Präsident Klaus will keine EU-Verfassung. In Brüssel jedoch verhandelt die Regierung.
Der bevorstehende EU-Gipfel in Brüssel steht auch heute wieder am Beginn unseres Tagesechos. In der Nacht auf Montag hat ja die tschechische Regierung eine gemeinsame Linie für die Verhandlungen über eine europäische Verfassung abgesteckt - Radio Prag hat berichtet. Mittlerweile hat Premierminister Vladimir Spidla den als euroskeptisch bekannten Präsidenten Vaclav Klaus von der Regierungslinie in Kenntnis gesetzt. Und der reagierte - wenig überraschend - mit dem Hinweis darauf, dass er von einer EU-Verfassung prinzipiell nicht begeistert ist. Hören Sie mehr von Gerald Schubert:
"Es ist im Interesse der Tschechischen Republik, bei den Verhandlungen im Mainstream zu sein, als einflussreicher Partner, und damit die Möglichkeit zu haben, die Zukunft der Europäischen Union auch weiterhin mitzugestalten."
Klaus reagierte wie gesagt auf die bekannte Art: Es wäre ihm lieber, wenn man gar keine Verfassung beschließen würde. Im Übrigen aber stimme er der Regierung zu, wenn sie auf dem am Wochenende bevorstehenden Brüsseler EU-Gipfel die Rechte der kleinen Staaten verteidigen wolle. Wenn sie also fordert: Ein Kommissar für jedes Land. Oder stärkere Berücksichtigung der einzelnen Staaten für Ratsbeschlüsse mit qualifizierter Mehrheit. Oder Einbindung der nationalen Parlamente in politischen Schlüsselfragen. Nur: Er, Klaus, hätte in einigen Punkten noch etwas weitreichendere Forderungen.
Theoretisch. Klaus fährt aber nicht nach Brüssel. Und ob er dort tatsächlich so konfrontativ auftreten würde wie daheim, das ist zumindest fraglich. Ob Klaus jedoch innenpolitisch mit seiner Strategie glaubwürdig bleibt, das gilt es vorerst noch abzuwarten. Einstweilen ist das etwa so unsicher wie die unmittelbare Zukunft der EU selbst.