Tschechische Polizei deckt nach 20 Jahren Mordfall an Neugeborenem auf

Nach 20 Jahren hat die tschechische Polizei einen Mordfall an einem Neugeborenen in Krupka / Graupen in der Nähe von Teplice / Teplitz aufgeklärt. Dank der Weiterentwicklung im Bereich genetischer Analysen konnte zunächst der Vater gefunden werden – und darauf auch die Mutter des Kindes, die die Tat gestand. Über die Aufklärung des Falls informierte die Polizei am Freitag bei einer Pressekonferenz.

Das tote Neugeborene war am 2. März 2004 von einem Obdachlosen in einem Müllcontainer gefunden worden. Die Ermittler kamen damals zu dem Schluss, dass das Kind daran gestorben war, dass es das Blut der Mutter eingeatmet hatte und keine Erste Hilfe geleistet wurde. Trotz sämtlicher Bemühungen der Kriminalisten konnte jedoch weder die Mutter noch ein Täter gefunden werden, weshalb der Fall zu den Akten gelegt wurde.

Da Mord in Tschechien nach 20 Jahren verjährt, hätte man in dem Fall ab dem 3. März dieses Jahres niemanden mehr zur Rechenschaft ziehen können. Das Polizeipräsidium entschied sich deshalb im vergangen Jahr dazu, die Untersuchungen in dem Fall neu aufzunehmen. Die Ermittlungen begannen im Juli 2023. „Zunächst haben wir sechs Profile von Männern erstellt, die der Vater des Kindes sein konnten. Einer von ihnen war tatsächlich der männliche Elternteil, über ihn sind wir an die Täterin gelangt“, sagte der Ermittler Alexander Fuč bei der Pressekonferenz.

Zum Tatzeitpunkt war die Frau 18 Jahre alt. Aktuell habe sie eine Familie und lebe ein „normales Leben“, wie es am Freitag weiter hieß. Im Zuge der Ermittlungen wurden auch ein Geburtsheilpfleger, ein Psychologe sowie ein Psychiater zugeschaltet, die zu dem Schluss kamen, dass es zu der Tat vermutlich in Folge einer akuten Stressreaktion aufgrund der unerwarteten Geburt gekommen sei. Da die Frau zum Tatzeitpunkt somit nicht zurechnungsfähig gewesen sei, ließen die Kriminalisten den Fall im Januar dieses Jahres fallen, wie es nun bei der Pressekonferenz hieß. „Für die Frau war es eine ausreichend schlimme Strafe, dass sie 20 Jahre lang mit dem leben musste, was sie getan hat. Wir haben mehrfach mit ihr gesprochen. Sie war erleichtert, dass die Tat nun ans Licht gekommen ist“, so Fuč.

Zur Aufklärung des Falls hat den Polizisten zufolge auch die Weiterentwicklung der Ermittlungstechniken beigetragen. So konnte durch eine genetische Analyse der Vater gefunden werden: „2004 wäre das noch undenkbar gewesen. Damals konnten wir noch keine Y-Chromosomen untersuchen. Die Mutter hatte nie Kontakt mit der Polizei. Der Vater befand sich aber wegen einer anderen Straftat in der Kartei und musste eine DNA-Probe abgeben. Und er brachte uns schließlich zur Mutter des Kindes, die die Tat sofort gestand“, so Martin Charvát von der Polizei im Kreis Ústí nad Labem / Aussig.