Post-Privatisierung lässt für die Kunden nichts Gutes ahnen

180 ihrer Filialen will die Tschechische Post demnächst schließen. Und es ist sehr wahrscheinlich, dass diesen noch weitere folgen werden. Der Betrieb dieser Kleinst-Postämter sei nicht mehr finanzierbar, argumentiert die Post. Trotz eines üppigen Jahresüberschusses von knapp 800 Millionen Kronen (32 Millionen €). Wir werfen einen Blick über die Grenzen und ziehen einen kritischen Vergleich.

Sicher, die Nachfrage nach Postdienstleistungen ist in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Internet, Online-Banking und Handy sei Dank. Aber gerade auf dem Land ist die Post oft das einzige Infrastruktur-Angebot weit und breit. Und in tschechischen Dörfern zählt ein Internet-Anschluss für viele Leute noch lange nicht zur Selbstverständlichkeit. Daher mag die Befürchtung der Verbraucherschützer, viele ältere Leute könnten in Zukunft ihre Rente nicht mehr abholen, durchaus berechtigt sein.

Die meisten der so genannten westlichen Länder haben diese Entwicklung schon hinter sich. So betreibt etwa die Deutsche Post nur mehr einige hundert eigene Filialen. Den Rest hat das Unternehmen an private Partner „outgesourct“, um ein Modewort der firmeninternen Kostenjäger zu verwenden. Am Ende sollen überhaupt nur mehr 100 Postämter übrig bleiben. Zum Vergleich: Im fast fünfmal kleineren Tschechien betreibt die Post zurzeit noch 3 387 Filialen.

In Deutschland scheint die Versorgung der Bevölkerung mit Postdienstleistungen dennoch recht gut zu funktionieren. Und dass man neben dem Einkauf im Supermarkt auch gleich seine Briefe aufgeben kann, mag ja sogar ein Vorteil sein.

In Österreich hingegen ist die angebliche Modernisierung der Post gescheitert. Das einstige Staatsunternehmen hat jahrzehntelang völlig klaglos funktioniert: Briefe und Pakete kamen zuverlässig und schnell an und die knallgelben Postbusse brachten einen verlässlich auch noch in den entlegensten Winkel des Landes. Seit einigen Jahren ist die Österreichische Post AG ein Privatunternehmen, bei dem nur mehr eines stimmt: Der Aktienkurs. Der Kundenservice bleibt auf der Strecke. Rund tausend Filialen wurden geschlossen, die Öffnungszeiten der verbliebenen drastisch reduziert. Tausende Briefkästen ließ man abmontieren: Zu unrentabel. Die, die übrig geblieben sind, werden statt dreimal nur mehr einmal täglich geleert. Und am Wochenende gar nicht mehr. Wirft man also am Freitag nach 14 Uhr einen Brief ein, schlummert er bis Montagnachmittag im Kasten. Besonders schlimm ist die Situation in der Bundeshauptstadt Wien: Lange Schlangen und ewige Wartezeiten in den noch vorhandenen Postämtern und dementsprechend „hoch“ motiviertes Personal. Der Versuch, am Samstagnachmittag im Zentrum eine Briefmarke zu kaufen, scheitert meist kläglich. Die Post hat geschlossen und im Tabakladen – pardon: in der Trafik – gibt es keine Marken mehr: Die Post hat den Trafikanten so lange die Verkaufsprovision gekürzt, bis diese auf den „Postwertzeichen-Vertrieb“ - wie es offiziell so schön heißt – dankend verzichtet haben.

Dagegen muten die Zustände nicht einmal 450 Kilometer weiter nordwestlich nahezu paradiesisch an: In Prag findet man nahezu an jeder Ecke ein Postamt. Fast alle Filialen sind sehr gepflegt und das Personal in der Regel freundlich. Besonders beeindruckend ist das Prager Hauptpostamt: Geöffnet hat es täglich von zwei Uhr früh bis Mitternacht. Zu den Stoßzeiten haben in der vorbildlich renovierten großen Schalterhalle gut 30 Schalter gleichzeitig geöffnet. Schlangen sucht man vergeblich: Es gibt spezielle Wartenummern für die verschiedensten Dienstleistungen und die Abfertigung geht sehr zügig.

Bleibt zu hoffen, dass man in Tschechien vor der anstehenden Privatisierung der Post einen Blick über die Grenzen wirft: Das deutsche Beispiel mag – zumindest teilweise - zur Nachahmung gut sein, das österreichische hingegen ist ein warnendes.