„Absolut unprofessionell“ – drei tschechische Fußball-Nationalspieler wegen nächtlicher Party suspendiert

Der tschechische Nationalspieler Jan Kuchta (links) und der polnische Nationalspieler Pawel Bochniewicz

Ein Skandal überschattet das anstehende wichtige EM-Qualifikationsspiel der tschechischen Fußballer. In der Nacht auf Sonntag waren drei Nationalspieler bis in die frühen Morgenstunden in einer Bar feiern. Sie sind am Sonntag vom Team ausgeschlossen worden.

Die beiden Verteidiger Jan Brabec und Vladimír Coufal sowie der Stürmer Jan Kuchta sind eigentlich erfahrene Fußballspieler. Und sie standen am Freitagabend beim EM-Qualifikationsspiel in Polen in der Startelf der tschechischen Mannschaft. Das Spiel ging 1:1 unentschieden aus, und am Montag braucht Tschechien daher noch mindestens einen Punkt aus dem Heimspiel gegen Moldawien, um sich direkt für die EM in Deutschland zu qualifizieren.

Jaroslav Šilhavý | Foto: YouTube

Dennoch waren Brabec, Coufal und Kuchta in der Nacht auf Sonntag am Spielort Olomouc / Olmütz in einer Bar. Angeblich kamen sie erst in den frühen Morgenstunden ins Teamhotel zurück. Nationaltrainer Jaroslav Šilhavý hatte keine andere Wahl und suspendierte die Spieler:

„Als ich davon erfuhr, war dies eine große Enttäuschung. Und daraus ergeben sich Komplikationen. Ich konnte nicht anders handeln. Die Spieler haben sich zwar entschuldigt, aber sie mussten gehen. Ihnen ist bewusst geworden, was sie gemacht haben, und sie haben das sehr bedauert. Aber es ist passiert, und sie müssen die Konsequenzen tragen.“

Über den Ausflug ins Nachtleben hatte als erstes das Fachblatt „Sport“ informiert. Der Artikel war mit Handy-Fotos aus dem Club namens Belmondo illustriert, auf diesen sind die Spieler deutlich zu erkennen. Auch wegen der heutigen Medienwelt hält der Fußballexperte und frühere Erstligaspieler Zdeněk Folprecht diesen Fehltritt für unverantwortlich…

Zdeněk Folprecht | Foto: Khalil Baalbaki,  Tschechischer Rundfunk

„Die Jungs wussten doch: Wenn sie ins Stadtzentrum gehen, dann werden sie von den Menschen fotografiert, und ganz Fußball-Tschechien erfährt davon. Anscheinend war ihnen dies aber einfach egal“, so Folprecht.

Die tschechische Fußballwelt schüttelt nun den Kopf über die drei Sünder. Und der ehemalige Bundesliga-Spieler František Straka sagt, gerade Vladimír Coufal habe er eigentlich immer als Vorbild gesehen. Denn der 31-jährige Außenverteidiger spielt in England bei West Ham United. Coufal habe dem Nachwuchs verdeutlicht, dass man es in große Ligen wie die Bundesliga oder eben die Premier League schaffen könne, so Straka. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks nahm der frühere Libero kein Blatt vor den Mund:

„Ich stelle mir da die Frage: Wie ist das möglich? Und warum haben die Spieler dies vor einem so wichtigen Spiel gemacht? Das will nicht in meinen Kopf hinein. Das ist absolut unprofessionell und ein Skandal.“

Bei der Pressekonferenz am Sonntag, in der es eigentlich um das abschließende Duell mit Moldawien gehen sollte, drehte sich alles fast nur um den Skandal. Und die Journalisten fragten ebenfalls nach den Gründen für den Partygang. Nur: Es gab keine Antwort…

„Wir haben natürlich auch gefragt, wie der Impuls entstanden ist, warum den Jungs diese Idee gekommen ist. Wir haben derzeit aber keine Erklärung. Das ist alles sehr unglücklich. Selbstverständlich gehen wir nicht um 22 Uhr kontrollieren, ob das Licht in den Zimmern schon gelöscht ist. Aber ich spüre meine Verantwortung für das, was passiert ist.“, sagte der Manager des tschechischen Nationalteams, Tomáš Pešír.

Illustrationsfoto: phillipkofler,  Pixabay,  Pixabay License

Auch Nationaltrainer Šilhavý ist durch den Skandal erneut in Bedrängnis geraten. Denn der Coach gilt als angezählt, nachdem zuletzt die Leistungen der tschechischen Fußballer nicht so überzeugend waren. Und es ist bereits der zweite Vorfall in der Phase der EM-Qualifikation. Mittelfeldspieler Antonín Barák hatte sich nach dem 3:1-Auftaktsieg gegen Polen im März dieses Jahres wohl beschwert, dass er nicht in der Startelf gestanden hatte. Nach einem Gespräch, das Team-Manager Pešír mit Barák führte, wurde der Spieler vom AC Florenz nicht mehr ins Nationalteam berufen.

Der jetzige Skandal erinnert allerdings eher an den letzten großen innerhalb der tschechischen Mannschaft von 2007. Damals hatten sich einige Nationalspieler um den Verteidiger Tomáš Ujfaluši in der Nacht nach der Heimniederlage in der EM-Qualifikation gegen Deutschland Prostituierte auf ihre Hotelzimmer bestellt. Auch sie wurden suspendiert. Trotzdem gelang Tschechien sogar die Qualifikation vom ersten Platz aus. Auf eine ähnliche Trotzreaktion des Teams hofft nun auch Šilhavý:

„Ich bin mir sicher, dass wir genügend viele gute Spieler haben, die die drei ersetzen können“, so der Coach am Sonntag.

Autor: Till Janzer | Quellen: Český rozhlas , ČTK
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