Palastgärten werden immer mehr besucht
Aus dem Garten "Na valech", einem der Gärten der Prager Burg, kann man, wenn man von der Burg zur Kleinseite heruntergelangen will, entweder über die Alte Schlosstreppe nach Klarov gehen, oder aber einen bedeutend angenehmeren Weg wählen: Und zwar kann man zuerst durch den Kleinen Fürstenberg-Garten und danach durch die übrigen Palastgärten spazieren, die während der vergangenen Jahre allmählich renoviert wurden.
Aus dem Garten "Na valech", einem der Gärten der Prager Burg, kann man, wenn man von der Burg zur Kleinseite heruntergelangen will, entweder über die Alte Schlosstreppe nach Klarov gehen, oder aber einen bedeutend angenehmeren Weg wählen: Und zwar kann man zuerst durch den Kleinen Fürstenberg-Garten und danach durch die übrigen Palastgärten spazieren, die während der vergangenen Jahre allmählich renoviert wurden.
Es handelt sich um eine einzigartige Serie von Gärten, die die Residenzpaläste des Adels in der Landeshauptstat Prag ergänzten. Gärten sind erst in der Renaissance Bestandteil eines Adeligensitzes geworden. Der bedeutendste Garten aus dieser Zeit ist der Königliche Garten auf der Prager Burg. In der Zeit, als die Serie von Palästen unterhalb der Burg erbaut wurde und der Hang seine einstige Fortifikationsaufgabe verlor, entstand dort zugleich ein Komplex von Barockgärten italienischer Art, der bei uns einzigartig ist.
Wie sah es unterhalb der Burg aus, als es dort noch keine Palastgärten gab? Der südliche Abhang unterhalb der Prager Burg ist so steil, dass hier einst die Eroberer zumindest zu Pferde keine Chance hatten, die Burg einzunehmen, und auch die Fußsoldaten hatten es immer schwer, bis zur Burg hinaufzuklettern. Denn die Burggrafen achteten bis zur Zeit Karls IV. streng darauf, dass der Abhang kahl und wüst blieb. Karl IV. fand es jedoch schade, den südlichen Abhang so ungenutzt zu lassen und befahl daher, dort Weinreben anzupflanzen. Dafür mussten Terrassen geschaffen werden, und damit änderte sich das Aussehen des ganzen Abhangs bedeutend. Später entstand hier ein einzigartiger Komplex von Barockgärten, die leider jedoch jahrelang nicht zugänglich waren.
Noch in der Mitte des 16. Jahrhunderts gehörte aber dieses Gebiet zur Stadtperipherie, da hier die mittelalterliche Stadtbefestigung endete. Durch das Tal - ungefähr zwischen dem heutigen Palffy-Palais und dem Waldstein-Palais -führte ein alter Handelsweg durch das damalige Pisek-Tor. Die Verlegung der Stadtmauer unter Rudolf II. stellte einen wichtigen Schritt dar, durch den die Bedeutung dieses Teils der Kleinseite hervorgehoben wurde. In den 20er Jahren des 17. Jahrhunderts begann der kaiserliche Generalissimus Albrecht von Waldstein (Wallenstein) hier, seinen großartigen Palast zu bauen und lenkte damit das Interesse des Adels auf diese Gegend.
Zu einer schnellen Bauentwicklung kam es nach dem dreißigjährigen Krieg. Durch die Verbindung von zwei Renaissance-Häusern entstand das spätere Ledebour-Palais. Zu diesem Gebäude gehörte damals am Ende des 17. Jahrhunderts auch ein Garten, der bis hinauf zur Prager Burg führte. Die Umgestaltung dieses ursprünglichen Renaissance-Gartens in einen prunkvollen Barockgarten geschah auf Initiative der Gräfin Marie Charlotte von Trauttmansdorf, die das Palais samt Parkanlage 1697 gekauft hatte. Im niedrigsten Teil des Gartens entstand eine Salla terrena - wahrscheinlich nach einem Entwurf von Giovanni Battista Alliprandi. Für die Bergflanken entwarfen die Architekten perspektivisch kühne Terrassenarchitekturen mit Treppen, Bögen, Galerien und Skulpturen, mit Brunnen, Glorietten und Pavillons. Bis Ende des 18. Jahrhunderts entstanden ähnliche Terrassen auch hinter den übrigen umliegenden Palästen. Es entstanden der Kleine und Grosse Palffy-Garten, der Kolowrat-Garten sowie der Kleine und Grosse Fürstenberg-Garten.
Einige dieser Gärten waren noch Anfang der 60er Jahre zugänglich. Der Zustand der Parkanlagen, die jedoch jahrelang kaum oder nicht entsprechend instand gehalten wurden, hatte sich innerhalb kürzester Zeit verschlechtert. Zu ihrer Schließung während der Zeit der sog. Normalisierung Anfang der 70er Jahre trug sicherlich auch die Tatsache bei, dass die kommunistischen Burgherren kein Interesse daran hatten, dass das einfache Volk die so nahe an der Burg liegenden Gärten betrat.
Nach jahrelanger Verwüstung begann man 1989 mit der Restaurierung dieser Gärten, konkret handelte es sich vorläufig um den Ledebour-Garten und den Kleinen Palffy-Garten. 1991 wurde das ganze Ledebour-Palais dem Staatlichen Amt für Denkmalpflege zur Verfügung gestellt, und damit übernahm das Amt auch die gesamte Rekonstruktion der anliegenden Parkanlagen. Im Juni 1995 wurden der Ledebour- und der Kleine Palffy-Garten für die Öffentlichkeit geöffnet. Zwei Jahre später konnte auch der Grosse Palffy-Garten geöffnet werden, im Jahre 2000 dann der Kolowrat- und der Kleine Fürstenberg-Garten.
Die Palastgärten werden von der Gesellschaft UNICA verwaltet, deren Direktor Zbynek Hyrsl, ich nach dem aktuellen Stand der Renovierungsarbeiten in den Gärten fragte:
"Jetzt ist die Rekonstruktion der gesamten Gärten fast fertig, als letzter wurde der Kleine Fürstenberg-Garten geöffnet. Der mit massiven Gittern verzierte Eingang in diesen Garten aus der Valdstejnska-Straße ist sehr imposant. Jetzt erwartet uns die letzte Etappe der Renovierungsarbeiten - die Renovierung des Großen Fürstenberg-Gartens. Zur Zeit werden Projekte der Rekonstruktion ausgearbeitet und man versucht festzustellen, wie der Garten früher ausgesehen hat."
Jetzt kann man also den Ledebour-, den Kleinen und den Großen Palffy-Garten, den Kolowrat- und den Kleinen Fürstenberg-Garten besuchen. Die Gärten sind miteinander verbunden. Es gibt drei Eingänge in den gesamten Gartenkomplex. der eine vom Waldstein-Platz Nr. 3 durch das Gebäude des Amtes für Denkmalpflege, und die beiden anderen, die bereits erwähnt wurden - von der Valdstejnska-Straße und von oben vom Garten Na valech aus. Der obere Eingang von der Prager Burg wird von den Besuchern - wie Zbynek Hyrsl erklärte - auch am häufigsten benutzt. Die Gärten sind inzwischen Bestandteil von Stadtführungen geworden. In den letzten Jahren wurden sie auch in die Reiseführer miteinbezogen. Über Mangel an Besuchern können die Verwalter nicht klagen. Zbynek Hyrsl hinzu:
"Die Besucherzahl steigt - was für unsere Gesellschaft sowie für die Gärten sehr gut ist. Dies betone ich deshalb, weil der Erlös aus Eintrittsgeld für die grundlegende Instandhaltung und den Betrieb der Gärten ausreichen soll. 1995, als der erste Teil der Gärten zugänglich gemacht wurde, wurden sie von mehr als 60.000 Menschen besucht. Die Tendenz war steigend - 1998 waren es schon fast 80.000 Besucher und im vergangenen Jahr haben sogar mehr als 120.000 Menschen den Weg in unsere Gärten gefunden. Es bleibt noch hinzuzufügen, dass die Gärten nur während der Saison geöffnet sind, d.h. von April bis Oktober von 10 bis 18 Uhr."
Die Palastgärten werden auch kommerziell genutzt, neben Kulturveranstaltungen werden hier auch verschiedene gesellschaftliche Treffen organisiert. In den vergangenen Jahren wurden in den Gärten Konzerte organisiert. Zbynek Hyrsl dazu:
"Wir veranstalten Konzerte, aber da sie im Freien stattfinden, sind wir auf das Wetter angewiesen. Aus diesem Grund haben wir darauf verzichtet, Konzertzyklen zu organisieren. In diesem Jahr wollen wir drei bis viermal in der Woche Konzerte in den Gärten veranstalten, für die aber kein Eintrittsgeld kassiert wird, die Musikproduktion wird Bestandteil der üblichen Führung durch die Gärten sein. Wir wollen u.a. das Orchester der Burgwache für diese Auftritte engagieren."
Neben Konzerten werden in der Galerie, die sich vor dem Ledebour-Garten befindet, regelmäßig Ausstellungen installiert. Die Galerie ist das ganze Jahr lang geöffnet. Für Besuchergruppen, die die Gärten außerhalb der üblichen Öffnungszeiten besichtigen wollen, gibt es die Möglichkeit, den Besuch im Voraus zu buchen.