Historischer TGV in Prag: Wann fährt die Bahn in Tschechien endlich schnell?
Auf dem Prager Hauptbahnhof war am Montag mehr los als gewöhnlich. Grund dafür war ein historischer TGV, der auf Gleis 7 zu bestaunen war.
Der an beiden Enden grellorangene Zug hat mittlerweile über 40 Jahre auf dem Buckel. 1981 stellte er auf der Strecke zwischen Paris und Lyon mit 380 Stundenkilometern den damaligen Weltrekord auf. So schnell war der historische Zug in Tschechien jedoch bei weitem nicht unterwegs. Das liegt unter anderem daran, dass er hierzulande keine Zulassung hat und deshalb von einer tschechischen Lok gezogen werden musste. Von Geschwindigkeiten jenseits der 250 oder gar 300 Kilometer pro Stunde können Reisende aber auch ansonsten vorerst nur träumen – denn Tschechien fehlen die entsprechenden Hochgeschwindigkeitsstrecken. Der französische „train à grande vitesse“ sollte nun genau dafür werben. Zum aktuellen Stand der geplanten Trassen sprach Martin Švehlík von der tschechischen Eisenbahnverwaltung (SŽ) in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks: „Wir beginnen 2025 mit dem Ausbau. Der erste Streckenabschnitt könnte ab 2028 oder 2030 in Betrieb gehen.“
Für die mehrtägige Leihgabe der SNCF musste die Eisenbahnverwaltung mehr als 9,25 Millionen Kronen (374.000 Euro) berappen. Den Verantwortlichen zufolge soll es diese Summe jedoch wert gewesen sein.
Die Schnellfahrstrecken in Tschechien sollen unter anderem den Verkehr mit den Nachbarländern Deutschland und Österreich erleichtern. So soll eine der Strecken von Prag nach Dresden führen, eine andere etwa nach Brno / Brünn und Břeclav / Lundenburg – und damit in Richtung Wien. Die Gesamtkosten für den Ausbau des Hochgeschwindigkeitsverkehrs werden mit 700 Milliarden Kronen (28 Milliarden Euro) beziffert. Martin Švehlík fügte hinzu, wie der aktuelle Stand der Vorbereitungen ist:
„Mittlerweile wurde die Machbarkeitsstudie abgeschlossen. Es gibt also ein wirtschaftliches Interesse an diesem Projekt. Wir wissen, wie viele Menschen auf welchen Trassen fahren werden. Gerade arbeiten wir an den Dokumenten für die Baugenehmigungen. Das heißt, wir schauen, über welche Grundstücke die Strecken führen würden. Zudem beschäftigen wir uns mit dem Lärmschutz und dem genauen Trassenverlauf.“
Auch die tschechische Regierung unterstützt das große Aufholen im schnellen Eisenbahnverkehr. Verkehrsminister Martin Kupka (Bürgerdemokraten) sagte in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks dazu:
„Wir veranstalten Sitzungen mit den Bürgermeistern der Gemeinde und Städte, durch die die Trassen führen werden. Uns liegt viel daran, eine für alle akzeptable Lösung zu finden. Der Öffentlichkeit konnten wir zudem bereits Entwürfe für die neuen Bahnhöfe an den Eisenbahnknoten vorstellen. Dass wir diese historische Zuggarnitur aus Frankreich zeigen, ist ein weiterer Schritt. Es ist das erste Mal, dass wir hierzulande so ein Fahrzeug vorstellen können. Mich freut sehr, dass die Zuschauer so zahlreich gekommen sind.“
Das Interesse der Öffentlichkeit war auch bei der Abfahrt des Zuges festzustellen. Der TGV war dabei unüberhörbar. Kurz nach 17 Uhr setzte sich die Zuggarnitur in Bewegung. Die nächste Station für den französischen Schnellzug war Brünn. Auch dort wurde das Fahrzeug von zahlreichen Eisenbahnfanatikern in Empfang genommen. In der mährischen Stadt wird der Zug bei der Messe Rail Business Days ausgestellt. Der historische TGV soll zudem am Freitag Jihlava / Iglau ansteuern. Am Samstag kann er in Ústí nad Labem / Aussig in Nordböhmen besichtigt werden.