Obdachlose in Olomouc erhalten ärztliche Versorgung

Man sieht sie in Hauseingängen, in der Metro oder auf Parkbänken liegen. Sie leiden oft an den verschiedensten, zum Teil lebensbedrohlichen Krankheiten, aber ärztliche Versorgung ist für sie ein Luxus, den sie sich nicht leisten können - Obdachlose. Seit Dezember gibt es nun aber im mährischen Olomouc eine Arztpraxis, wo sie Hilfe bekommen. Nach Prag hat die Caritas in Olomouc damit die zweite Arztpraxis für Obdachlose im Land eingerichtet.

Prager Wenzelsplatz...
„Ein großes Problem haben wir damit, dass bei einem Obdachlosen immer viele Krankheiten zusammenkommen. Das liegt einfach am Leben auf der Straße. Häufig leiden die Patienten unter Parasiten und Infektionen, sie haben Entzündungen und Abszesse, Erkrankungen der Atemwege, Hautkrankheiten und oft sehr ernste Kreislauferkrankungen und Atembeschwerden.“ So Petr Princ, Leiter des Obdachlosenheims Samaritán in Olomouc.

Gerade der Winter in Tschechien mit seiner klirrenden kontinentalen Kälte ist oft der größte Feind der Menschen ohne Dach über dem Kopf und ohne Versicherung. In der Caritas in Olomouc sollen diese Menschen in einer Arztpraxis Hilfe bekommen. Die Obdachlosenpraxis ist im Dezember ins Leben gerufen worden. Petr Princ:

„Die Diskussion ist aufgrund der Erfahrungen der Obdachlosenheime und ähnlicher Einrichtungen entstanden. Sie haben immer wieder mit Fällen zu tun, für die sie kaum eine Lösung finden. Hauptsächlich ist dieser Gedanke aus der täglichen Erfahrung geboren, so dass wir an einer Lösung für die Stadt Olomouc gearbeitet haben.“

Und der Bedarf ist groß, meint Petr Princ. Das hätten bereits die ersten Tage in der Arztpraxis gezeigt.

„Wir haben schon in der Eröffnungsphase an die 40 bis 50 Patienten behandelt. Aber Olomouc hat natürlich nicht so viele Obdachlose wie zum Beispiel Prag. Deshalb glaube ich, dass wir über das ganze Jahr hinweg so zwischen 200 und 300 Patienten haben.“

Logo der tschechischen Caritas
Jährlich kostet die Praxis 1,2 Millionen Kronen, rund 45.000 Euro. Seit Januar hat die Caritas einen Vertrag mit der Krankenkasse. Weitere Gelder kommen vom Magistrat der Stadt; aber auch Stiftungen und Spendengelder sollen den Betrieb sicherstellen.

Mit Beginn des Jahres gilt auch die Gesundheitsreform, das heißt, wer eine Arztpraxis besucht, muss eine Gebühr bezahlen. Wie wird das bei der Praxis für Obdachlose geregelt werden?

„Es läuft so, wie das Gesetz es vorschreibt. Das heißt, Behandlungskosten und Gebühren werden wir von denen einfordern, die ein Einkommen haben. Durch unsere Sozialanalysen haben wir bei der Mehrheit der Patienten Informationen über ihre finanzielle Situation. Die Kosten werden erlassen, wenn es sich jemand nicht leisten kann und das ist wohl die Mehrheit der Leute.“