Politologe Roman Joch: Kampf gegen Terrorismus wird weiter geführt
Am Donnerstag sind es zwei Jahre seit dem 11. September - das Jahr muss, wohl nicht hinzugefügt werden. Der Terrorangriff auf New York und Washington wurde für die ganze Welt zum Symbol. Inwieweit sich der Kampf gegen den Terrorismus in den letzten zwei Jahren änderte - danach fragte Martina Schneibergova den Politologen und Publizisten Roman Joch:
"Während der letzten zwei Jahre hat sich der Charakter des Kampfes gegen den Terrorismus wirklich geändert. Am Anfang gab es zwei Aufgaben: Einerseits die Terroristenorganisationen und deren Netze zu liquidieren und andererseits zu versuchen, die Regimes zu beseitigen, die den Terroristen Raum gewährten. Dies war der Fall beim Taliban-Regime in Afghanistan, das der Terroristenorganisation El Kaida Unterschlupf gewährte. Später wurde in ähnlicher Weise auch das Saddam Hussein-Regime im Irak mit seinem Rüstungsprogramm und seiner eventuellen künftigen Zusammenarbeit mit den Terroristen wahrgenommen. Der Kampf spielte sich auf zwei Ebenen ab: Es ging um den direkten Kampf gegen die Regimes und den versteckten Kampf gegen die Terroristen. Jetzt verläuft immer noch der versteckte Kampf gegen einzelne Terroristen und ihre Gruppierungen. Dieser Kampf ist weniger effektiv, aber um so anspruchsvoller."
Roman Joch zufolge kann dieser Kampf nie für endgültig beendet gehalten werden. Man kann seinen Worten zufolge erwarten, dass es sich um einen langen, unsichtbaren Kampf handeln wird. Der Kampf gegen den Terrorismus begann jedoch nicht vor zwei Jahren:
"Dies ist etwas, was sich am Rande der Aufmerksamkeit schon seit den sechziger Jahren abspielt, als der Terrorismus wieder zu einem Phänomen geworden ist, mit dem man sich auseinandersetzen musste. Der Krieg gegen den Terrorismus wird von Geheimdiensten der einzelnen westlichen Länder seit den sechziger Jahren ununterbrochen geführt. Dieser Krieg wird offensichtlich auch weiterhin geführt, und sein Ende ist nicht abzusehen."
Am Dienstag kam es erneut zu zwei Terroranschlägen in Israel, bei denen 16 Menschen ums Leben kamen. Wie ist die Rolle Europas in dem proklamierten Kampf gegen Terrorismus? Der Vizepräsident der Weltjudenkongresses Isi Leibler, forderte vor kurzem in der Tageszeitung "Jerusalem Post" die Europäer auf, "sich die Frage zu stellen, warum sie sich zum einzigen demokratischen Staat im Nahen Osten so schrecklich verhalten, der gewissermaßen infolge der Schrecken entstanden ist, die ihre Väter vor fünfzig Jahren an den Juden verübt haben". Man kann jedoch kaum über eine einheitliche Haltung der Europäer gegenüber den radikalen palästinensischen Organisationen sprechen. Roman Joch dazu:
"Die Haltungen der einzelnen europäischen Länder zu den radikalen palästinensischen Organisationen sind wirklich unterschiedlich. Die Organisation Hamas z. B. hält es für richtig und notwendig, Anschläge nicht nur gegen Militärs, sondern auch gegen israelische Zivilpersonen zu verüben. Aus diesem Grund ist sie eindeutig eine Terroristenorganisation und kann auf keinen Fall für eine nationale Befreiungsbewegung gehalten werden, für die aber Organisationen gehalten werden könnten, die ihre Angriffe ausschließlich gegen bewaffnete Truppen richten. Obwohl die Hamas eine Terroristenorganisation ist, wird sie von einigen europäischen Ländern - vor allem von Frankreich und von Deutschland als eine legitim kämpfende nationale Befreiungsbewegung anerkannt. Andere Länder, darunter auch Tschechien, vertreten eine viel strengere Meinung, was die Terroristenorganisationen anbelangt. Etwas anderes sind Organisationen, die sich bemühen verantwortungsbewusster zu handeln, oder eine solche Bemühung wenigstens proklamieren."