Pilsen gewinnt nach dramatischer Finalserie ersten Titel im Eishockey
Tschechien hat einen neuen Eishockeymeister – einen Champion, den es hierzulande noch nicht gegeben hat. Es ist der HC Škoda Plzeň, der sich erstmals in seiner 84-jährigen Vereinsgeschichte den Titel holte. Und die Bierstädter gewannen ihn nach der dramatischsten Finalserie, die es je gegeben hat. Im ultimativen siebten Spiel der Serie bezwangen sie am Sonntag den gastgebenden PSG Zlín mit 4:3 nach Verlängerung.
Für diesen Triumph aber mussten die Westböhmen auch das letzte Quäntchen an Energie und Kraft abrufen sowie mehrere Wechselbäder der Gefühle durchleben. Im sechsten Duell mit Zlín, vor eigener Kulisse, vergaben sie den ersten Matchball zur Entscheidung durch eine kleine Schwächephase, in der sie binnen 14 Sekunden zwei Gegentore kassierten. Und im „Alles-oder-Nichts-Spiel“ am Sonntag in Zlín mussten sie nach dreimaliger Führung immer wieder den Ausgleich hinnehmen, das dritte Mal nur zehn Sekunden vor der Schlusssirene! Also wurde die Entscheidung in die Overtime vertagt. Das erste Tor, das dabei fällt, gibt die Antwort auf die Meisterfrage.
In der 97. Minute war es dann soweit: Nach einem Torschuss der Pilsener beginnen alle Spieler in den blau-weißen Trikots euphorisch zu jubeln. Schütze des entscheidenden Treffers war kein anderer als der Kapitän, Manager und Clubeigner der Pilsener in Personalunion, Martin Straka. Für den Trainer der Meistermannschaft, Milan Razým, war das kein Zufall:„Das entscheidende Tor hat mit Martin Straka derjenige geschossen, der den Titel am meisten verdient hat.“
Der Olympiasieger, Weltmeister und ehemalige NHL-Spieler Straka war vor fünf Jahren von Nordamerika nach Pilsen zurückgekehrt, um hier den wichtigsten Pokal des Landes erstmals für seine Heimatstadt zu gewinnen. In dieses Vorhaben steckte der heute 40-Jährige nicht nur seine ganze Energie, sondern auch einen Euro-Millionenbetrag aus eigener Tasche, um den finanziellen Kollaps vom Verein abzuwenden. Strakas Freund und langjähriger Mitspieler Jaroslav Špaček, jetzt Co-Trainer der Pilsener, bestätigt:„Er hat eine Truppe von guten Spielern um sich geschart und wusste immer, wo das Ziel ist. Ohne Martin Straka gäbe es dieses Team überhaupt nicht.“
Einer der Top-Spieler, die großen Anteil am erstmaligen Titelgewinn der Pilsener haben, ist der 23-jährige Nationalspieler Jan Kovář:„Der Titel schmeckt ausgezeichnet. Schon allein wegen der Jungs, die ihre ganze Karriere dafür gerackert und gekämpft haben, bin ich überglücklich.“
Überglücklich waren auch die Pilsener Fans, die die TV-Übertragung des siebten Finalduells gemeinsam in der heimischen ČEZ Arena mitverfolgten. Und einer aus ihrer Mitte, Edelfan Jiří Dvořák, sprach aus, was die meisten von ihnen am siegreichen Ende der Finalserie empfanden:
„Das war ein Finale mit allem, was dazugehört. Hier kann niemand sagen, das hätte aber auch so oder so sein können. Sieben Spiele, und am Ende entschied auch das Glück. Der Eishockeygott hat sich dabei auf die Seite der Pilsener geschlagen.“