Tschechien unterliegt der Türkei: Die Pechvögel der EM fliegen raus
Bei der Fußball-EM ist die tschechische Nationalmannschaft von Trainer Ivan Hašek am Mittwoch aus dem Turnier geflogen. Denn im umkämpften letzten Spiel der Gruppenphase konnte sich die Türkei mit 2:1 durchsetzen. Während die tschechischen Spieler die Entscheidungen der Schiedsrichter in Frage stellen, blicken der Trainer und der Verbandschef auf die WM 2026.
Bei der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland hatte die tschechische Nationalmannschaft vor allem eines: Pech. Im ersten Spiel der Gruppenphase gegen Übergegner Portugal verteidigte man kampfeswütig gegen die Elf um Superstar Cristiano Ronaldo, musste aber eine Niederlage einstecken. Im zweiten Spiel hieß der Gegner Georgien. Die Begegnung ging trotz der starken Tschechen nur mit 1:1 aus, was sicher auch den teils strittigen Entscheidungen des deutschen Schiedsrichters Daniel Siebert zugeschrieben werden darf.
Am Mittwoch nun ging es für die Mannschaft von Nationaltrainer Ivan Hašek um alles. Im Spiel gegen die Türkei konnte nur noch ein Sieg die Tschechen ins Achtelfinale befördern. Doch am Ende feierten die Fans der Türkei, die auf den Rängen im Hamburger Volksparkstadion auch in der Überzahl waren.
Die tschechische Elf war zwei Halbzeiten zuvor bereits geschwächt auf den Rasen gegangen: Denn Leverkusen-Stürmer Patrik Schick musste wegen einer Verletzung auf der Bank bleiben. Dennoch gingen die Tschechen agil ins Spiel. Noch beim Stand von 0:0 kam es dann aber in der 20. Minute zum Schockmoment. Antonín Barák sah das zweite Mal gelb – was einen Platzverweis bedeutete. Dass zwei Fouls des türkischen Offensivspielers Kenan Yıldız dabei vom Unparteiischen nicht ähnlich geahndet wurden, sorgte bei vielen für ein bitteres Gefühl.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit dann schossen die Türken ihr erstes Tor. Und das war noch nicht alles: Torhüter Jindřich Staněk musste verletzt vom Platz. Auch in Unterzahl dominierte die tschechische Nationalmannschaft aber die Begegnung und lieferte vielleicht ihre beste Leistung bei der EM bisher.
Außer dem Ausgleichstreffer von Tomáš Souček in der 66. Minute konnte man aber kein weiteres Tor mehr erzielen. In der vierten Minute der Nachspielzeit traf die Türkei zum 2:1 und beförderte Tschechien damit endgültig aus dem Turnier. Nach dem Abpfiff lagen die Nerven bei der besiegten Elf sichtlich blank. In Folge eines Scharmützels auf dem Platz zog der rumänische Schiedsrichter István Kovács die rote Karte gegen Tomáš Chorý. Sein Kartenkarussel kam damit zum Ende: Im gesamten Spielverlauf hatte er 18 gelbe und zwei rote Karten vergeben – Rekord bei einer EM.
Tschechiens Kapitän Tomáš Souček sparte dann auch nicht mit Kritik an dem Unparteiischen. Dem öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen (ČT) sagte er:
„Ich habe bereits vor dem Spiel darauf hingewiesen und hatte gehofft, dass nun im dritten Spiel alles anders ist. Aber was sich die Schiedsrichter hier erlauben, das ist respektlos gegenüber unserem Land. Für das Foul an Coufal hätte es auch eine zweite gelbe Karte geben können. Das sollte für beide Seiten ausgeglichen sein.“
Ivan Hašek war da zurückhaltender. Die Leistung der Schiedsrichter wolle er nicht kommentieren, so der Trainer. Dass es mit dem Achtelfinaleinzug nicht geklappt habe, könne man nicht den Referees vorwerfen, betonte er:
„Es ist ein Misserfolg und traurig. Denn wir hätten das Zeug gehabt weiterzukommen. Aber jetzt fahren wir nach Hause. Ich bin wütend, und für die Jungs tut mir das unfassbar leid. Wir hatten viele Reserven. Aber der Siegesgeist und die positive Energie waren da. Von daher ist es schade, dass wir schon so früh abreisen.“
Kapitän Tomáš Souček bewertete die EM für die Reporter des Tschechischen Rundfunks insgesamt wie folgt:
„Wir hätten gegen Georgien mehr Tore machen müssen. So hätten wir mit drei Punkten weiterziehen können. Das ist, denke ich, der größte Verlust gewesen. Aber ich bin stolz auf alle Spieler, die auf dem Platz und in der Vorbereitung dabei waren. Sie haben große Qualitäten, und die Mannschaft hat Charakter.“
Doch dieser Charakter konnte eben nicht in die nötigen Ergebnisse umgewandelt werden. Mit nur einem Punkt wurde Tschechien letzter in der Gruppe F. Eine schlechtere Bilanz hatten unter den 24 EM-Teilnehmern nur Polen und Schottland. Man müsse diese Fakten annehmen, sagte Petr Fousek, der Chef des tschechischen Fußballverbandes (FAČR):
„Unser Ziel war es, ins Achtelfinale weiterzugekommen. Und damit sind wir gescheitert“, so Fousek, der noch hinzufügte, dass man nun den Blick nach vorn richten müsse:
„Die Devise ist die Verjüngung der Mannschaft. Wir haben einen Kader mit Perspektive, also mit vielen jungen Spielern, auf die wir bauen können. Und auch die Erfahreneren werden noch nicht ausscheiden. Die Mannschaft ist fit und kampfeswillig. Damit können wir arbeiten.“
Tschechien war bei der EM mit dem jüngsten aller Teams angereist. Bereits vor der Europameisterschaft hatte Trainer Hašek angekündigt, dass die Spieler vor allem Erfahrungen sammeln sollten und das große Ziel die Qualifikation für die bevorstehende Fußball-Weltmeisterschaft sei. Die wird 2026 in Kanada, Mexiko und den USA ausgetragen.