Präsident Havel traf mit Djukanovic und Cibrian zusammen
Am Dienstag ist der tschechische Präsident Vaclav Havel mit Milo Djukanovic, dem Präsidenten von Montenegro und mit Ramiro Cibrian, dem Chef der Delegation der Europäischen Kommission in der Tschechischen Republik zusammengekommen. Über beide Treffen informiert Sie Dagmar Keberlova.
Montenegros Präsident Milo Djukanovic hat am Dienstag bei einem Treffen mit dem tschechischen Präsidenten in Prag seinen Wunsch nach Unabhängigkeit seiner Republik bekräftigt. Die Zukunft seines Landes sieht er ausschließlich in der Unabhängigkeit, wie er gegenüber dem Tschechischen Rundfunk sagte:
"Die Regierung und das Parlament sind aus unserer Sicht nicht legitim und Montenegro weigert sich, mit ihnen zu verhandeln. Meiner Meinung nach existieren nur zwei Staaten - Serbien und Montenegro."
Präsident Havel bezieht in dem Konflikt eine neutrale Position, er wäre aber froh, wenn man bei der Lösung des Statutes der beiden jugoslawischen Bundesstaaten auch die Stellung Kosovos berücksichtigen würde.
"Man kann sich eine Dreikonföderation vorstellen, man kann sich sogar drei selbständige Staaten vorstellen. Ich glaube nicht, dass es die Aufgabe der internationalen Staatengemeinschaft ist, ihnen zu raten, welche Einteilung die beste ist."
Des weiteren kam der tschechische Präsident Vaclav Havel mit Ramiro Cibrian, dem Chef der Delegation der Europäischen Kommission zusammen. Grund zu diesem Treffen war der zwei Wochen alte Fortschrittsbericht der Europäischen Kommission. Havel sieht den diesjährigen Bericht zum Stand der EU-Vorbereitungen in den jeweiligen Kandidatenländern als ein "sehr gründliches und solides Werk" an. Nach der Studie des Fortschrittsberichtes verstünde Havel um so weniger die negativen Reaktionen der tschechischen Politiker auf diesen Bericht:
"Ich habe die wütende Gereiztheit und den beleidigten Ton seitens einiger tschechischer Politiker oder Medien absolut nicht verstanden. Ich glaube, dass der Bericht für uns einen wichtigen und interessanten Impuls zum Nachdenken darstellt, eine Aufforderung weiter an uns zu Arbeiten. Gleichzeitig ist er ein Komplex vieler positiver Angaben zum derzeitigen Stand unseres Landes."
Entgegen der Mehrheit der tschechischen Politiker teile er die Einschätzung der EU-Kommission, nach der Tschechien im wirtschaftlichen Bereich erst in die dritte Gruppe der Kandidatenländer eingestuft wurde. Auch Ramiro Cibrian bekräftigte die Tatsache, dass die Bewertung der wirtschaftlichen Kriterien keine allgemeine Klassifizierung ist und das Tschechien die gleichen Chancen auf den EU - Beitritt hat wie die anderen Länder auch.