Olympiaporträt: Soukalová will gute Form noch mit Medaille krönen

Gabriela Soukalová (Foto: ČTK)

Die Olympischen Winterspiele in Sotschi sind seit Sonntag in ihrer zweiten Hälfte. Vor dem Olympiagold von Eva Samková hatten die tschechischen Sportler drei Medaillen gewonnen, davon zwei im Biathlon. Überraschenderweise aber wurden diese von den Männern errungen, dabei kommt die größte Olympiahoffnung in dieser Sportart eigentlich aus dem Frauen-Team. Sie hört auf den Namen Gabriela Soukalová und ist mit der Empfehlung von sieben Weltcup-Siegen nach Sotschi gereist.

Gabriela Soukalová  (Foto: ČTK)
Wenn nach jedem Schießen fünfmal kurz in Folge der Jubel der Zuschauer aufbrandet, dann ist auch Gabriela Soukalová hochzufrieden – dann weiß sie mit Sicherheit, dass sie alle Scheiben getroffen hat. Und diese Gewissheit verleiht Flügel, betont die 24-Jährige:

„Wenn man alle Scheiben trifft, dann freut man sich riesig, ist voller Euphorie. Man bekommt sofort das Gefühl, dass man noch zulegen kann.“

Bis Gabriela Soukalová dieses Gefühl jedoch erstmals auskosten konnte, musste sie hart trainieren. Die sportliche Begabung wurde ihr indes schon in die Wiege gelegt, denn ihre Eltern sind einstige Aktive im nordischen Skisport. Wie ihre Mutter, die 1984 Olympiabronze in der Staffel gewann, begann Klein-Gaby mit dem Skilanglauf. In der 9. Schulklasse aber wechselte sie zum Biathlon. Mit Erfolg: In der Saison 2012/13 feierte Soukalová im slowenischen Pokljuka ihren ersten Weltcupsieg. Und im Februar 2013 bei der WM im mährischen Nové Město na Moravě äußerte die dreifache Olympiasiegerin in dieser Sportart, die Deutsche Kati Wilhelm, über die sympathische Tschechin:

Gabriela Soukalová  (Foto: ČTK)
„Sie bringt natürlich einiges mit, insbesondere die Gabe für ein sehr gutes Schießen. Läuferisch sind ihre Leistungen ganz o.k., aber da hat sie ganz bestimmt noch mehr Potenzial.“

Ihr Potenzial im Skilaufen wollte Soukalová in der Vorbereitung auf Olympia dann auch erschließen. Sie schloss sich deshalb nach der vergangenen Saison der Trainingsgruppe der tschechischen Männer an. Es war eine gute Entscheidung, sagte sie unmittelbar vor Sotschi:

Gabriela Soukalová  (Foto: ČTK)
„Diesen Schritt bewerte ich als positiv, denn die Atmosphäre im Team ist sehr angenehm und freundschaftlich. Zudem gibt mir das Training mit den Männern viel von der Ruhe zurück, die mir durch die gestiegene Popularität genommen wurde.“

Das harte Training hat sich ausgezahlt. Gleich zu Saisonbeginn zeigte sich Gabriela Soukalová in bestechender Form. Sie gewann zwei Weltcup-Wettbewerbe im schwedischen Östersund und später noch zwei weitere im bayerischen Ruhpolding. Und wäre ihr im italienischen Antholz nicht ein dummes Missgeschick beim Austausch ihres defekten Gewehrs passiert, dann wäre sie sogar als Führende des Biathlon-Weltcups nach Sotschi gereist. Im ersten olympischen Rennen, der Konkurrenz im Sprint, verfehlte sie leider drei Scheiben, das warf sie weit zurück. Doch schon zwei Tage später zeigte sie in der Verfolgung, aus welchem Holz sie geschnitzt ist: Mit einer starken Vorstellung schob sie sich vom 29. Platz noch auf den Rang 4 vor. Im Einzelrennen über 15 Kilometer wurde sie erneut Vierte, die Basis dafür war ihre starke Leistung in der Loipe:

Gabriela Soukalová  (Foto: ČTK)
„Ich denke, wenn man sich gut fühlt und läuferisch in Form ist, dann findet man in fast jedem Rennen auch immer einen Weg.“

Ihre gute Form kann Gabriela Soukalová in Sotschi auch in der zweiten Olympiawoche noch unter Beweis stellen – beim Massenstart-Rennen am Montag und in der Mixed-Staffel am Mittwoch. Für die Staffel hat sie dabei eine ganz spezielle Motivation:

„Ich mag die Staffelrennen, denn bei ihnen hat man seinen Wettkampf schnell hinter sich. Außerdem sage ich mir bis heute immer wieder: Die Sicherheit ist groß, alle Scheiben zu treffen, weil man drei Patronen zum Nachladen hat.“

Autor: Lothar Martin
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