Originell wie kaum ein anderer: Vor 140 Jahren wurde Josef Váchal geboren

Portmoneum

Am 23. September 1884 wurde mit Josef Váchal einer der originellsten tschechischen Künstler und Denker des 20. Jahrhunderts geboren.

Josef Váchal | Foto: e-Sbírky,  Nationalmuseum,  CC BY-NC-ND 4.0 DEED

Graphiker, Schnitzer, Schriftsteller und Philosoph, unbändiger Visionär, leidenschaftlicher Wanderer und Hundeliebhaber – das alles war Josef Váchal. Den Großteil seines Lebens hat er in Armut und am Rande der Gesellschaft verbracht. Erst in letzten Lebensjahren erntete Váchal Anerkennung für seinen eigenen künstlerischen Stil, den er unter dem Eindruck des Expressionismus entwickelt hatte.

Josef Váchal,  Krvavý román | Foto: Verlag Československý spisovatel

Als beste Arbeiten Váchals gelten Bücher, die er selbst schrieb, illustrierte, nur in kleiner Ausgabe druckte und band. Einige davon gehören heute zu den wertvollsten tschechischen Originalen, so etwa „Šumava umirající a romantická (Böhmerwald sterbend und romantisch) und „Krvavý román“ (Der blutige Roman). Obwohl viele Menschen diese Werke als Phantasmen und absurd bezeichneten, wurden sie in Filmen und Hörspielen verarbeitet.

Váchal wurde in dem westböhmischen Dorf Milavče / Milawetsch als uneheliches Kind geboren. Sein Vater war ein Cousin des Malers Mikoláš Aleš. Josef hatte keine einfache Kindheit und gab sich eher mit Tieren, vor allem Hunden, als mit Menschen ab. Das Gymnasium brach er ab und machte eine Buchbinderlehre. Nebenbei interessierte er sich für Okkultismus und Esoterik.

Illustration aus Wanderbuch zweier Pilger und einer Pilgerin,  Josef Váchal | Foto: Regionalmuseum in Litomyšl

Die Teilnahme am Ersten Weltkrieg bedeutete für Váchal ein Lebenstrauma. Auch die deutsche Besetzung der Tschechoslowakei ab 1939 erlebte der Künstler als Bruch in seinem Leben, ebenso wie den aufkommenden Kommunismus ab 1948. Seine Wohnstätte, das Familiengut seiner Lebensgefährtin Anna Macková in Studeňany, wurde verstaatlicht. Váchal musste daraufhin in einer feuchten Kammer der Traktorstation leben, wo er im Mai 1969 starb.

Es ist dem Buchdrucker Josef Portman, einem Bewunderer Váchals, zu verdanken, dass eines der bemerkenswertesten Werke des Malers entstand und heute noch zu bewundern ist. Portman ließ zwei Zimmer seines Hauses in Litomyšl / Leitomischel von Váchal gestalten. Sie sind als Portmoneum für die Öffentlichkeit zugänglich.

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