Nonprofitsektor in Tschechien

Logo der Aktion '30 Tage für den bürgerlichen Sektor'

Mit dem 1. Januar 2001 ist in Tschechien die neue Staatsverwaltungsreform in Kraft getreten. Nach den Geburtswehen, die das mühsame Zustandekommen der regionalen Reform begleitete, ist nun auch ihre Umsetzung keineswegs problemfrei. Fest steht, dass die Gliederung des Staates in insgesamt 14 selbstverwaltete Gebiete, für die sich der Name Landkreise eingebürgert hat, grundsätzliche Änderungen für das Leben in den neuen Regionen mit sich bringt. Diese werden sich nicht zuletzt auch auf das Funktionieren bzw. die Existenz der Nonprofitorganisationen auswirken, die landesweit zu Hunderten in den einzelnen Regionen entstanden sind. Darüber konnten sich rund 180 Vertreter des Nonprofit- sowie des Staatsverwaltungsektors auf einem Seminar austauschen, das am Donnerstag und Freitag vergangener Woche im historischen Gebäude des tschechischen Senats in Prag stattfand. Jitka Mladkova hat sich dort für Radio Prag umgehört und berichtet:

Die Aufzählung der Themen, die auf der Programmliste standen und in den einzelnen Diskussionsforen behandelt wurden, ist natürlich nicht möglich. Es wurden viele Fragen aufgeworfen, von denen viele wegen mangelnder Erfahrungen nicht beantwortet werden konnten. Die Bedeutung dieses Forums bestand vor allem darin, dass man sich traf und über Probleme sprach. In Tschechien gibt es zur Zeit etwa 3000 Nonprofitorganisationen, und obwohl viele von ihnen bereits mehrere Jahre zum Teil auch sehr erfolgreich ihre Tätigkeit bewerkstelligen, sind sie hierzulande immer noch nicht zu einem allgemein bekannten Begriff geworden. Bis 1989 gab es nämlich diese Institution in der kommunistischen Tschechoslowakei so gut wie gar nicht. Der Ausländer müsste staunen, was bei uns in den zurückliegenden 10 Jahren auf diesem Gebiet geleistet wurde, sagte mir in einem Gespräch Marek Sedivy, Direktor des Informationszentrums für Nonprofitorganisationen. Und der Einheimische, der staunt nicht, fragte ich ihn. Hier ist seine Antwort:

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"Ich habe das Gefühl, das unsere Leute nur wenig darüber nachdenken, wie es hier vor 10 Jahren aussah und wie es heute ist. Sie vergessen schnell. Deshalb haben wir in diesem Jahr schon zum 4. Mal landesweit unsere Aktion '30 Tage für den bürgerlichen Sektor' veranstaltet. Ihr Ziel bzw. Sinn ist es, der breiten Öffentlichkeit zu zeigen, dass es diesen Nonprofitsektor gibt und dass seine Existenz nicht darin besteht, dass irgendwelche Organisationen nur Geld verlangen und nichts machen."

Bürgerinitiativen dienen doch den Bürgern selbst, sagte mir Marek Sedivy mit Überzeugung in seiner Stimme. Über ein Beispiel, wie eine Bürgerinitiative helfen kann, hörte ich von Eva Ovcackova aus dem mährischen Prostejov. Sie selbst war arbeitslos und bewarb sich um eine Arbeitsstelle bei einem Reisebüro, gemeinsam mit weiteren 50 Frauen. Dieses Erlebnis brachte sie auf die Idee, etwas für die Arbeitslosen in der Stadt zu tun, deren Quote sich auf 9,5 - 11 Prozent beläuft. Sie gründete vor zwei Jahren mit Unterstützung des Rathauses eine Bürgerinitiative, die - wie sie sagt - überall dort hilft, wo Hilfe gebraucht wird: bei Kindern, gesunden wie behinderten, bei der Erhöhung der Ausbildung der Interessenten durch Kurse, Vorträge von Fachexperten aus den Bereichen Psychologie, durch Rechtshilfe. Die Motivation der Mitglieder der Bürgerinitiative - bis Dato waren es 239, 89 haben eine Arbeit gefunden - sei groß, sie wollen sich als Arbeitslose, also auch unentgeltlich, realisieren, sagt Ovcackova. Sie selbst und ihre Mitarbeiter und Helfer engagieren sich für diese Leute,...:

"...damit sie wieder Selbstbewusstsein erringen und damit sie, wenn sie sich um eine Arbeitsstelle bewerben, auf die 50 Interessenten entfallen, diese auch erwerben."