Arbeit an großem Fotoatlas: Gesamte Pflanzenwelt Tschechiens in einem Buch

'Fotografický atlas rostlin'

Haben Sie in diesem Sommer schon Brombeeren gesammelt? In Böhmen und Mähren wachsen sie überall. Ganze 150 Sorten gibt es hierzulande. Diese und alle anderen Pflanzenarten Tschechiens werden jetzt in einem großen Fotoatlas zusammengetragen.

„Der Kontrast des roten Stachels mit dem grünen Stängel – das ist ein wichtiges Bestimmungsmerkmal, anhand dessen man diesen invasiven Brombeerstrauch erkennt.“

Martin Lepší | Foto: Ľubomír Smatana,  Tschechischer Rundfunk

Der Botaniker Martin Lepší vom Südböhmischen Museum in České Budějovice / Budweis kennt sich mit Brombeerpflanzen bestens aus. Daher weiß er auch, welche Sorten vor kurzem noch gar nicht in Tschechien wuchsen. Die Früchte der invasiven Arten sind trotzdem süß und lecker.

Wer ebenfalls über diese kleinen Unterschiede Bescheid wissen will, kann demnächst im Fotoatlas der Pflanzen Tschechiens nachschlagen. Um dafür Material zu sammeln, ist Martin Lepší gerade mit dem Fotoapparat am Moldauufer bei Zlatá Koruna / Goldenkron unterwegs – und das gemeinsam mit seiner Ehefrau Alena. Auch sie ist vom Fach, arbeitet allerdings für die Südböhmische Universität in Budweis, an der das Projekt angesiedelt ist:

„Es kommt mir ein bisschen vor wie der Bau des Nationaltheaters in Prag. Denn die Bevölkerung unterstützt auch uns durch eine öffentliche Sammlung. Außerdem helfen weitere Botaniker mit. Sie geben uns Tipps für Orte, an denen wir Pflanzen fotografieren können, die uns bisher fehlen. Jede Information ist für uns wertvoll.“

Alena und Martin Lepší | Foto: Ľubomír Smatana,  Tschechischer Rundfunk

In der Spendensammlung kam bisher etwa eine Million Kronen zusammen (40.000 Euro). Das deckt aber nur einen Teil des Aufwandes ab, mit dem die mehr als 3000 Pflanzenarten Tschechiens dokumentiert werden. Das Wissenschaftlerteam könne jedoch auf bestehende Bestände zurückgreifen, sagt Alena Lepší:

Alena Lepší | Foto: Ľubomír Smatana,  Tschechischer Rundfunk

„Eine riesige Anzahl an Pflanzen ist bereits irgendwann fotografiert worden. Wir wollen das aber noch verbessern und genauere Fotos machen. Ansonsten gibt es nur etwa 200 Arten, von denen wir noch keine Aufnahmen haben.“

Ehemann Martin hält eine Schere in der Hand und trägt eine Lupe um den Hals. Entdeckt er einen Strauch, der in der Fotosammlung bisher fehlt, knipst er einen Zweig ab und drapiert ihn für die Kamera auf einem Stativ.

„Was das Dokumentieren aller Brombeerarten angeht, sind wir ganz optimistisch. Denn da fehlen uns nur noch etwa 50 Arten“, kommentiert Alena Lepší. Das Buch soll 2027 in die Endredaktion gehen und im Jahr darauf in die Läden kommen.

'Fotografický atlas rostlin' | Quelle: Fotoatlas rostlin

„Natürlich wird der Atlas nützlich sein, aber vor allem auch sehr hübsch", betont Martin Lepší. Zum Wandern wird man das Werk allerdings kaum mitnehmen können. Alena Lepší begründet:

„Es wird sicher ein ansehnliches Buch für das Regal werden. Sein Format ist A4, und es wird viereinhalb Zentimeter dick sein. Wenn es dünner wäre, kämen die Fotografien und die Pflanzendetails nicht so gut zur Geltung. Aber die Einnahmen aus dem Verkauf wollen wir dann nutzen, um später eine Telefon-App zu entwickeln, die unterwegs genutzt werden kann.“

Zusammen mit den Zuschüssen der Universität stehen den Wissenschaftlern für das Buchprojekt bisher 3,5 Millionen Kronen (140.000 Euro) zur Verfügung. Für die komplette Umsetzung müsse aber noch einmal das Doppelte hinzukommen, so Alena Lepší:

'Fotografický atlas rostlin' | Quelle: Fotoatlas rostlin

„Das brauchen wir für all die Fotografen. Das Buch wird etwa 9000 Bilder enthalten. Diese wollen wir aber nicht einfach so zusammensetzen, sondern alles gut gestalten. Das Buch muss aussagekräftig sein, und das ist eben die anspruchsvollste Arbeit daran.“

Es gibt auch Paten – also Menschen, die eine Summe von mindesten 10.000 Kronen (knapp 400 Euro) spenden und sie einem speziellen Gewächs widmen. So haben etwa Hopfen, fleischfressende Pflanze oder Diptam, also der sogenannte Brennende Busch, schon ihre eigenen Förderer.

Alena und Martin Lepší | Foto: Ľubomír Smatana,  Tschechischer Rundfunk
Autoren: Daniela Honigmann , Ľubomír Smatana | Quelle: Český rozhlas Plus
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