Die englische Prinzessin Anne, Tochter von Elisabeth der zweiten, hatte am Sonntag englischen Boden verlassen und tschechischen betreten. Dass sie damit ihrer Verwandtschaft gar nicht mal so weit entrückt war, das ahnte die Prinzessin vermutlich selber nicht.
Wilhelm von Pernstein
Es war einmal ein Adliger aus Böhmen, der hieß Vilem z Pernstejna, Wilhelm von Pernstein. Wilhelm lebte vor 500 langen Sommern und war der reichste Adlige im böhmischen Reich und ein ausgezeichneter Verwalter und Kaufmann - genau und vorsichtig. Er Kaufte mit seinem Gold nicht nur eine Herrschaft nach der anderen, sondern baute diese auch zu blühenden Städten und Landschaften aus. Vor allem seine Residenz Pardubice wurde unter seiner Herrschaft zu einem neuen Stern am Städtehimmel. Wilhelm von Pernstein wurde verehrt für seine Gerechtigkeit. Manche sagten ihm allerdings nach, dass er die armen Leute auf dem Lande unterdrückte. Aber das steht in einem anderen Kapitel.
Die englische Prinzessin Anne (Foto: CTK)
Wilhelm hatte auch eine Frau, Johanna aus Liblice, die großen Einfluss auf ihn hatte und eng an seiner Seite stand und lag. Und so kam es, dass beide zwei Töchter und zwei Söhne miteinander hatten. Diese hatten wiederum Kinder und auch diese Kinder hatten welche. So war das damals noch. Eine von diesen Urenkeln vom alten Wilhelm war Elisabeth. Sie wählte einen Gemahl aus dem deutschen Geschlecht der Fürstenberg und diese Fürstenbergs waren mit den Windsors verwandt. Und wie wir wissen, stellen die Windsors noch heute die Könige und Königinnen von England. So kommt es, dass der heutige englische Thronfolger Prinz Charles in seinem Stammbaum noch den alten Böhmen Wilhelm von Pernstein stehen hat. Und Prinzessin Anne, die Schwestern von Charles, die ja dann mit Wilhelm auch irgendwie verschwippst ist, die ist am Sonntag nach Tschechien gekommen, in das frühere böhmische Königreich und hat sich vor allem Pferde angeschaut, die sie nämlich sehr liebt. Dafür ist sie nach Kladruby gefahren, wo es noch die einzigartige Rasse der Altkladruber gibt. Hervorragende Kutschpferde übrigens. Die Direktorin des Gestüts, Lenka Gotthardova, war dann auch ganz begeistert von Prinzessin Anne:
Die englische Prinzessin Anne (Mitte) mit Präsident Vaclav Klaus und seiner Gattin Livie (Foto: CTK)
"Obwohl sie sich sehr würdevoll gab, so hat sie sich dabei doch absolut normal verhalten. Und das muss man immer sehr hoch anrechnen."
Von Kladruby ging die Reise weiter zum Pferderennen nach Pardubice, in die frühere Herrschaft des alten Wilhelm von Pernstein. Das Rennen steht aber auch in einem anderen Kapitel des Tagesecho. Hier nur kurz der glückliche Sieger des Rennens, der die Prinzessin auch zu Gesicht bekommen hat.
"Ich habe noch nie einer Prinzessin die Hand geküsst. Heute ist es passiert. Das ist klasse!"
Am Abend ging es dann königlicher zu. Nämlich auf der Prager Burg, wo - manche bedauern es - kein böhmischer König auf die Prinzessin aus England wartete, sondern der tschechische Präsident Vaclav Klaus mit seiner Gattin und dem Dinner. Auf den gegrillten Schafskäse an Honigsoße folgte der böhmische Küchenklassiker - marinierte Entenkeule, an Blattspinat mit Knödel-Variationen. Und ein Dessert soll es auch gegeben haben. Schmecken ließ es sich auch der tschechische Außenminister Karel Fürst von Schwarzenberg, der - wir hoffen nicht zum Neid des Präsidenten - auch mit Prinzessin Anne verwandt ist. Bevor die Prinzessin den Kontinent am Dienstag wieder verlässt stehen noch ein paar five o´ clock teas auf dem Programm mit Vertretern von Schulen, Stiftungen und Unternehmen.