Massenentlassungen und Filialschließungen: Tschechische Post kündigt Sparmaßnahmen an

Die Tschechische Post steckt finanziell in der Krise. Um aus den roten Zahlen herauszukommen, wurden nun Maßnahmen angekündigt. Es sollen 300 Filialen geschlossen und mehrere Tausend Stellen gestrichen werden. Widerstand gibt es von den Gewerkschaften.

Foto: René Volfík,  iROZHLAS.cz

Dass die Tschechische Post finanziell nicht gut dasteht, ist seit Langem kein Geheimnis mehr. Das Staatsunternehmen steckt tief in den roten Zahlen, woran auch der nunmehr ehemalige Generaldirektor Roman Knap offenbar nichts ändern konnte.

Tschechiens Innenminister Vít Rakušan (Stan) warnte unlängst gar davor, der Kurierdienstleister könne bis Ende des Jahres in die Insolvenz geraten, sollten keine Umstrukturierungsmaßnahmen eingeleitet werden. Diese wurden nun am Mittwoch angekündigt. 300 der insgesamt 3200 Postfilialen in Tschechien sollen geschlossen und mehrere Tausend Mitarbeiter entlassen werden. Die Post hofft, dadurch mehrere Milliarden Kronen einzusparen, wie ihr Sprecher Matyáš Vitík mitteilte. Er betonte zudem: „Mitarbeiter jener Filialen, die geschlossen werden, werden nicht automatisch entlassen.“

Widerstand gegen die Kürzungen gibt es von den Gewerkschaften. Jindřiška Budweiserová ist Vorsitzende des größten Arbeitnehmerverbandes bei der Post. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks sagte sie:

„Wir heißen die geplanten Stellenstreichungen natürlich nicht gut. Seit 2018 wurden über 7000 Jobs abgebaut. Die Post hat dadurch bereits mehrere Milliarden Kronen eingespart – für die Angestellten hat sich aber nichts zum Guten verändert. Für sie wachsen nur die Belastung und der Stress.“

Foto: Regierungsamt der Tschechischen Republik

Dass die nun geplanten Kürzungen etwas an der schlechten finanziellen Situation der Post ändern könnten, davon geht Budweiserová nicht aus:

„Wir kämpfen seit Langem für einen Systemwandel, was die Finanzierung der öffentlichen Postdienstleistungen angeht. Die Tschechische Post gehört dem Staat, der auch ihr größter Kunde ist. Für ihn muss die Post von Gesetzes wegen Verlustgeschäfte ausführen. Dafür erhält das Unternehmen zwar Geld – allerdings zu wenig und zu spät.“

Auf mehr als zehn Milliarden Kronen (417 Millionen Euro) sei die Tschechische Post demnach in den letzten zehn Jahren sitzen geblieben. Dass durch die Stellenstreichungen nun die Gehälter für die Briefträger, Paketboten und weiteren Mitarbeiter steigen könnten, auch daran glaubt Budweiserová nicht:

„Der bisherige Stellenabbau spiegelt sich leider nicht in den Löhnen wider. Das Gehalt der Postangestellten liegt nach wie vor ein Viertel unter dem tschechischen Durchschnitt.“

Foto: Michaela Danelová,  Tschechischer Rundfunk

Immerhin sollen ländliche Gegenden von den Filialschließungen verschont bleiben. Laut Innenminister Rakušan werden die Standorte nur in Gemeinden gestrichen, die mindestens zwei Filialen haben. Dies betrachtet Tomáš Dubský als positiv. Er sitzt für die Bürgermeisterpartei Stan im Abgeordnetenhaus. Zudem ist er stellvertretender Vorsitzender des Verbandes der örtlichen Selbstverwaltungen (SMS ČR), der vor allem die Interessen kleinerer Gemeinden vertritt. Die bevorstehenden Kürzungen sollten auf die Verbandsmitglieder keinen direkten Einfluss haben, sagt Dubský. Zudem geht erdavon aus, dass die Post gemeinsam in enger Abstimmung mit den Gemeinden entscheiden wird, welcher Standort geschlossen werden könnte: „Auch bisher stehen unsere Mitglieder mit der Post in Kontakt und sprechen über jeden Einzelfall“, so Dubský.

Tschechische Post Fleet | Foto: Peugeot

Insgesamt arbeiten bei der Tschechischen Post derzeit über 25.000 Menschen – eine im internationalen Vergleich sehr hohe Zahl, wie Wirtschaftsexperten anmerken. So sinkt die Anzahl der Angestellten in den Postdienstleistungen hierzulande langsamer als im Rest der EU. Laut Eurostat haben in Tschechien 2018 – zum Zeitpunkt der letzten Erhebung – 60 von 10.000 Einwohnern im Post- und Kurierbereich gearbeitet – der zweithöchste Wert in der Europäischen Union.

Autoren: Ferdinand Hauser , Ondřej Látal
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