Sohn der Stadt Pilsen: Welttorhüter Petr Čech
Der tschechische Fußballtorwart Petr Čech ist wohl die berühmteste Person, die Plzeň / Pilsen als ihre Heimat betrachtet. Der Weg des aus der westböhmischen Stadt stammenden Spielers an die Spitze der Fußballwelt ist eine faszinierende Geschichte von Entschlossenheit und Talent. Čech begann seine Karriere bei Viktoria Pilsen und arbeitete sich über Chmel Blšany, Sparta Prag und Stade Rennes in Frankreich bis zum FC Chelsea vor, wo er große Erfolge erzielte. Im Folgenden blicken wir auf die Karriere dieses Ausnahmesportlers zurück. Sie hören eine weitere Folge aus der Serie Entdeckungskreise durch Tschechiens Kreise.
Petr Čech kam am 20. Mai 1982 in Pilsen zur Welt. Seine Karriere begann er als Stürmer in der Jugendmannschaft des FC Viktoria Pilsen. Erst später wechselte er ins Tor. Jiří Hošek, Chefredakteur des TV-Senders Canal Plus Sport und Fußballexperte, weiß warum:
„Schuld daran war eine sehr schwere Verletzung, die er im Alter von etwa zwölf Jahren erlitt: ein komplizierter Beinbruch. Das kann ein Handicap sein, das die Karriere beendet. In seinem Fall ist das Bein sehr gut verheilt, doch dies war ein Wendepunkt.“
Nach seiner Rückkehr auf das Spielfeld habe sein Trainer dem Jungen empfohlen, sich als Torhüter zu versuchen, so Hošek weiter. Schon als Junior schaffte es Petr Čech in die Nationalmannschaft und glänzte bei der U-16-Europameisterschaft. Er wurde zum besten Torhüter des Turniers gewählt und läutete damit den Beginn einer erfolgreichen Karriere ein. Doch der FC Viktoria Pilsen erkannte die Qualitäten des jungen Torhüters nicht und ließ ihn 1999 für 350.000 Kronen, das sind heute rund 14.000 Euro, zum Erstligaverein Chmel Blšany ziehen. Jiří Hošek:
„Wir müssen uns klarmachen, dass 350.000 Kronen für einen so jungen Spieler in jener Zeit eine ziemlich hohe Summe war. Außerdem war Viktoria Pilsen damals nicht der große und titelverwöhnte Fußballverein wie in den 2010er und 2020er Jahren.“
Pilsen – Blšany – Prag
Zwei Jahre später bezahlte Sparta Prag dem Verein aus dem nordböhmischen Ort Blšany für den erstklassigen Spieler bereits 22 Millionen Kronen, also etwa 890.000 Euro. Während seines zweijährigen Engagements in Prag brillierte Čech auch dort. Und er baute sich laut Jiří Hošek erstmals im Ausland einen guten Ruf auf:
„Sparta setzte ihn auch in den europäischen Pokalwettbewerben ein, so dass er von Vereinen und Scouts in Europa wahrgenommen wurde. Der Durchbruch auf der internationalen Bühne kam, als er mit der tschechischen U-21-Fußballnationalmannschaft die Europameisterschaft gewann. Es war das erste und bisher auch einzige Mal in der Fußballgeschichte des Landes, dass die Kicker bis 21 Jahren den Titel geholt haben. Und Petr Čech wurde zum Torhüter des Turniers gewählt. Das war sicherlich ein wichtiger Meilenstein in seiner Karriere.“
Ein Jahr später ging Čech für fünf Millionen Euro zum französischen Verein Stade Rennes und wurde damit zum teuersten tschechischen Torhüter der Geschichte. 2004 wechselte er für 13 Millionen Euro zu Chelsea und war damit einer der teuersten Torhüter der Welt. Beim FC Chelsea blieb er bis 2015. In seiner ersten Saison dort trug er maßgeblich zum Gewinn der Premier League bei. Unter anderem stellte er in der englischen Liga einen neuen Rekord auf für die Zeit am Stück, in der er ohne Gegentor blieb: Es waren unglaubliche 1025 Spielminuten. Hošek erwähnt einen unbekannten Umstand von Čechs Wechsel nach England:
„Er hätte eigentlich schon wesentlich früher zum FC Chelsea wechseln sollen. In jener Zeit war die Tschechische Republik aber noch kein EU-Mitgliedsstaat, und das britische Innenministerium erteilte Petr Čech keine Arbeitserlaubnis. Deswegen kam es zum Zwischenstopp in Rennes.“
Über Stade Rennes zu FC Chelsea
In der Saison 2011/12 gewann Čech mit Chelsea die Champions League. Zur Saison 2015/16 verließ er den FC Chelsea nach elf Jahren und wechselte zum FC Arsenal. Im Januar 2019 kündigte der Tscheche das Ende seiner aktiven Karriere an. Sein letztes Spiel war das Europa-League-Finale, das er mit dem FC Arsenal mit 1:4 gegen seinen früheren Verein FC Chelsea verlor. Nach dem Duell blickte er in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks auf seine Karriere in London zurück:
„Ich schätze es besonders hoch ein, dass ich 15 Jahre am Stück in der besten Liga der Welt gespielt habe. Dazu war es notwendig, stets Höchstleistungen zu bringen. Fast jedem Profi gelingt es, zumindest eine Saison lang sehr gut zu spielen. Dann jubeln alle, doch wenn man danach nicht mehr erste Wahl ist, dann verschwindet man vielleicht drei Jahre später schon wieder in der Versenkung. Mir ist es aber gelungen, mich 15 Jahre lang auf dem höchsten Niveau zu halten.“
Zur gleichen Zeit, als er bei Chelsea anfing, wurde Petr Čech auch erstmals in die tschechische A-Nationalmannschaft berufen. Bei seinem ersten großen internationalen Turnier, der EM 2004, zog er mit dem Team bis ins Halbfinale ein. Das unglückliche 0:1 durch ein Golden Goal in der Verlängerung gegen Griechenland verhinderte den möglichen Titelgewinn, und so wurde der dritte Platz Čechs größter Erfolg mit der Nationalmannschaft. Aufgrund seiner Leistungen wurde er ins Uefa-All-Star-Team und zum Torhüter des Turniers gewählt. Der Fußballexperte Hošek streicht insbesondere seine Leistung im Duell gegen die Niederlande heraus und nennt noch ein Duell bei der WM 2006:
„Während dieses Abends bei der EM in Portugal wurde Petr Čech zum internationalen Star. Zwei Jahre später kam die damalige starke Generation – neben Petr Čech gehörten auch etwa Pavel Nedvěd und Tomáš Rosický dazu – zur Weltmeisterschaft in Deutschland. Die Nationalmannschaft besiegte im ersten Spiel die USA. Im zweiten Duell traf sie in Köln auf das sehr talentierte afrikanische Team Ghanas und zog die ganze Zeit lang am kürzeren Ende des Strangs. Obwohl die Tschechen letztlich 0:2 verloren, zeigte Petr Čech wohl die beste Leistung eines Torhüters, die ich je gesehen habe. Er verhinderte fünf ganz klare Treffer. Es hätte ein riesiges Debakel für Tschechien sein können, doch Petr Čech zog die Bälle an wie ein Magnet. An dieses Duell wurde später oft erinnert.“
Nie mehr ohne Helm
In der Saison 2006/2007 erlitt der Spieler mehrere Verletzungen. In der Premier-League-Begegnung gegen den FC Reading im Oktober 2006 zog er sich 16 Sekunden nach dem Anpfiff der Partie bei einem Zusammenstoß mit seinem Gegenspieler Stephen Hunt einen Schädelbasisbruch zu. Er wurde noch am selben Tag operiert. Jiří Hošek erinnert sich:
„Ich habe damals das Match geschaut und mir gedacht: Das sieht schlimm aus. Die Kommentatoren spielten die Verletzung herunter, doch später stellte sich heraus, dass sie lebensbedrohlich war. Petr Čech stieg jedoch unglaublich schnell wieder ins Training ein. Bis zum Ende seiner Karriere spielte er mit einem Helm. Mir hat er einmal gesagt, dass der Helm für ihn ein großes Handicap gewesen sei, er habe ihn in der Orientierung behindert. Auch unter diesem Gesichtspunkt ist es bewundernswert, dass Čech zum Fußball zurückkehrte und sich auf Weltniveau halten konnte.“
Der Sportler selbst sagte in einem Interview gegenüber dem Tschechischen Rundfunk, diese Erfahrung habe ihn jedoch nachdenklicher gemacht:
„Auf der einen Seite hat die Verletzung mein Leben dahingehend verändert, dass ich begonnen habe, ganz anders über gewisse Dinge nachzudenken. Auf der anderen Seite hat der Vorfall dazu geführt, dass ich meine Karriere dann so fortgesetzt habe, wie ich es getan habe: Ich bin aus dieser Situation stärker denn je herausgegangen. Zudem hat mir der Vorfall gezeigt, dass man alle Dinge zu 100 Prozent machen muss. Denn man weiß nie genau, wann die Karriere zu Ende ist. Manchmal genügt eine unliebsame Kleinigkeit, und alles ist vorbei.“
124 Spiele für Tschechiens Nationalmannschaft
Bis heute ist der Torwart stolz darauf, dass er von 1998 bis 2016 bei allen Europameisterschaften für Tschechien dabei war, sowohl im Nachwuchs als auch bei den Männern. Petr Čech wurde einmal zum Welttorhüter und dreimal zum besten Torhüter Europas gekürt, außerdem wurde er neunmal zum tschechischen Fußballer des Jahres gewählt.
„Petr Čech hält den Rekord an Einsätzen im Nationaldress. Kaum ein Spieler – und sicher kein Torhüter – wird seine 124 Spiele für die tschechische Elf überbieten. Zusammen mit den Legenden wie Josef Bican und František Plánička gehört er sicher in die Ruhmeshalle des tschechoslowakischen beziehungsweise tschechischen Fußballs.“
Nach dem Karriereende im Fußball gab Čech bekannt, künftig Eishockey spielen zu wollen. Zudem ist er bekannt dafür, dass er Schlagzeug spielt. Jiří Hošek betont des Weiteren, dass Petr Čech sich für wohltätige Zwecke engagiere und versuche, Kindern aus sozial benachteiligten Familien durch Sport zu helfen.
Er sei überzeugt, dass Petr Čech in jedem Bereich, den er wähle, erfolgreich wäre, schließt der Fußball-Experte ab.
Verbunden
-
-
Entdeckungsreise durch Tschechiens Kreise
Prag ist sicher das Touristen-Highlight in Tschechien. Aber auch außerhalb der Stadtgrenzen gibt es schöne Orte, die einen Besuch wert sind.
