Eisbader feiern Jubiläum: 75 Jahre Moldauschwimmen in Prag

Alfred-Nikodém-Memorial

Am zweiten Weihnachtstag findet in Prag traditionell das Moldauschwimmen statt. Es wird als Alfred-Nikodém-Memorial bezeichnet. Benannt wurde es nach einem Prager Goldmacher, der das Eisbaden in der Tschechoslowakei der Zwischenkriegszeit populär machte.

Alfred Nikodém | Foto: Archiv des Tschechischen Verbandes der abgehärteten Schwimmer

Um die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf sich zu ziehen, wählte Alfred Nikodém seinerzeit ungewöhnliche Methoden: Er schwamm in einer Militäruniform mit einem Gewehr auf dem Rücken im eiskalten Wasser. Oder er umhüllte seine Beine mit einem Sack, um sich das Schwimmen zu erschweren. Dies erhöhte seine Popularität. Zu seinem Geburtstag gratulierten ihm Minister und andere Prominente. Als 1930 das Schwimmbad am Fuße des Barrandov-Bergs in Prag eröffnet wurde, lud Schauspieler Vlasta Burian Alfred Nikodém zu einem 100-Meter-Schwimmrennen ein. Auch dies belegt das hohe Ansehen, das Nikodém damals in der breiten Öffentlichkeit genoss.

Alfred-Nikodém-Memorial | Foto:  ČT24

Das Moldauschwimmen der Eisbader am Jahresende hatte zunächst weder einen festen Termin noch einen festen Austragungsort. Es gab zudem Jahre, wo man nicht im Freien schwimmen konnte. Zum Beispiel 1946. Es war sehr frostig mit Temperaturen unter minus 20 Grad Celsius. Deshalb gelang es nicht, in die vereiste Moldau unterhalb der Prager Eisenbahnbrücke eine Schwimmbahn zu schlagen – das Wasser gefror sofort aufs Neue, und die Aktion fiel aus. Ein Jahr später wurde sie vom I. Prager Schwimmklub der Abgehärteten veranstaltet und wird seitdem als Alfred-Nikodém-Memorial geführt. In diesem Jahr wird es zum 75. Male ausgetragen.

Alfred-Nikodém-Memorial | Foto: Michal Jurman,  Tschechischer Rundfunk

Das allererste Moldauschwimmen hat Alfred Nikodém zu Weihnachten 1923 organisiert. Daraus wurde allmählich die Tradition, dass sich jedes Jahr um diese Zeit Menschen in der Nähe des Nationaltheaters zum Abhärten trafen. Daraus entwickelte sich ein echter Sportwettbewerb mit internationaler Beteiligung. In den zurückliegenden Jahren sind so auch Schwimmer aus der Slowakei, Polen, Belgien, Argentinien und Russland in die eisige Moldau gestiegen. Im vergangenen Jahr allerdings verhinderten die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus eine stärkere Beteiligung. Ansonsten nehmen am ältesten Eisbader-Wettbewerb in Tschechien mittlerweile um die 400 Schwimmer jeden Alters teil – angefangen von den Jüngsten bis hin zu rüstigen Senioren mit 80 und mehr Jahren.

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