Radprofi Roman Kreuziger beendet seine aktive Karriere

Roman Kreuziger

Was einige Sportexperten bereits ahnten, wurde am vergangenen Freitag Gewissheit: Roman Kreuziger, der erfolgreichste tschechische Radprofi der Nach-Wende-Zeit, beendet seine aktive Karriere. Der 35-Jährige bleibt aber dem Radsport treu, denn ab November wird er Sportdirektor im Rennstall Bahrain Victorius.

Roman Kreuziger | Foto: Kateřina Šulová,  ČTK

Roman Kreuziger hat die Radsportfans in seinem Land verzückt, besonders 2013. Denn vor acht Jahren wurde er Fünfter im Gesamtklassement der berühmten Tour de France, und er gewann mit dem Amstel Gold Race zudem einen Klassiker. Überhaupt war von Kreuziger am meisten zu hören und zu sehen, wenn eine der drei großen Rundfahrten auf dem Programm stand. Als guter Bergfahrer war er zumeist einer der Edeldomestiken für den Top-Fahrer seines jeweiligen Teams, wenn die Strecke steil bergauf führte. Auch deshalb nahm er zehnmal an der Tour de France teil, viermal am Giro d’Italia und dreimal an der Vuelta in Spanien. Zuletzt aber wurde der gebürtige Mähre immer wieder von Verletzungen geplagt, weswegen er sein Leistungspotenzial nicht mehr ausschöpfen konnte. Dies führte unter anderem dazu, dass er in diesem Jahr nicht an den Olympischen Spielen in Tokio teilnahm. Es war eine gefühlte Niederlage, die ihn hart traf:

„Ich denke, meine Leistungen waren nicht so schlecht, dass ich deswegen nicht für das tschechische Olympiateam berücksichtigt wurde. Wenn Tomáš Konečný noch unser Sportdirektor gewesen wäre, dann hätte er mich bestimmt mitgenommen. So aber hat irgendeine Kommission entscheiden, dass es wohl nicht angebracht ist, wenn ich mich auf die Spiele vorbereite. Aber immer, wenn ich für einen Wettbewerb zugesagt habe, war ich sehr gut vorbereitet und habe im Rennen mein Bestes gegeben. Das aber ist jetzt Geschichte.“

Roman Kreuziger | Foto: Jan Brychta,  Tschechischer Rundfunk

Bei Kreuziger schlagen daher nur zwei Olympiateilnahmen zu Buche: 2008 in Peking und 2012 in London. Die Ausmusterung für die Rennen in Tokio aber haben das Nachdenken über sich und seine Karriere nur etwas beschleunigt. Denn als sich Kreuziger neulich bei seinem letzten Rennen auf Sizilien mit dem Peloton etwas näher vertraut machte, kam er zu einer weiteren Erkenntnis:

„Als ich mich umgeschaut habe, bemerkte ich, dass die meisten der Rennfahrer, mit denen ich meine Profikarriere 2006 begonnen habe, nicht mehr dabei sind. Auf Sizilien wurde mir bewusst, dass von ihnen schon fast niemand mehr da ist und ich mich dann im Feld mit lauter jungen Burschen herumschlagen muss. Der Radsport hat sich weiterentwickelt, die Rennen sind explosiver geworden. Deshalb wird meine Generation allmählich aufhören und durch jüngere Fahrer ersetzt.“

Roman Kreuziger | Foto: Ignacio Gomz,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0

Doch gerade seinen jüngeren Nachfolgern will sich Kreuziger nun zuwenden. Denn ab November übernimmt er die Position des Sportdirektors im Rennstall Bahrain Victorius. Dabei wird er sich vor allem um die Klassiker unter den Radrennen kümmern. Und dafür bringt der Tscheche auch reichlich Erfahrung mit. Neben den schon genannten Erfolgen kann er nämlich noch auf einen sehr guten sechsten Platz im Einzelrennen bei der WM 2018 sowie auf den Gesamtsieg bei der Schweiz-Rundfahrt im Jahr 2008 verweisen.

Autor: Lothar Martin
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