kam um 1340 Johann zur Welt. Er war der Sohn von Welflin von Pomuk, der später als Vogt in der Stadt wirkte. Das Geburtshaus ist nicht erhalten geblieben. Der Überlieferung nach befand es sich an der Stelle, wo heute ein prunkvoller Sakralbau von Kilian Ignaz Dientzenhofer steht. Dort begrüßt uns die Leiterin des Nepomuk-Museums, Štěpánka Kodýdková:

Štěpánka Kodýdková | Foto: Klára Stejskalová,  Radio Prague International

„Wir befinden uns in der Kirche des heiligen Johannes von Nepomuk. Es handelt sich um eine Wallfahrtskirche, die diesem Heiligen geweiht wurde. Sie wurde an der Stelle errichtet, wo einst sein Geburtshaus gestanden hat. Der Grundstein für den ursprünglichen, viel kleineren Bau wurde 1639 von Franz Matthias von Sternberg gelegt. Ursprünglich war die Kirche dem heiligen Johannes dem Täufer geweiht, der auch auf dem Altar abgebildet ist. Die Weihung im Namen des Johannes von Nepomuk erfolgte erst nach dessen Heiligsprechung im Jahre 1729.“

Johannes-Wiege | Foto: Klára Stejskalová,  Radio Prague International

Štěpánka Kodýdková führt durch das Gotteshaus:

„Vorne sehen wir den zentralen Altar mit einer Statue des Johannes von Nepomuk in Überlebensgröße. Am unteren Rand des Altars, hinter den Ovalen aus Glas, werden dessen Gebeine aufbewahrt. Im mittleren Teil der Kirche befindet sich ein weiterer Altar. Der Legende nach ist er an der Stelle platziert, an der einst Johannes‘ Wiege gestanden hat, weshalb der Altar die Johannes-Wiege genannt wird.“

Szenen aus dem Leben des hl. Johannes von Nepomuk | Foto: Klára Stejskalová,  Radio Prague International

Die Museumsleiterin macht auch auf vier Gemälde aufmerksam mit Szenen aus dem Leben des Heiligen:

„Das erste Bild zeigt die Geburt von Johannes. Daneben sehen wir die Beichte der Königin Sophie. Auf dem dritten Gemälde ist die Folter des Priesters Johannes abgebildet, und zuletzt wird sein Sturz in die Moldau dargestellt.“

Erste Kirche zu Ehren Johannes' von Nepomuk

Martyrium des heiligen Johannes von Nepomuk | Quelle: Szymon Czechowicz,  Nationalmuseum Warschau,  Wikimedia Commons,  public domain

Johannes von Nepomuk war Generalvikar des Prager Erzbischofs. Der Legende nach war er der Beichtvater der böhmischen Königin Sophie von Bayern. Aus Eifersucht soll ihr Ehemann, König Wenzel IV., den Geistlichen gezwungen haben, das Beichtgeheimnis zu brechen. Weil dieser sich aber weigerte, hat ihn der König verhaften und ermorden lassen, so heißt es. Historisch belegt ist allerdings, dass Johannes wegen Auseinandersetzungen zwischen dem König und dem Prager Erzbischof sterben musste. Für seine Loyalität gegenüber dem Erzbischof wurde er verhaftet, gefoltert, durch die Straßen geschleift und in der Moldau ertränkt. Zurück aber in die ihm geweihte Kirche in Nepomuk:

Kronleuchter | Foto: Klára Stejskalová,  Radio Prague International

„Wenn wir nach oben schauen, sehen wir einen interessanten neuen Kronleuchter, der vor einem Jahr installiert wurde. Er hat die Form eines Heiligenscheines mit fünf Sternen, wie man ihn Johannes von Nepomuk zuordnet.“

Nach Johannes Heiligsprechung 1729 strömten zahlreiche Prozessionen nach Nepomuk, die zu viele waren für die damalige kleine Kirche. Sie wurde abgetragen, und an ihrer Stelle entstand unter der Leitung von Kilian Ignaz Dientzenhofer ab 1734 die heutige barocke Kirche. Wallfahrten finden dort bis heute statt. Václav Česák ist Vorsitzender des Vereins Matice svatého Jana Nepomuckého:

Václav Česák | Foto: Klára Stejskalová,  Radio Prague International

„Hinsichtlich der Hauptwallfahrten wäre es angebracht, wenn wir die Kirche noch vergrößern könnten. Wir möchten, dass die Kirche zur Basilika minor erhoben wird, und haben bereits den entsprechenden Antrag gestellt. Es würde uns freuen, wenn dies bis 2029 umgesetzt wird.“

Im Jahr 2029 wird man das 300. Jubiläum der Heiligsprechung Nepomuks feiern. Weltweit gibt es viele tausend Abbildungen des Schutzpatrons der Beichte und der Gewässer, besonders oft begegnet man seiner Statue auf Brücken. Der Heilige wird meistens als ein Priester im Domherrentalar dargestellt, mit Birett und fünf Sternen um seinen Kopf, ein Kruzifix und eventuell noch einen Palmenzweig in der Hand haltend. Der Legende nach sollen fünf Sterne die Stelle beleuchtet haben, an der Fischer in der Moldau seinen Leichnam fanden. Sie symbolisieren auch die fünf Wunden Christi und die fünf Buchstaben des lateinischen Wortes tacui (ich habe geschwiegen), die zusammen mit dem Finger vor dem Mund an die Bewahrung des Beichtgeheimnisses erinnern.

Statuen von hl. Johannes von Nepomuk im Museum in Nepomuk | Foto: Klára Stejskalová,  Radio Prague International

Die Kirche des hl. Jakobs des Älteren

Kirche des hl. Jakobs des Älteren in Nepomuk | Foto: Klára Stejskalová,  Radio Prague International

In Nepomuk steht eine weitere Kirche, die mit dem Leben von Johannes von Nepomuk unmittelbar zusammenhängt. In der Jakobskirche auf dem Pscheschanitzer Platz wurde er nämlich getauft. Štěpánka Kodýdková:

„Im 14. Jahrhundert diente sie als Pfarrkirche. Im Zuge der Reformen Josephs II. Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Gebäude entweiht, an die Stadt verkauft und als Getreidespeicher genutzt. Erst 1860 konnte sie dank den Stiftern aus Schloss Grünberg neu ausgestattet werden. Sie bekam einen neuen Altar und Fenstervitragen. Interessant ist die Fensterverkleidung, die aus dem ehemaligen Kloster Pomuk hierher gebracht wurde.“

Fresken an der Decke | Foto: Klára Stejskalová,  Radio Prague International

In den 1950er Jahren sei in der Jakobskirche ein großer Brand ausgebrochen, setzt Kodýdková fort:

„Paradoxerweise wurden durch die Schäden Fresken an der Decke entdeckt und daraufhin restauriert. Sie sind 400 Jahre alt. Darauf dargestellt sind der heilige Schutzpatron der böhmischen Länder Wenzel, der heilige Martin, der heilige Jakob der Ältere sowie die Heilige Dreifaltigkeit. Auf der rechten Seite des Altars sehen wir die Statue des Johannes von Nepomuk. Und direkt vor uns steht die Prozessionsstatue. Sie wird bei den Wallfahrten vor dem Umzug hergetragen, und wir bringen sie alljährlich auch zum Navalis-Fest nach Prag.“

Prozessionsstatue | Foto: Klára Stejskalová,  Radio Prague International

In der Jakobskirche werden heute Gottesdienste, aber auch Konzerte abgehalten. Ganz besondere Feierlichkeiten finden in Nepomuk in diesem Mai statt, und zwar anlässlich des 300. Jubiläums der Seligsprechung von Johannes. So plant man für den 30. und 31. Mai unter anderem eine Wallfahrt und eine feierliche Messe sowie ein Opernkonzert zum Andenken an den berühmten Sohn der Stadt.

Wallfahrtsort Nepomuk

Für die Verbreitung des Kults um den heiligen Johannes von Nepomuk im In- und Ausland setzt sich der Verein Matice svatého Jana Nepomuckého ein. Dessen Ziel ist es auch, die Bedeutung der Stadt Nepomuk als Wallfahrtsort zu stärken. Zur Bilanz und Aussicht dieser Bemühungen sagt der Vereinsvorsitzende Václav Česák zum Abschluss:

Stadt Nepomuk | Foto: Klára Stejskalová,  Radio Prague International

„Es gibt viele, die sich dafür einsetzen. Man muss aber in Betracht ziehen, dass die Menschen hier im Kommunismus gelebt haben. Die religiösen und christlichen Kulte haben in dieser Zeit einen starken Schlag erlitten. Viele Menschen wurden verfolgt. Zudem war in Nepomuk in jener Zeit eine große Garnison untergebracht, die für viele Anwohner den Lebensunterhalt bedeutete. Es ist nicht so einfach, sich mit diesem Erbe auseinanderzusetzen. Unser Verband hat dafür schon große Arbeit geleistet. Die Menschen verstehen allmählich, dass sich jede Stadt über eine solche Werbung freuen würde, wie sie Nepomuk genießen kann. Der heilige Johannes erhebt diese kleine Provinzstadt auf eine internationale Ebene. Es braucht viel Zeit, aber ich denke, dass der Heilige im Bewusstsein der hier lebenden Menschen verankert bleibt. Und zwar nicht nur derjenigen Bewohner von Nepomuk, die zur Kirche gehen, sondern auch aller anderen.“

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