Den Kopf frei bekommen: Rentner pilgert 2500 Kilometer durch Tschechien und die Slowakei

Petr Ozogán

Wie lässt sich sinnvoll die freie Zeit als Rentner gestalten? Petr Ozogán aus Liberec / Reichenberg geht beim Wandern in sich. Der 64-Jährige hat gerade 2500 Kilometer quer durch Tschechien und die Slowakei zurückgelegt – und hatte nicht eine Blase am Fuß.

Er winkt von weitem und kommt forschen Schrittes näher. Man mag kaum glauben, dass Petr Ozogán gerade zwei Staaten durchwandert hat.

„Es sind immerhin 2500 Kilometer. Wenn ich dabei gebummelt hätte, wäre ich jetzt erst bei der Hälfte“,

lacht der drahtige Mann in seinen dichten Bart. Über die zerwühlten grauen Haare trägt er eine blaue Schirmmütze, zudem leichte Trekkingbekleidung und Nordic-Walking-Stöcke. Sieben Wochen lang hat Ozogán in keinem Bett gelegen…

„Ach, ein Bett ist überflüssig. Und es verwöhnt einen zu sehr. Wenn mich jemand mal zum Übernachten eingeladen hätte, dann hätte ich das schon angenommen. Aber ansonsten schlafe ich da, wo ich gerade ankomme. Meist sind das überdachte Rastplätze im Wald oder auch Bushaltestellen.“

Petr Ozogán | Foto: Ľubomír Smatana,  Tschechischer Rundfunk

Für eine kurze Pause nimmt der Pilger auf einem Baumstamm Platz, den Rucksack setzt er aber nicht ab. Acht Kilogramm würde dieser wiegen, berichtet Ozogán, und an Kleidung habe er nur das bei, was er am Körper trage. An den Rucksackriemen und in Bauchtaschen sind Wasserflaschen, Mobiltelefon sowie alles Hilfreiche verstaut.

Vor der Rente arbeitete Ozogán als Bergmann und auch als Programmierer. Warum hat er sich nun auf eine solch anstrengende Reise begeben?

„Die Gedanken werden total frei. Und ich vergesse völlig das hektische Geschehen um mich herum. In diesen sieben Wochen hatte ich keine Ahnung, was in der Welt vor sich geht. Man sagt ja, dass eine Nachricht einen schon erreichen wird, wenn sie wichtig ist. Der Kopf ist einfach frei, und ich habe keine überflüssigen Gedanken.“

Der östlichste Punkt, an dem der agile Rentner während seiner Wanderung war, ist das slowakische Nová Sedlica an der Grenze zu Polen und der Ukraine. Die Strecke ist Teil des Wettbewerbs „1000 Miles Adventure“ und muss aus eigener Kraft zurückgelegt werden, so wollen es die Regeln. Ozogán hat die Wettkampfroute von 1000 Meilen, also etwa 1600 Kilometern, zuvor schon per Rad und Tretroller bewältig. Zu Fuß ist er mehrmals aufgebrochen, aber immer wieder umgekehrt.

Petr Ozogán | Foto: Ľubomír Smatana,  Tschechischer Rundfunk

Diesmal hat er es aber geschafft. Am Samstag kam der Pilger wieder da an, wo er am 2. Juli seine Reise angetreten hatte: Im Ort Třebeň / Trebendorf nördlich von Cheb / Eger und unweit der tschechisch-bayerischen Grenze. Bilanz der 49 Tage: zwei verschlissene Paare Turnschuhe.

„Ich freue mich schon schrecklich auf Zuhause. Mit meiner Frau habe ich immer abends telefoniert. Es ist nicht so, dass ich mich selbst einsam gefühlt hätte. Aber es stört mich sehr, dass ich sie allein zu Hause gelassen habe.“

Nach seiner Rückkehr sei er nicht mehr fähig gewesen, irgendetwas zu tun, ließ Ozogán dann am Montag wissen – nachdem er sich erst einmal auf dem Sofa im Wohnzimmer ausgeschlafen hatte.

Autoren: Daniela Honigmann , Ľubomír Smatana | Quelle: Český rozhlas
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