Umstrukturierung dringend gefordert: Tschechische Post ist weiterhin auf Verlustkurs

Postzentrale in der Jindřišská-Straße

Nach fünf Jahren scheidet der Generaldirektor der Tschechischen Post, Roman Knap, am Dienstag aus seinem Amt aus. Er geht mit der dringenden Forderung einer Umstrukturierung. Denn ökonomisch steht es um das Staatsunternehmen nicht gut.

Roman Knap | Foto: Karolína Němcová,  Tschechischer Rundfunk

Seit 2018 bilanziert die Tschechische Post einzig und allein Verluste. Die roten Zahlen betragen in Kronen alljährlich dreistellige Millionenbeträge. Dieser Trend konnte auch im vergangenen Jahr nicht umgekehrt werden, wie der scheidende Generaldirektor Roman Knap in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks berichtet:

„Das Minus hat sich im Vergleich zu den Vorjahren erneut vertieft. Ursache dafür ist, dass sich die Schere immer weiter öffnet zwischen den Ausgaben, also den Kosten der öffentlichen Dienstleistungen und der natürlicherweise rückläufigen Nachfrage nach den Angeboten der Post.“

Das Staatsunternehmen betreibt landesweit etwa 3200 Filialen und ist mit rund 26.000 Mitarbeitern der viertgrößte Arbeitgeber im Land. Der Jahresabschluss für 2022 wird in etwa einem Monat vorgestellt. Knap verriet aber schon jetzt, dass das Manko bei knapp 1,5 Milliarden Kronen (64 Millionen Euro) liegt. Darum sei eine grundlegende Umstrukturierung des Unternehmens dringend nötig, so seine Mahnung. Diese sei von der Regierung schon vor mehreren Jahren versprochen worden…

„Eine solche Entwicklung dauert natürlich eine Weile. Zwischendurch gab es Wahlen, und die Strategie muss zudem formuliert und genehmigt werden. Meiner Ansicht nach ist es aber nun wirklich schon fünf vor zwölf oder sogar eine Minute vor zwölf. Die nötigen Schritte müssen jetzt unternommen werden.“

Vít Rakušan | Foto: Regierungsamt der Tschechischen Republik

Einer dieser Schritte ist aus Sicht des Innenministeriums nun der Wechsel in der Unternehmensführung. Man habe sich auf Knaps Ausscheiden geeinigt, um neue Impulse für die notwendige Umstrukturierung zu ermöglichen, ließ Ressortleiter Vít Rakušan (Stan) Berichten der Presseagentur ČTK zufolge verlauten. Am Mittwoch tritt Knaps bisheriger Stellvertreter Miroslav Štěpán als neuer Generaldirektor an – allerdings nur als vorübergehende Notlösung. Denn der Chefposten wurde bereits im vergangenen Jahr ausgeschrieben, keiner der zehn Bewerber erfüllte aber die Bedingungen. Eine neue Ausschreibung soll nach Angaben des Innenministeriums nun erst erfolgen, wenn ein konkreter Zeitplan für die Umstrukturierung steht.

Ohne umfassende Veränderungen würden die Verluste der Post schnell weiter ansteigen, warnt Knap:

„Vier Milliarden Kronen (170 Millionen Euro, Anm. d. Red.) Minus drohen in den kommenden Jahren, wenn es nicht zur Umstrukturierung kommt. Der Hauptgrund dafür ist, dass die Post jetzt verpflichtend zwei Millionen elektronische Postfächer für alle Unternehmer in Tschechien einrichten muss. Dies bedeutet Einnahmeeinbußen in den Monopolbereichen wie etwa der Zustellung von Einschreiben oder Briefen. Damit gehen uns demnächst zwei Milliarden Kronen verloren.“

Foto: René Volfík,  iROZHLAS.cz

Zwei Milliarden Kronen entsprechen 85 Millionen Euro. Hinzu kämen die zu erwartenden Betriebsverluste von weiteren zwei Milliarden Kronen, so Knap weiter.

Da würde auch der gesetzlich festgelegte Zuschlag von 1,5 Milliarden Kronen (64 Millionen Euro) kaum noch nutzen, mit dem der Staat das Unternehmen jährlich finanziere, rechnet der scheidende Generaldirektor vor:

„Die Kosten für die Dienste der Post sind in letzter Zeit jährlich auf bis zu 2,7 Milliarden Kronen (110 Millionen Euro, Anm. d. Red.) gestiegen. Was die Post also für den Staat über den Finanzrahmen hinaus leistet – auf Grundlage von staatlichen Aufträgen oder als Besitzer der Postlizenz –, zahlt sie aus eigenen Mitteln.“

Erschwerend komme hinzu, dass die Regierung schon seit 2013 nicht mehr den gesetzlich vorgesehenen Gesamtbetrag entrichte, kritisiert Knap. Dadurch habe sich ein Rückstand von fast zehn Milliarden Kronen (420 Millionen Euro) angehäuft.

Foto: Radio Prague International

Den Verlautbarungen des Innenministeriums zufolge werde intensiv an der Umstrukturierung der Post gearbeitet. Das Ziel seien Kostensenkungen und Einsparungen in der Betriebsführung. Erwogen wird die Aufteilung in zwei Unternehmen. Nicht-gewinnorientierte Dienstleistungen wie Briefzustellungen blieben demnach weiterhin dem Staat zugeordnet, konkurrenzfähige Angebote wie Paketzustellung oder Logistikdienste würden dann in eine Aktiengesellschaft mit staatlichem Anteil ausgelagert.

Autoren: Daniela Honigmann , Jana Klímová
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