Pfleger tötet sieben Patienten - eine der größten Mordserien in Tschechien

Krankenhaus in Havlickuv Brod (Foto: CTK)

Erst Ende November war in Deutschland ein Krankenpfleger wegen 28-fachen Mordes verurteilt worden. Nun ist eine ähnliche Tötungsserie in Tschechien aufgedeckt worden. Ein Pfleger soll in einem Krankenhaus im ostböhmischen Havlickuv Brod sieben Patienten mit Hilfe eines Medikamentes umgebracht haben.

Krankenhaus in Havlickuv Brod  (Foto: CTK)
Seine Taten beging der Pfleger von Mai bis September dieses Jahres auf der Intensivstation der Klinik in Havlickuv Brod. Mindestens 17 Patienten soll er dort eine Überdosis von Heparin verabreicht haben - einem Mittel, das die Blutgerinnung hemmt. Sieben der Patienten starben darauf. Wie kaltblütig der 30-jährige Mann vorgegangen sein muss, beschreibt der polizeiliche Ermittler Milan Justa:

"Es handelte sich um Patienten, die meist nach schweren Autounfällen oder Operationen wehrlos auf der Intensivstation lagen. Sie hatten Medikamente erhalten, oder waren in künstlichen Schlaf versetzt worden. Der Angeklagte gab ihnen ein Mittel, das das Blut verdünnt, worauf bei den Patienten schwere Blutungen einsetzten. Das war eine durchdachte Tat, man muss von vorsätzlicher Tötung reden."

Die Todesserie setzte im Mai ein, als der Pfleger nach sieben Jahren in dem Krankenhaus in leitende Position aufgestiegen war. Die Ärzte begannen beim Personal nachzuforschen, wie der Leiter der Intensivstation, Pavel Longin, erläutert:

Pavel Longin  (Foto: CTK)
"Ich hatte zuerst gedacht, dass da vielleicht zwei, drei Krankenschwestern wären, die häufiger Fehler begehen. Dem war aber nicht so. Bei praktisch allen Fällen, die wir analysiert haben, war er zugegen. Und das war schon ein sehr begründeter Verdacht."

Im September kündigte die Krankenhausleitung deswegen den Arbeitsvertrag mit dem Pfleger auf. Und sie erstattete Anzeige gegen ihn. Die Polizei begann nun Beweise zu sammeln. Am Freitag vergangener Woche wurde der wahrscheinliche Mörder verhaftet. Festgenommen wurde er in einer Klinik in Jihlava / Iglau, wo der Pfleger eine weitere Anstellung gefunden hatte. Über den Verdacht gegen den jungen Mann hatte die Polizei fast ein Viertel Jahr lang geschwiegen, was der Leiter des Krankenhauses in Jihlava als "verwunderlich" bezeichnete.

Bereits am Freitag, unmittelbar nach seiner Festnahme, bekannte sich der mutmaßliche Mörder der Polizei gegenüber zu seiner Tat. Wie es im Vernehmungsprotokoll weiter heißt, bedauere der Mann als einziges seine Verhaftung - aber nicht seine Opfer. Ihm droht nun lebenslange Haft. Im Unklaren bleibt derweil das Motiv für die Morde. Die Polizei schließt aus, dass der Krankenpfleger auf Verlangen der Patienten gehandelt habe oder sich bereichern wollte. Psychologen und Psychiater sollen sich nun mit dem Motiv des Verhafteten beschäftigen.

Nicht ausgeschlossen ist indes, dass mehr als sieben Menschen Opfer des Pflegers wurden. Dabei ist es bereits so eine der größten Tötungsserien in der tschechischen Geschichte. Mehr Menschen auf dem Gewissen als Einzeltäter hat nur eine Frau, die 1973 vorsätzlich in eine Menschenmenge an einer Straßenbahnhaltestelle in Prag fuhr. Acht von ihnen starben.