„Ein Wunder in Brno“: Ballettchef Radačovský über Gastauftritt von Tänzern des Londoner Royal Ballet
Für Ballettfans in Tschechien bot sich am Samstag in Brünn ein besonderes Ereignis: Als Gast trat hierzulande zum ersten Mal Ballettweltstar Marianela Núñez vom Royal Ballet London auf.
Im Mai vergangenen Jahres erlebte ein Tanzabend mit dem Titel „Balanchine“ im Janáček-Theater seine Premiere. Dieser besteht aus Choreografien des namhaften Vertreters des neoklassischen Balletts, des US-amerikanischen Choreografen George Balanchine. Am vergangenen Samstag traten zwei renommierte Gäste vom Royal Ballet in London in der Vorstellung in Brünn auf: die argentinische Balletttänzerin Marianela Núñez und Reece Clarke. Nach dem Pas de Deux auf Tschaikowskis Musik wurden die beiden Tänzer von Standing Ovations belohnt. Mário Radačovský ist künstlerischer Leiter des Ballettensembles am Brünner Nationaltheater. In den letzten Jahren gelang es ihm mehrmals, hervorragende Tänzer aus dem Ausland nach Brünn zu holen. Im Gespräch für Radio Prag International nach der Vorstellung verbarg der Ballettdirektor seine Begeisterung nicht:
„Marianela ist eine phänomenale Tänzerin. Sie ist eine Ikone. Ich möchte vor allem Kevin O’Hare (Direktor des Royal Ballet in London, Anm. d. Red.) danken. Was könnte ich mir als Direktor unseres Ensembles mehr wünschen, als dass ich sehr gute Beziehungen mit dem Chef des Royal Ballet, Kevin O’Hare, und dem Chef des Balletts der Pariser Oper, José Martínez, habe.“
Núñez und Clarke waren nicht die ersten Gäste vom Londoner Royal Ballet, die im Brünner Nationaltheater tanzten. Laut Mário Radačovský hatte Marianela Núñez über das Ensemble in Brünn bereits von Fumi Kaneko und Vadim Muntagirov erfahren, die dort in der Premiere von „Balanchine“ gastiert hatten. Radačovský dazu:
„Ich denke, dies ist nur der Anfang unserer Zusammenarbeit. Marianela hat mir gesagt, wie glücklich und begeistert sie ist, dass sie hier so herzlich empfangen wurde. Ich glaube, dass sie mit uns noch einige Saisonen lang zusammenarbeiten wird, solange sie gesund bleibt. Ich freue mich sehr darüber. Es ist ein Wunder in Brno.“
Im Herbst vergangenen Jahres organisierte Mário Radačovský eine erfolgreiche Benefiz-Gala. Der Erlös kam dem Masaryk-Institut für Onkologie in Brünn und seinen Patienten zugute. Radačovský hofft nun, dass es auch in diesem Jahr gelingt, die Benefizveranstaltung mit namhaften ausländischen Gästen auf die Beine zu stellen. Und Marianela Núñez könnte, wie er verriet, auch wieder dabei sein. Auch wenn der Ballettdirektor noch nicht genau verraten wollte, mit welchen Gasttänzern er wann rechnet, nannte er doch einige Namen:
„Ich habe Vadim Muntagirov und Fumi Kaneko vom Royal Ballet in London angesprochen. In der Inszenierung von ,La Bayadère‘ wird Ricardo Castellanos vom Norwegischen Nationalballett gastieren. Ich habe auch Iana Salenko (erste Solistin vom Staatsballett Berlin, Anm. d. Red.) eingeladen, wieder in Brno aufzutreten. Von der Pariser Oper bin ich mit Dorothée Gilbert in Kontakt, die an der Benefiz-Gala im Herbst teilgenommen hat. Es könnte sein, dass sie in der nächsten Saison wieder mit unserem Ensemble auftreten könnte. Ich hoffe, dass uns das alles gelingen wird.“
Anfang November war das Brünner Nationaltheater Gastgeber einer Konferenz von Ballettdirektoren aus ganz Europa. Hat dieses internationale Treffen dazu beigetragen, dass anerkannte Balletttänzer aus dem Ausland öfter nach Brünn kommen? Mário Radačovský schüttelt den Kopf:
„Ich denke, dass uns die Tanzkünstler seit den zehn Jahren, die ich das Ensemble leite, schon kennen. Die Konferenz der Ballettchefs war eine Art i-Tüpfelchen. Vor allem aber ist Jiří Kylián zu dem Treffen gekommen. Die Nachricht über ihn und die Konferenz verbreitete sich schnell über Social Media und andere Medien weltweit. Brno ist damals für zwei, drei Tage zum Mittelpunkt des Ballett- und Tanzgeschehens in Europa geworden.“
Mário Radačovský ist nicht nur Ballettdirektor, sondern kreiert auch selbst Choreografien für sein Ensemble. Im Mai wird sein Ballett mit dem Titel „Coco Chanel“ die Weltpremiere erleben.
„Es ist kein biografisches Stück. Ich hoffe, dass es ein visuelles Erlebnis sein wird. Aufgeführt wird die Vorstellung im Mahen-Theater. Es wird mit einer Collage von Musik verschiedener Genres begleitet. Ich hoffe, dass ,Coco Chanel’ dem Publikum gefallen wird. Meine zehnte Saison als Ballettdirektor in Brno ist traumhaft. Ich genieße jeden Tag.“