In Pilsen wurden die US-Veteranen begrüßt

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In der westböhmischen Stadt Plzen/Pilsen begannen die Feierlichkeiten anlässlich des 60. Jahrestags des Kriegsendes ähnlich wie in anderen Städten Westböhmens früher als in Prag. Denn Pilsen wurde bereits am 6. Mai vormittags durch die US-Armee befreit. Das sog. "Freiheitsfest", wie die Feierlichkeiten in Pilsen genannt werden, wurde in der westböhmischen Metropole am 5. Mai offiziell eröffnet. Einen der Höhepunkte der Feierlichkeiten stellte die traditionelle Militärparade dar, die am Samstagvormittag stattfand. Martina Schneibergova war dabei.

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Diese Militärmusik erklang unter anderem während der Parade, die sich eines sehr großen Interesses erfreute. Die Zahl der Zuschauer wurde auf 100.000 geschätzt. Eine Kolonne von mehr als 250 Fahrzeugen, darunter viele historische Militärfahrzeuge, fuhr langsam ungefähr eine Stunde lang durch das Stadtzentrum. Unter den Teilnehmern des Militärumzugs waren auch mehrere ehemalige US-Soldaten, die vor 60 Jahren Pilsen befreiten. Die grauhaarigen US-Veteranen wurden auch diesmal stürmisch begrüßt, jeder wollte ihnen beim Vorbeifahren die Hand schütteln bzw. ein paar Worte sagen.

Mehr über das Kriegsende in Westböhmen konnte man in einigen Ausstellungen an verschiedenen Orten in der Stadt erfahren. Einer besonders großen Aufmerksamkeit erfreute sich die soeben eröffnete Gedenkstätte von General Patton - das sog. "Patton Memorial". Unter den Besuchern, die Schlange standen, um herein zu kommen, begegnete ich einem Zeitzeugen, der aus dem ostböhmischen Trutnov zu den Feierlichkeiten in seine Geburtsstadt Pilsen kam. Er sagte, er sei 15 gewesen, als der Krieg zu Ende ging.

'Patton Memorial'  (Foto: Autorin)
"Damals in der Früh, als die Amerikaner kamen, hat es geregnet, dann war wieder schönes Wetter. Ich wusste gleich, dass der erste US-Jeep Pilsen erreichte. Im Lager der Skoda-Werke, die vorher bombardiert wurden, hatte es gebrannt. Dort und in der Umgebung gab es noch Deutsche, die auf die Amerikaner schossen. Vom Kirchturm auf dem Marktplatz haben auch noch einige Deutsche geschossen. Nach der Ankunft der Amerikaner wurde der Widerstand der Deutschen schnell unterdrückt. Das spielte sich am Vormittag ab. Ganz ruhig war es nicht sofort, aber friedlich war es irgendwie schon."

Die Erinnerungen ihres Mannes ergänzte seine Frau. Sie lebte 1945 im ostböhmischen Jaromer:

"Ich erlebte dort wiederum die Russen. Die sagten ständig: ´Davaj, davaj tschasi!´ Also gib die Uhr her! Aber wir haben sie damals auch begrüßt. Als 13-jähriges Mädchen habe ich mich nicht so sehr für die Kampfangelegenheiten interessiert. Aber in Velichovky bei Jaromer waren auch die Amerikaner."

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Die Bewohner des ostböhmischen Velichovky konnten am Kriegsende sowohl Deutsche als auch Russen und Amerikaner erleben. Denn damals besuchte eine US-Aufklärungseinheit die Stadt. Sie begleitete einen Kurier, der mit dem stellvertretenden Befehlshaber der deutschen Armee "Mitte" über die Kapitulation verhandelte. Der Oberbefehlshaber Marschall Ferdinand Schörner, der seit März 1945 seinen Generalstab in Velichovky hatte, flüchtete jedoch vor der Ankunft der Amerikaner aus der Stadt. An die Ereignisse wird jedes Jahr mit der sog. "Mission Velichovky" erinnert. Diese startete auch diesmal eben in Pilsen. Dabei fuhren einige historische Militärfahrzeuge dieselbe Strecke wie 1945 die US-Soldaten, die aus Pilsen zu den Verhandlungen nach Ostböhmen reisten.