Zlíner Čajánek und Pilsener Straka wollen ersten nationalen Titel

Martin Straka (Foto: ČTK)

Vor vier Wochen haben wir an dieser Stelle darüber gesprochen, dass in der tschechischen Eishockey-Extraliga die Playoffs, der Saisonhöhepunkt, eingeläutet wurden. Von den zehn Mannschaften, die sich dafür qualifiziert hatten, sind inzwischen nur noch zwei Teams übriggeblieben – die Finalisten PSG Zlín und HC Škoda Plzeň. In der Finalserie wurden bereits vier Begegnungen gespielt, von denen beide Kontrahenten jeweils zwei gewonnen haben. Und in jeder Mannschaft steht ein international erfolgreicher Star, der nun auch mit seinem heimischen Stammverein einen Titel holen will.

Martin Straka  (Foto: ČTK)
„Martin Straka, Martin Straka“, der Name des großen Pilsener Eishockeyidols wurde immer wieder von den Fans skandiert, nachdem feststand, dass der hiesige HC Škoda den Einzug in das diesjährige Playoff-Finale geschafft hatte. Das war nach dem sechsten Halbfinalspiel gegen Slavia Prag, das die Pilsener zu Hause mit 4:2 gewannen. Der Gefeierte – Kapitän, Generalmanager und Clubboss Martin Straka, aber gab in diesem Moment sogleich zu verstehen:

Er hoffe, dass der Siegeszug noch nicht zu Ende sei, und für den Titel werde man bis zuletzt alles geben. Der ehemalige NHL-Spieler, der vor fünf Jahren in seine Heimatstadt zurückkehrte, weiß wovon er spricht. Der Club aus Pilsen gehört nämlich zu den ganz wenigen Vereinen in der Extraliga, die noch nie die tschechische Eishockeymeisterschaft gewonnen haben. Den ersten und bisher einzigen Anlauf dazu machten die Westböhmen im Jahr 1992 – im damals noch tschechoslowakischen Finale unterlagen sie Dukla Trenčín nach vier Partien (Serie Best-of-Five) mit 1:3. Und eben vor 21 Jahren ging auch der Stern des heute 40-jährigen Straka auf. Von den Spielern, die im jetzigen Kader der Blau-Weißen stehen, ist er der einzige, der bereits jene Finalserie gespielt hat. Straka erinnert sich:

Dukla Trenčín feiert  (1992). Foto: Slowakisches Fernsehen
„Das damalige Finale haben wir leider nicht gemeistert. Dukla Trenčín hatte eine sehr starke Mannschaft mit Spielern wie Pálffy, Holaň, Švehla oder Jánoš. Aber am lebhaftesten ist mir noch in Erinnerung, wie wir unser Eisstadion beinahe abgefackelt haben, verwundert dreinschauten und es dann fast nicht geschafft hätten, den Flammen zu entkommen.“

Der Vorgang, den Olympiasieger Straka beschrieben hat, ereignete sich jedoch bereits nach dem fünften Halbfinalmatch gegen Vítkovice. Aus Freude über den damals geschafften Finaleinzug brannten Pilsener Fans Pyrotechnik ab, die Vorhänge unter dem Dach fingen Feuer, fielen ab und brachten dann das Eis zum Glühen!

Petr Čajánek  (Foto: Archiv PSG Zlín)
Eine ähnlich aufregende Episode hat Strakas populärer Gegenspieler in der Finalserie, Zlíns Kapitän Petr Čajánek, wohl noch nicht erlebt. Dafür hat der 37-Jährige schon reichlich Erfahrungen mit Endspielen gesammelt. Im Gegensatz zur internationalen Bühne, auf der Čajánek mit Tschechien dreifacher Weltmeister wurde, war für ihn aber noch kein Finale in der Extraliga von Erfolg gekrönt. Dreimal griff er mit Zlín nach dem Meisterpott, doch jedes Mal schnappte sich der jeweilige Gegner den Pokal. Und beim bisher einzigen Titelgewinn der Zlíner im Jahr 2004 spielte Čajánek für St. Louis in der NHL. Diesmal will er endlich unter den Siegern sein, auch wenn er im Vergleich zu früher zu der Feststellung kommt:

„In den neun Jahren, in denen ich im Ausland gespielt habe, hat sich die Extraliga weiterentwickelt. Die Spieler sind schneller und die Torhüter größer geworden. Der Vergleich zu früher hinkt also.“

HC Škoda Plzeň - PSG Zlín  (Foto: ČTK)
Deshalb wolle er jetzt vor allem seine große Erfahrung und seine taktisch reifere Spielweise in den Dienst der Mannschaft stellen so Čajánek:

„Natürlich lässt sich nicht verbergen, dass ich inzwischen älter bin. Ich bin etwas langsamer geworden und auch im Kopf denkt man in vielen Situationen etwas anders als damals. Ich spiele jetzt defensiver als früher.“

Seit den Statements der beiden Kapitäne vor der Finalserie sind mittlerweile zwei Wochen vergangen. In den vier Partien, die bisher ausgetragen wurden, haben beide Teams je einmal vor fremdem wie auch eigenem Publikum gewonnen. Sowohl Zlín als auch Pilsen sind also noch zwei Siege vom Gewinn des Meisterpokals entfernt, denn die Serie wird nach dem Best-of-Seven-Modus ausgespielt.

Jakub Sedláček  (Foto: ČTK)
Nach dem überzeugenden 3:0-Auftakterfolg der Pilsener in Zlín, als die Gastgeber noch nicht richtig bei der Sache waren, sah es im zweiten Duell einige Zeit so aus, als könnten die Westböhmen mit zwei Siegen im Gepäck die Heimreise antreten. Zweimal lagen die Bierstädter in Führung, doch auf Vorlage von Center Petr Leška konnten Zlín jeweils ausgleichen. Und im fälligen Shootout war es dann der Altstar höchstpersönlich, der mit seinem Treffer das Ruder gänzlich auf die Seite der Mähren herumriss. Das jedoch, so Leška, war nur möglich, weil Torwart Jakub Sedláček gute Vorarbeit geleistet hatte:

Petr Leška  (links). Foto: ČTK
„Ich war sehr froh, dass Jakub zuvor alle drei Penaltys der Pilsener pariert hat. Dadurch stand ich bei meinem Versuch nicht unter zu hohem Druck. Schon während meines Anlaufs wusste ich, was ich tun werde. Ich habe den Puck über die Fanghand von Goalie Mazanec geschossen und Gott sei Dank ist er auch ins Netz gegangen.“

Während Leška und seine Teamkollegen also erstmals jubeln durften, trug Pilsens Straka die Niederlage mit Fassung:

„Das ist das Finale, da muss man auch mit Niederlagen rechnen. Und ich bin sicher, dass es bis zum Ende weiter so eng zugehen wird.“

Leška wiederum kündigte bereits an, wie seine Mannschaft die zwei Duelle in Pilsen angehen werde:

Marek Mazanec  (Foto: ČTK)
„Wir werden weiter unser kompaktes Eishockey spielen, bei dem wir eng in der Deckung stehen und auf Fehler des Gegners oder auf unsere Chance im Überzahlspiel warten. Wir wollen in Pilsen ein Spiel oder auch beide gewinnen.“

Gesagt, getan. Im ersten Match in Pilsen boten die Blau-Gelben aus der mährischen Industriestadt in der Tat eine starke Leistung und gewannen ihrerseits mit 3:0. Die Gastgeber blieben dagegen fast alles schuldig. Deshalb blieb ihnen nach der Partie nichts anderes übrig, als den Blick nach vorn zu richten. Torhüter Marek Mazanec aber wusste sich zumindest über den ungewohnt frühen Spielbeginn am Samstagnachmittag um 14.45 Uhr aufzuregen:

Foto: Archiv HC Škoda Plzeň
„Ich sage es ohne Umschweife: Die heutige Spielzeit hat mir überhaupt nicht gepasst. Aber es war leider so, und jetzt kann ich auch nichts mehr daran ändern.“

Korrigieren aber wollten die Pilsener Spieler unbedingt den schwachen Eindruck, den sie am Samstag hinterlassen hatten. Und das ist ihnen dann auch einen Tag später überzeugend gelungen. Sie gewannen das vierte Spiel sehr souverän mit 5:2 und rehabilitierten sich damit auch bei ihren Fans. Angreifer Tomáš Vlasák:

„Wir waren hoch motiviert, denn wir wussten: Liegen wir nach dem Spiel in der Serie mit 1:3 in Rückstand, dann wird es ganz schwer. Ich denke, es war zu sehen, dass jeder unbedingt gewinnen wollte.“

Foto: Archiv HC Škoda Plzeň
Und Vlasáks Sturmpartner Petr Vampola ergänzte:

„Das war heute eine ganz andere Pilsener Mannschaft. Vom ersten bis zum letzten Spieler hat jeder gekämpft und das Maximale für das Team gegeben. Das ist der Weg, auf dem wir unser großes Ziel erreichen können.“

Doch auch beim Gegner aus Zlín war man trotz der Niederlage alles andere als enttäuscht. Petr Leška:

„Wir sind durchaus zufrieden. Natürlich, nach dem Sieg im ersten Auswärtsspiel hätten wir gern unseren psychologischen Vorteil genutzt. In den entscheidenden Spielszenen war das Quäntchen Glück allerdings auf Pilsener Seite. Aber es steht 2:2, wir sind zufrieden.“

Am Mittwoch wird in Zlín das fünfte Match der Endspielserie ausgetragen. Die Mannschaft, die das Duell gewinnt, kann sich dann im sechsten Vergleich am Freitag in Pilsen den Titel sichern. Sollte es aber nach dieser Partie 3:3 stehen, dann wird die siebte Begegnung am Sonntag in Zlín definitiv über den neuen Titelträger der tschechischen Eishockey-Extraliga entscheiden.

Autor: Lothar Martin
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