Prag: Symbolische Beisetzung von Erde aus Kriegsgräbern

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Der achte Mai galt in Tschechien ganz den Erinnerungen an das Ende des Zweiten Weltkriegs und an die Befreiung von der nationalsozialistischen Okkupation vor genau sechzig Jahren. Radio Prag hat Sie an diesem Wochenende in diversen Sondersendungen informiert. Gefeiert wurde an verschiedenen Orten des Landes. Einer der Schauplätze war der sechste Prager Stadtbezirk, genauer gesagt das Viertel Dejvice. Gerald Schubert hat am Sonntag vom dortigen Straßenfest berichtet. Wir begleiten ihn jetzt noch einmal nach Dejvice, konkret auf den Vítezné námestí, den Siegesplatz, wo in unmittelbarer Nähe auch ein offizieller Gedenkakt über die Bühne ging:

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Es begann mit der symbolischen Beisetzung einer Urne, gefüllt mit Erde aus Kriegsgräbern im früheren Jugoslawien. Danach folgte Erde von anderen Schlachtfeldern - von überall dort, wo tschechische und slowakische Soldaten gefallen waren, die in fremden Armeen für die Befreiung ihrer Heimat kämpften.

"Niemals werden wir dazu in der Lage sein, ihnen genügend Ehre und Dank zu erweisen", sagte Präsident Václav Klaus in seiner Ansprache. "Niemals werden wir dazu in der Lage sein, ihnen das zu ersetzen, was sie verloren haben. Niemals aber dürfen wir zulassen, dass ihr Heldentum in Vergessenheit gerät."

Nicht nur der Tag, auch der Ort der Zeremonie hatte Symbolcharakter: Der Platz, an dem die Urnen beigesetzt wurden, heißt Vítezné námestí, zu Deutsch Siegesplatz. Während der Besatzung hieß er Platz der Wehrmacht, heute steht dort das Denkmal der geehrten Tschechoslowakischen Soldaten.

Straßenfest in Dejvice  (Foto: Autor)
An dem Gedenkakt nahmen außer Klaus Verteidigungsminister Karel Kühnl sowie die Vorsitzenden beider Parlamentskammern teil. Und es war auch Karel Schwarzenberg unter den anwesenden Politikern. Die Bürgerinnen und Bürger des sechsten Prager Stadtbezirks hatten ihn voriges Jahr als ihren Senator in die Obere Kammer des tschechischen Parlaments gewählt. Schwarzenberg gilt als eine zentrale Persönlichkeit des tschechoslowakischen Exils zur Zeit der kommunistischen Herrschaft. Unter anderem hat er in Wien und in München gelebt, und er hat daher schon aus biographischen Gründen eine besondere Perspektive auf die Aussöhnung mit den deutschsprachigen Nachbarn. Was bedeuten die Feierlichkeiten zum sechzigsten Jahrestag des Kriegsendes für ihn? Karel Schwarzenberg gegenüber Radio Prag:

"Auch für mich persönlich werden natürlich die Erinnerungen wach. Ich habe das Kriegsende und die Befreiung miterlebt. Ich war ein Kind, aber ich kann mich daran noch erinnern. Es war eine Befreiung von ganz Europa. Nicht nur unseres Landes, sondern auch Deutschlands. Das müssen wir zur Kenntnis nehmen, und wir sollten uns gemeinsam darüber freuen."