Beileidsbekundungen, Migrationsdebatten, Betonpoller auf Weihnachtsmärkten: Reaktionen auf Magdeburg
Die Nachricht vom Anschlag in Magdeburg wurde in Tschechien mit Bestürzen aufgenommen. Auf einem Weihnachtsmarkt in Prag wurden die Sicherheitsvorkehrungen verschärft.
Noch am Freitagabend äußerte sich Tschechiens Premier Petr Fiala (Bürgerdemokraten) zum Anschlag in Magdeburg. Auf X schrieb er:
„Ich verurteile den brutalen Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg. Meine Gedanken sind bei den Familien und Angehörigen der Opfer.“
Auch weitere Politiker aus den Reihen von Regierung und Opposition brachten ihr Bestürzen über das Attentat zum Ausdruck. Tschechiens Staatspräsident Petr Pavel kondolierte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Samstag in einem Schreiben. Darin hieß es:
„In tiefer Trauer habe ich von der Nachricht über den Angriff auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg erfahren, der in eine Zeit fiel, die eigentlich von Freude und der Erwartung der Weihnachtsfeiertage geprägt sein soll. Stattdessen leiden wir, wir sind traurig und verzweifelt. Lieber Frank-Walter, ganz Tschechien, das vor einem Jahr einen ähnlichen Schock erlebt hat, steht an der Seite deines Landes.“
Pavel ging damit auf den Amoklauf an der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität vom 21. Dezember 2023 ein. Der 14 Opfer der Schießerei wurde am Samstag mit vielen Veranstaltungen in Prag gedacht. Am Rande eines Gedenkaktes sagte Pavel gegenüber dem Tschechischen Fernsehen:
„Leider spiegelt das Attentat in Magdeburg auch die generelle Radikalisierung in der Welt wider. Menschen, die auf den ersten Blick harmlos wirken – etwa eben ein Arzt und Psychiater, der seit fast 20 Jahren in Deutschland lebt – verüben so eine Tat gegen unschuldige Leute. Das sollten auch wir in Zukunft im Blick behalten. Tschechien ist zwar kein Ort, an dem sich viele Anhänger radikaler Minderheiten aufhalten. Auf der anderen Seite wird auch Tschechien künftig nicht immun gegen solche Einflüsse sein. Wir müssen darauf Acht geben – und das auf Ebene des Staates, wie auch auf der der Bürger.“
In Folge des Anschlags in Magdeburg trafen einige Politiker auch härtere Formulierungen – nicht nur solche aus den Reihen der rechtsnationalen Oppositionspartei „Freiheit und direkte Demokratie“ (SPD). Der Europaabgeordnete der in Tschechien mitregierenden Bürgerdemokraten Alexandr Vondra sagte am Freitagabend im Privatsender CNN Prima News:
„Für mich ist das ein Signal, das die Integration nicht funktioniert. Die Tat resultiert aus der naiven Vorstellung eines multikulturellen Zusammenlebens und der ungesteuerten Integration nach Europa. Die Lehre für uns muss sein, dass es so nicht weitergehen kann.“
Abseits von Debatten zur Migrationspolitik warf der Anschlag in Magdeburg auch ganz konkret die Frage der Sicherheit der tschechischen Weihnachtsmärkte auf. Innenminister Vít Rakušan (Stan) teilte noch am Freitag mit, dass es derzeit keine konkrete Bedrohung für Tschechien gebe. Bereits zu Beginn der Adventszeit habe man die Vorkehrungen auf den Weihnachtsmärkten verstärkt, hieß es. So würden Polizisten dort verstärkt Streife gehen, ausgestattet seien sie mitunter auch mit Maschinengewehren.
Die Stadt Prag hat als Reaktion auf den Anschlag zusätzlich Betonbarrikaden auf dem Weihnachtsmarkt auf dem Platz náměstí Republiky aufstellen lassen. Entsprechend geschützt ist seit Samstag auch das Moldauufer náplavka.
Bei dem Attentat in Magdeburg war am Freitag ein Mann mit einem Auto in eine Menschenmenge gerast. Fünf Personen starben, über 200 wurden verletzt. Laut dem Außenministerium in Prag ist unter den Toten und Verletzten kein tschechischer Staatsbürger.