Präsident Havel diskutierte mit Bürgern im Internet

Nach Informationen des Präsidentensprechers haben sich gleich während den ersten zwei Minuten ca. 10.000 Menschen mit einer Frage an den Präsidenten gewandt. Viele Fragen betrafen die Möglichkeiten der Begnadigungen von Verurteilten. Oft wurde Vaclav Havel nach seinen Lieblingsbüchern, aber auch nach seiner Meinung über den Abgeordnetenchef Vaclav Klaus gefragt.

Der Präsident hat genau eine Stunde lang auf die Fragen geantwortet. Unter anderem auf die Frage nach der eventuellen direkten Präsidentenwahl, denn in Tschechien wird das Staatsoberhaupt immer noch vom Parlament gewählt. Vaclav Havel meinte, dass die direkte Präsidentenwahl zur Ausgewogenheit des Verfassungssystems beitragen würde. Als seine Lieblingsbücher bezeichnete er das Werk von Franz Kafka.

Zur Persönlichkeit von Vaclav Klaus bemerkte der Präsident, dass man Jahre lang in den Zeitungen über eine Art persönliche Rivalität zwischen Klaus und Havel schrieb. Der Präsident betonte, diese Art von Spekulationen missfalle ihm. Ich setze mich immer für bestimmte Prinzipien und Werte, oder gegen bestimmte Prinzipien und Werte ein, aber nie für oder gegen konkrete Politiker, betonte Vaclav Havel.

Auf die Frage nach seiner Beziehung zum Internet antwortete er, er benutze den Computer ungefähr seit 17 Jahren, jedoch nur als eine klügere Schreibmaschine. Dies ist meine erste Begegnung mit dem Internet und ich gebe zu, dass ich ganz baff bin, erklärte der Präsident. Ein Diskussionsteilnehmer warf ihm vor, er habe Schäden in der politischen Szene verursacht und sollte schon in den Ruhestand gehen. Vaclav Havel versicherte diesem Bürger, dass sich die Zeit nähere, in der er auch etwas anderes als nur offizielle Reden schreiben werde. Diese Frage nutzte der Präsident als Schlusspunkt für seine erste Internetkonferenz. Sie habe ihm - so Havel - viel gegeben. Er habe beispielsweise begriffen, dass das Internet unter anderem auch Raum für interessantes Plaudern mit vielen Menschen auf einmal und überall biete. Hoffentlich werde ich dem Internet-Virus nicht verfallen und deswegen meine Verfassungspflichten nicht vernachlässigen, stellte Vaclav Havel abschließend fest.