90 Minuten von Prag bis zum Grenzübergang Rozvadov-Waidhaus. Dies soll seit Montag möglich sein. Die Autofahrer müssen nicht mehr die westböhmische Metropole Plzen/Pilsen durchfahren, was eine große Erleichterung für sie, und vor allem für die Bewohner der Stadt bedeutet. Mehr hören Sie im folgenden Beitrag von Markéta Maurová.
4.500 LKWs täglich, die nach Deutschland fuhren, haben bisher das Zentrum der Stadt Pilsen passiert und das Leben der dortigen Bewohner belastet. Aus diesem Grund wartete die Öffentlichkeit mit großer Spannung auf eine neue Autobahnumfahrung. Der Koordinator des Baus, Petr Otásek, weist die Befürchtungen zurück, dass die Stadt die Autos und PKWs dennoch nicht loswird. Die Fahrer haben ihm zufolge eine einfache Wahl:
"Entweder Pilsen innerhalb von 20 Minuten, ohne Kollision, ohne jede Ampel zu umfahren, oder 45 Minuten durch Pilsen über 15 Ampeln zu fahren. Nur ein Narr würde weiterhin durch Pilsen fahren."
Vladimir Spidla und Günter Verheugen (Foto: CTK)
Bei der neuen Umfahrung handelt es sich um einen Bau, dessen Billigung vom längsten Papierkrieg hierzulande begleitet war. Der Bau verzögerte sich infolge der über zehn Jahre andauernden Streitigkeiten, in denen sich die Stadt Pilsen auf der einen Seite, und kleine Gemeinden und Ökologen auf der anderen Seite gegenüberstanden. Bereits im Dezember 1991 fiel die Entscheidung der tschechischen Regierung für eine möglichst kurze Strecke. Drei Jahre später entschloss die nächste Regierung, die Autobahn weiter entfernt von der Stadt zu führen, was jedoch auf Widerstand der Ökologen gestoßen war. Es folgten weitere Streitigkeiten sowie Entscheidungen des Gerichts und verschiedener Ministerien. Im Mai 2001 billigte das Abgeordnetenhaus gegen das Veto von Präsident Vaclav Havel das entsprechende Gesetz. Während der Wortkrieg als der längste in der Geschichte des Landes gilt, dauerte der anschließende Bau außerordentlich kurz. An diesem Montag wurde die Autobahnumfahrung um Plzen-Pilsen feierlich eröffnet, und zwar unter Anwesenheit von Premier Vladimir Spidla, dem EU-Kommissar Günter Verheugen und weiteren Gästen. Gleich nach ihrer Eröffnung wurde die neue Umfahrung einer schweren Bewährungsprobe ausgesetzt. Noch vor den ersten Autos mussten sich zunächst Streuwagen auf die beschneite Straße begeben, trotzdem blieben dort in den Abendstunden LKWs stecken und blockierten den Verkehr.
Eine mittlerweile nur provisorische Umfahrung verband die Autobahn D5. Der überwiegende Teil der 26 Kilometer langen Strecke führt jetzt nur in zwei Streifen, zum Teil auf einer Schnellstraße. Die ganze Autobahn soll bis Ende des Jahres 2006 endgültig fertig sein. Ein Jahr früher plant auch Deutschland, sein Autobahnnetz mit dem Grenzübergang in Rozvadov-Waidhaus zumindest provisorisch zu verbinden.
