Die wunderbare Magie des Waldes – Ausstellung in Pilsen

UV-Urwald des Studios Kashmir

Die Ausstellung „Blink, blink, geheimnisvoller Wald“ will bei Kindern die Liebe zum Wald wecken. Der Wald wird zu einem Erlebnisraum, der begangen und interaktiv mit Leben gefüllt werden kann. Gezeigt wird die Ausstellung in der Kreativzone Depo2015 in Plzeň / Pilsen. Audiovisuelle Medien vergegenwärtigen Tierlaute, Licht und Schatten, aber auch störende Elemente, wie abgelagerten Unrat. Die Objekte sprechen die Fantasie und Sensibilität vor allem von Kindern an. Im Wald können wir uns wohlfühlen, lautet die Botschaft – wenn wir uns mit wachen Sinnen und rücksichtsvoll darin bewegen.

Lucie Kaslová mit dem Zauberstab | Foto: Maria Hammerich-Maier,  Radio Prague International

Die wunderbare Magie des Waldes wird den Kindern und Familien schon beim Eingang nahegebracht. Sie bekommen einen Zauberstab ausgehändigt. Mit diesem kann man die Ausstellungsobjekte berühren, und schon geschehen wundersame Dinge. Danach schlüpfen die Besucher gleich mitten in das geheimnisvolle Leben des Waldes – durch einen Kaninchenbau. Lucie Kaslová hat die Ausstellung mitgestaltet. Sie erklärt, was es damit auf sich hat:

„Das Märchen ‚Alice im Wunderland‘ hat uns dazu inspiriert, den Eintritt als Kaninchenbau zu gestalten. Dieser leitet die Besucher aus der Welt der Menschen in das geheimnisvolle Reich der Zauber und Hexereien.“

Ein anderes Objekt erinnert an den populären Film „Avatar“.

„Was den ‚Avatar‘ angeht, da haben wir hier eine sehr interessante Installation des Studios Kashmir, einen ultravioletten Urwald. Alles ist in ein bläuliches Licht getaucht. Die einzelnen Dinge in diesem Urwald phosphoreszieren auf verschiedene Weise und leuchten unnatürlich. Das ruft eine geradezu psychedelische Wirkung hervor.“

Alice im Wunderland und Avatar

Detail aus dem UV-Urwald des Studios Kashmir | Foto: Maria Hammerich-Maier,  Radio Prague International

Die Installationen sollen die kindliche Fantasie ansprechen und die Sinne für das Leben im Wald schärfen. Die Besucher werden angeregt zu erkunden, welche Laute, Farben, Lebewesen zum Wald gehören und was alles im Wald vor sich geht, wenn man genau hinschaut und hinhört. Man kann das Waldleben aber auch beeinflussen, zum Beispiel durch die interaktive Bedienung eines programmierbaren Leuchtbaums. Lucie Kaslová:

„Dort finden die Besucher ein Schaltbrett und dazu verschiedene Steine. Auf den Steinen sind Dinge aus der Natur zu sehen oder auch solche Dinge, die nicht in den Wald gehören. Der Baum besteht aus Leuchtröhren und Lauten. Man legt also die Steine auf das Schaltbrett, und der Baum reagiert mit Licht und Klängen, je nachdem, wie sehr ihm die Steine zusagen oder nicht. Auf diese Weise lässt sich eine angenehme Waldsymphonie komponieren.“

Die Besucher lernen, dass sich umweltfreundliches Verhalten lohnt. Was dem Wald gut tut und was ihn belastet, können sie auch beim Angeln in einem Teich ausprobieren. Der Fischteich sei bei den Kindern besonders beliebt, weiß Lucie Kaslová aufgrund ihrer bisherigen Erfahrungen mit der Ausstellung:

Rutsche mit Videomapping-Landschaft | Foto: Maria Hammerich-Maier,  Radio Prague International

„In dem See liegen Dinge, die nicht ins Wasser gehören, wie Blechbüchsen oder Autoreifen. Wenn die Kinder mit der Angel eines dieser Dinge herausfischen, verschwindet es, und zur Belohnung entfaltet sich eine Seerose. Wenn alles aus dem Wasser herausgefischt ist, was nicht hineingehört, wächst der Teich ganz mit Seerosen zu. Das gefällt den Kindern so sehr, dass viele danach nochmals von vorne anfangen.“

Beim Waldleben mitmischen können die Besucher ebenso mithilfe einer Wurfwand. Dabei werden Schaumstoffbälle gegen eine durch eine Videoprojektion erzeugte Wand geworfen. Die Bälle zaubern beim Aufprall Lebewesen herbei oder verjagen sie. Der Wald als Thema von Mythen verschmilzt hier mit dem natürlichen Wald. Neben Vögeln und Insekten fliegen auch Waldgeister und Elfen zwischen den Baumstämmen. Und kleine Teufel verkörpern symbolisch das, was den Wald schädigt. Der nahtlose Übergang von Fantasie und Wirklichkeit entspreche der kindlichen Psyche, meint Lucie Kaslová. Bei allen spielerischen Elementen komme das Lernen aber nicht zu kurz, etwa bei einem Fluchtspiel, das ebenfalls zur Ausstellung gehört.

Wurfwand | Foto: Maria Hammerich-Maier,  Radio Prague International

„Dieses Fluchtspiel ist als Familienspiel konzipiert. Dabei ist vor allem die Kooperation zwischen den Eltern und Kindern wichtig. Sie gehen in einen Wald, kommen zu einem Lebkuchenhaus und schauen selbstverständlich rein, weil sie neugierig sind. Doch plötzlich fällt die Tür ins Schloss, und sie müssen herausfinden, wie sie wieder aus der Hütte ans Freie kommen. Ein Kater, der auf dem Ofen schläft, entpuppt sich als Ratgeber, er erklärt ihnen, was zu tun ist, und stellt ihnen Aufgaben. Es geht also darum, etwas gemeinsam zu lösen“, so die Mitautorin der Schau.

Kreativzone und Nachhaltigkeit

Depo 2015 in Pilsen | Foto: Archiv Depo 2015

Entworfen wurde die Ausstellung „Blink, blink, geheimnisvoller Wald“ von Mitarbeitern der Kreativzone Depo2015 zusammen mit dem Bühnenbildner Pavel Liška und mehreren selbstständigen Künstlern und Designstudios. Die Kreativzone Depo2015 entstand, als Pilsen Europäische Kulturhauptstadt war. Sie ist in einer ehemaligen Straßenbahnremise untergebracht. Ursprünglich wurde der Gebäudekomplex für eine Zuckerfabrik errichtet. Beim Betreten der Anlage fällt eine gewaltige, fein dekorierte Stahlröhre ins Auge, die auf dem Platz vor den Hallen in der Mitte aufragt. Lucie Kaslová:

„Das ist ein Werk des Künstlers Čestmír Suška. Es ist eigentlich ein Aussichtsturm. Man kann hineingehen, drinnen ist eine Stiege. Und von oben hat man einen schönen Ausblick auf ganz Pilsen.“

Die Hallen und Plätze der Kreativzone bieten Raum für Start-Ups, Designstudios und Kulturprojekte. Nachhaltigkeit ist für die Betreiber des Depo2015 ein programmatisches Anliegen. Die Corona-Krise hat sie zu neuen Experimenten angeregt. So zum Beispiel wurde in einem Theatersaal ein Streaming-Studio eingerichtet, aus dem Kulturveranstaltungen on-line übertragen wurden. Als die Krise vor kurzem abklang, beschloss man, das Studio zu behalten. Auf Nachhaltigkeit wird ebenso bei der Ausstellung „Blink, blink, geheimnisvoller Wald“ geachtet. Lucie Kaslová:

Ausstellungsplakat

„Jeder Besucher erhält zum Abschied ein Säckchen mit Samen. Darin ist eine Mischung aus Blühpflanzen. Diese können überall in der Stadt ausgesät werden, sodass sogenannte ‚Schmetterlingsbeete‘ entstehen. So können sich die Besucher ein Stückchen Natur schaffen, in einer Hochhaussiedlung oder zu Hause in einem Pflanzgefäß. Inzwischen haben wir schon so viel Saatgut verschenkt, dass damit rund dreieinhalbtausend Quadratmeter Wiesenland bepflanzt werden könnten.“

Für eine nachhaltige Erinnerung an den Ausstellungsbesuch ist also gesorgt. Die Ausstellung „Blink, blink, geheimnisvoller Wald“ ist bis Ende August geöffnet.

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