Nationaltheater eröffnet Saison auf der Moldauinsel
Das Prager Nationaltheater hat am Montag auf der Prager Moldauinsel Střelecký ostrov / Schützeninsel feierlich die neue Spielzeit eröffnet.
Auf der Schützeninsel wimmelte es schon am Montagnachmittag von Menschen, es war kaum möglich einen freien Platz auf einer der Bänke vor dem Podium zu finden. Das Nationaltheater lud die Öffentlichkeit ein, mit ihm den Saisonauftakt zu feiern. Viele Menschen drängten sich dicht an dicht am Stand mit dem Kartenverkauf. Eine Schlange bildete sich auch vor der Foto-Ecke, wo sich die Besucher in Theaterkostümen ablichten konnten. Für Kinder waren auch einige Workshops vorbereitet. Und vor allem gab es Diskussionen und Autogrammstunden mit Künstlern des Opern-, Ballett- sowie dem Schauspielensembles. Auf dem Podium lösten sich Tänzer und Opernsänger ab, die Ausschnitte aus den neuen Stücken aufführten. Insgesamt 81 davon sollen in der neuen Saison gespielt werden. Es gebe zudem 20 Premieren, merkte der Generaldirektor des Nationaltheaters, Jan Burian, auf dem Podium an. Laut ihm werden nun noch mehr Inszenierungen aufgeführt, die ein aktuelles gesellschaftspolitisches Thema haben.
„Eine davon ist die Weltpremiere des Stücks ,Cherry Man‘. Es stammt von dem hervorragenden russischen Dramatiker Iwan Wyrypajew, der im Exil lebt. Er hat es extra für unser Schauspielensemble geschrieben. Das Ensemble der Oper konzentriert sich in der zweiten Hälfte der Saison auf das ,Jahr der tschechischen Musik‘ und vor allem das Jubiläum von Bedřich Smetana. Das Ballettensemble führt unter anderem gemeinsam mit dem Theater in Baden-Baden eine experimentelle Vorstellung auf. Das Nationaltheater ist für die Tanz-Performances zuständig und das deutsche Theater sorgt für den musikalischen Teil. Bei der Vorstellung wird das Prager Publikum das Orchester aus Baden-Baden als Projektion erleben, in Baden-Baden werden die Zuschauer die Prager Tanzenden als Hologramme sehen.“
Inzwischen applaudierte das Publikum auf Moldauinsel den Solisten, die einige Arien aus der nächsten Premiere des Opernensembles vortrugen – es ist „Der Liebestrank“ von Gaetano Donizetti. Auch der künstlerische Leiter der Oper am Nationaltheater, Per Boye Hansen, verfolgte aufmerksam den Auftritt. Er merkte danach an:
„Ich freue mich sehr auf diese Komödie von Donizetti. Wir haben dafür eine ganz tolle Besetzung. Insgesamt haben wir in dieser Spielzeit neun Premieren anzubieten. Wir beginnen mit dem ,Liebestrank‘. Dann gibt es etwas ganz Seltenes: eine Uraufführung der Oper ,Don Buoso‘, die der Komponist und Dirigent Jan Kučera schrieb. Es ist die Vorgeschichte von Puccinis ,Gianni Schicchi‘. Die Stücke werden als eine Doppelvorstellung gezeigt. Ich bin sehr stolz, dass wir dafür David Radok als Regisseur gewinnen konnten. Dann gibt es eine sehr spannende Oper - ,Lady Macbeth von Mzensk‘ von Schostakowitsch – eine Oper, die Stalin gehasst hat. Er war damals sehr böse, Schostakowitsch hatte um sein Leben gefürchtet. Wir führen des Weiteren eine Kinderoper von Paul Hindemith auf – mit Kinder- und Weihnachtsliedern. Im Ständetheater inszenieren wir ,Ariadne auf Naxos‘ von Richard Strauss. Dann führen wir eine Neuinszenierung von Verdis ,Nabucco‘ auf. Das ist eine Koproduktion mit dem Slowakischen Nationaltheater in Bratislava. Zu Smetanas Jubiläum studieren wir seine Oper ,Tajemství‘ (Das Geheimnis, Anm. d. Red.) ein. Zum Abschluss der Saison steht die verhältnismäßig moderne Oper ,Lear‘ vom deutschen Komponisten Aribert Reimann auf dem Programm.“
Wird der Zyklus ,Musica non grata‘ fortgesetzt?
„Wir sind bald dabei, ihn abzuschließen. Ein Teil davon ist die Oper von Hindemith. Im April werden wir noch an einem Wochenende Abrahams Operette ,Ball im Savoy‘ und Zemlinskys Oper ,Kleider machen Leute‘ aufführen. Dazu veranstalten wir einen Musikabend, an dem wir die namhafte Opernsängerin Jarmila Novotná feiern werden. Das wird der Abschluss des ganzen Musica-non-Grata-Wochenendes sein.“
Die Oper am Nationaltheater wird zudem zahlreiche Liederkonzerte veranstalten, bei denen den Worten von Per Boye Hansen zufolge viele renommierte Künstler vom Prager Ensemble sowie aus dem Ausland auftreten werden. Der Opernchef lobte den Auftakt der Saison auf der Moldauinsel:
„Es ist hier wunderbar. Wir haben das beste Wetter dafür. Sehr viele Leute sind gekommen, was uns natürlich freut. Zahlreiche Menschen haben an den Autogrammstunden teilgenommen. Ich glaube, die Prager haben eine besondere Beziehung zu unseren Künstlern.“