Am kommunistischen Regime und Alkohol zerbrochen: Jazz- und Bluessängerin Eva Olmerová
Die tschechische Sängerin Eva Olmerová wäre vergangenen Sonntag 90 Jahre alt geworden. Im Folgenden mehr zu der großartigen Jazz- und Bluesinterpretin.
Eva Olmerová hat mit ihrer Stimme viele begeistert. Sogar die amerikanische Jazzlegende Ella Fitzgerald wollte 1969 mit ihr auf Tournee gehen. Doch das kommunistische Regime und der Alkohol zusammen mit privaten Problemen zerstörten die Möglichkeiten einer eventuellen internationalen Karriere als Sängerin.
Geboren wurde Olmerová am 21. Januar 1934 in Prag. Als sie 14 Jahre alt war, ging die Ehe der Eltern in Brüche. Gegen ihre Wünsche wuchs Eva Olmerová dann bei ihrem Vater auf, wo sie sich aber ihren eigenen Aussagen nach nicht zu Hause fühlte. Schon als 17-jährige Jugendliche geriet Olmerová in die Fänge der tschechoslowakischen Staatssicherheit StB. Diese verhörte sie zwei Tage lang und drängte sie wegen ihres Großvaters und Onkels zur inoffiziellen Mitarbeit. Der eine war während des Zweiten Weltkriegs in Großbritannien im Büro des Exilpräsidenten Beneš beschäftigt gewesen, der andere hatte bei der Royal Air Force gedient. Olmerová lehnte es aber ab, andere für die StB auszuhorchen. Seitdem hatten die Behörden ein Auge auf sie. Als sie 24 Jahre alt war, ging sie auf einen Polizisten los, der sie beleidigt hatte – und musste gleich für 14 Monaten ins Gefängnis.
Populär trotz Auftrittsverbot
Zu singen begann Eva Olmerová zunächst heimlich noch als Jugendliche. Ab 1957 tingelte sie durch die Prager Musikcafés. Ihre außergewöhnliche Stimme machte nach einiger Zeit die Musikproduzenten auf sie aufmerksam. 1962 holte der Komponist Karel Mareš sie in das Ensemble des Musiktheaters Semafor.
Doch die Behörden gängelten sie, zum Beispiel verboten sie ihr eine gewisse Zeit, in Prag aufzutreten. Trotzdem gewann sie den Wettbewerb „Wir suchen Lieder für den Alltag“ und wurde Zweite bei der populären Publikumsumfrage „Zlatý slavík“ (Goldene Nachtigall). Und sie sang, wo sie nur konnte: Jazz mit dem Trio des Pianisten Miroslav Polák und dem Tanzorchester des Tschechoslowakischen Rundfunks unter Karel Krautgartner, Dixieland mit dem Traditional Jazz Studio, amerikanische Schnulzen mit der Band Country Beat und sogar Rocksongs mit der Band Mefisto.
1968 kam dann Olmerovás Debütalbum heraus, es hieß „Jazz-Feeling“. Auf diesem singt sie Gospel-Songs aus dem Repertoire von Mahalia Jackson sowie Jazz Standards.
Tragödien im Privatleben
Im Privatleben jedoch kämpfte Olmerová mit zahlreichen Misserfolgen und Tragödien. Ihre erste Ehe, die sie schon mit 18 einging, hielt nur drei Jahre. Der zweite Mann emigrierte ohne ein Wort und war vom einen auf den anderen Tag weg. Eva Olmerová trank zunehmend und nahm Tabletten.
Auch der dritte Mann verließ sie, dies war 1972. Im selben Jahr verursachte sie einen Autounfall, obwohl sie wegen eines vorherigen bereits unter Bewährung stand – und musste für zehn Monate ins Gefängnis. Live-Auftritte und die Produktion von Songs mit ihr müssen den Berichten nach wegen ihrer Sucht sehr schwierig gewesen sein. Angeblich hatte sie sogar viele Einladungen, um im östlichen wie westlichen Ausland aufzutreten. Doch die tschechoslowakische Agentur Pragokoncert, die von Spitzeln der Staatssicherheit durchsetzt war, ließ sie nicht ausreisen.
Songs in Englisch und Tschechisch
1974 brachte Olmerová zusammen mit dem Traditional Jazz Studio ihr zweites Album heraus. Und 1982 erschien zusammen mit dem Jazzorchester des Tschechoslowakischen Rundfunks ihre dritte Studio-Einspielung – auf dieser sang sie erstmals Tschechisch, und das mit 48 Jahren. Die vorherigen englischsprachigen Alben waren reine Exportprodukte und konnten nicht im Land selbst gekauft werden. 1986 erschien noch ein viertes Album.
Doch Eva Olmerová war von ihrer Sucht gezeichnet. Und im November 1989, als die politische Wende kam, hatte sie bereits mit schweren Krankheitssymptomen zu kämpfen. Sie starb 1993 im Alter von nur 59 Jahren in Prag.