Petr Čech bleibt das (einzige) Aushängeschild des tschechischen Fußballs

Petr Čech

Der tschechische Fußball läuft seit einigen Jahren der Musik hinterher. Auch deshalb, weil Weltklasse-Spieler wie Pavel Nedvěd oder Karel Poborský ihre aktive Karriere inzwischen beendet haben. Ein populäres Aushängeschild aber ist ihm geblieben: Torwart Petr Čech. Bei der vom Internationalen Verband für Fußball-Geschichte und -Statistik (IFFHS) durchgeführten Wahl nach dem Welttorhüter des Jahres, die jüngst veröffentlicht wurde, belegte Čech den dritten Platz.

Petr Čech | Foto: Filip Jandourek,  Tschechischer Rundfunk
Petr Čech ist jetzt im wohl besten Fußball-Alter. Mit seinen 28 Jahren hat er aber schon einige Erfolge vorzuweisen. Čech wurde 2005 zum Welttorhüter des Jahres gekürt, ein Jahr zuvor wurde er bei der Europameisterschaft in Portugal ins UEFA-All-Star-Team und zum Torhüter des Turniers gewählt. Bei der EM 2004 erlebte der tschechische Fußball auch seinen letzten Höhepunkt: Die Nationalmannschaft begeisterte mit kombinationsstarkem Offensivspiel und unterlag erst im Halbfinale dem späteren Europameister Griechenland. Im Jahr 2002 hatte Čech großen Anteil daran, dass die tschechische Nachwuchsauswahl U21-Europameister wurde.

Seit vier Jahren aber hat Petr Čech ein ganz besonderes Markenzeichen: Er spielt seit Januar 2007 mit einem 80 Gramm schweren Helm aus Kunststoff, der dem Rugby-Helm ähnelt. Der Grund dafür ist die schwere Verletzung, die sich Čech beim Premier-League-Spiel seines FC Chelsea gegen den FC Reading am 14. Oktober 2006 zugezogen hat. Bei einem Zusammenstoß mit Gegenspieler Stephen Hunt erlitt er einen Schädelbasisbruch. Im Sommer 2007, als Čech zum dritten Mal als bester tschechischer Fußballer der Saison mit dem Goldenen Ball geehrt wurde, hatte er diesen schwarzen Moment aber schon gut verarbeitet:

„Das war für mich ganz sich eine außergewöhnliche Saison. Ich durchlief sie wie auf einer Achterbahn – zweimal war ich oben und zweimal unten. Nach meiner Schulteroperation war ich gut in Form, dann aber kam die zweite Operation und ich war wieder ganz unten. Ich musste mich erneut aufrappeln und viel Schweiß für mein Comeback investieren. Diese Anstrengungen aber haben sich ausgezahlt und wurden belohnt, indem ich bis zum Saisonende gut drauf war.“

Eine Verletzung hat Petr Čechs Karriere auch schon in früher Kindheit beeinflusst. In der Jugend von Viktoria Pilsen begann Čech eigentlich als Mittelfeldspieler und spielte nur ab und zu Torhüter. Nach einem Beinbruch im Alter von 10 Jahren entschied er sich nur noch im Tor zu stehen. Eine gute Entscheidung, denn spätestens seit der EM 2004 gilt Čech als einer der besten Torhüter der Welt. Während der EM 2008 war so auch das Wiener Riesenrad mit einem Bild Čechs dekoriert. Für die tschechische Nationalmannschaft hat er schon über 70 Spiele bestritten. Mit seinem jetzigen Verein, dem FC Chelsea, hat er schon zehn Pokale gewonnen. Zwei davon in der vergangenen Saison – die englische Meisterschaft und den FA Cup. Diese Erfolge waren dann auch das Unterpfand für den dritten Platz bei der Welttorhüter-Wahl. Vor ihm platzierten sich nur der Spanier Iker Casillas und der Brasiianer Julio Cesar, die im Gegensatz zu ihm an der WM in Südafrika teilnahmen. Eine vordere Platzierung bei einer für alle Spieler offenen Wahl, wie beispielsweise der „Goldene Fußball“ von France Football, sei aber für einen Torhüter sehr schwierig, so Čech:

„Für einen Torwart ist es immer schwierig, denn die Fans schätzen das Toreschießen mehr als die Verhinderung von Treffern. Selbst wenn ein Keeper eine großartige Saison einschließlich einer WM gespielt hat, wird trotzdem zumeist ein Feldspieler zum Besten gewählt, der für ein bestimmtes Team viele Tore erzielt hat. So ist halt der Fußball.“

In Tschechien aber weiß man längst zu schätzen, was Petr Čech für das Renommee des hiesigen Fußballs schon geleistet hat.

Autor: Lothar Martin
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