Polarforscher Václav Vojtěch: Von Böhmen bis an den Südpol
Vor 95 Jahren ging der Polarforscher Václav Vojtěch in die Geschichte ein. Am 27. Januar 1929 betrat er als erster Tscheche die Antarktis. Außerdem nahm er am ersten Überflug des Kontinents teil – und erhielt dafür von den USA die höchste Staatsauszeichnung, die Goldmedaille des Kongresses.
Václav Vojtěch wurde 1901 in Skřivany / Skriwan im Norden Böhmens geboren. Schon immer zog es ihn hinaus in die Welt. Er studierte Geschichte und Geographie, als Redakteur des Senders Radiojournal des Tschechoslowakischen Rundfunks wurde er nach Paris versetzt. Dort sah er einen Film über die gescheiterte Expedition von Robert Falcon Scott, was in ihm das Bedürfnis auslöste, einmal selbst die Antarktis zu besuchen.
Vojtěch bewarb sich bei einem Polarforscher für eine Expedition, hatte jedoch keinen Erfolg. 1928 erfuhr er, dass der Amerikaner Richard E. Byrd eine Reise gen Südpol plant. Der Tscheche beschloss, sich dem Vorhaben anzuschließen. Da sein Briefkontakt mit dem Expeditionsleiter allerdings keine Früchte trug, machte sich der zähe, junge Mann auf eigene Faust nach Neuseeland auf, wo er sich schließlich der Expedition von Byrd anschloss. Zunächst wurde Vojtěch als Heizer eingesetzt, später kümmert er sich um das Hundegespann. Über seine Erlebnisse auf der Reise schrieb er später ein Buch. „Námořníkem, topičem a psovodem za jižním polárním kruhem“ heißt es, also „Matrose, Heizer und Hundetrainer südlich des Polarkreises“.
Tragischer Tod beim Paddeln
Dem jungen Polarforscher Václav Vojtěch wurde für seine Leistung viel Anerkennung entgegengebracht – auch vom tschechoslowakischen Staatspräsidenten Tomáš Garrigue Masaryk und dem Unternehmer Tomáš Baťa. 1932 bereitete der aufsteigende Star der Polarforschung eine neue Reise vor. Diesmal sollte es mit dem etablierten Forscher Aleš Hrdlička Richtung Nordpol gehen. Die Reise über Hamburg und Kanada nach Alaska war bereits geplant, das Auslaufen des Schiffes verzögerte sich jedoch. Václav Vojtěch entschied sich deshalb, gemeinsam mit seinen Freunden von den Pfadfindern einen Bootsausflug auf der Elbe zu unternehmen. Beim Wenden auf dem Wasser kippte das Kanu von Vojtěch in der Nähe des Ortes Sadská jedoch um. Das Boot stieß dabei an seinen Schädel. Vojtěch verlor das Bewusstsein und ertrank.
In Nový Bydžov wird heute in einer umfangreichen Ausstellung an den Polarforscher und seine Expedition zum Südpol erinnert. Seit 1986 findet zudem im Riesengebirge alljährlich ein Hundeschlittenrennen statt, das nach Václav Vojtěch benannt ist.