Prag verabschiedet sich von einer Legende – dem Bus Karosa B731

Karosa B731 (Foto: Jan Groh, Wikimedia CC BY-SA 3.0)

Vor drei Jahren verabschiedete sich die tschechische Metropole von einem ihrer Symbole – der Straßenbahn T3. Vorige Woche kam nun eine weitere Legende des Prager Stadtverkehrs – der Bus Karosa B731 – an die Reihe. Am vergangenen Freitag hatten die Prager die letzte Chance, mit diesem Stadtbus zu reisen. Er wurde inzwischen durch modernere Busse ersetzt.

Karosa B731  (Foto: Jan Groh,  Wikimedia CC BY-SA 3.0)
Der technische Fortschritt ist nicht aufzuhalten. Die Ansprüche, die an den ÖPNV gestellt werden, haben sich während der letzten Jahrzehnte geändert. Auch die Prager Verkehrsbetriebe sind bemüht, den Fahrgästen bedeutend mehr Komfort als früher zu bieten. Die Verkehrsbetriebe sind die größte Prager Stadtfirma. Dem Jahresbericht zufolge beschäftigte sie Ende 2013 über 10.600 Menschen. Zudem besitzen die Verkehrsbetriebe 730 Metrowaggons, 936 Straßenbahnen und 1230 Stadtbusse. Die eckigen Karosa-Busse B731 waren über 30 Jahre lang mit Prag verbunden. Am vergangenen Freitag wurden sie zum letzten Mal im Stadtverkehr eingesetzt, und zwar auf der Buslinie 158. Miloslav Zítka vom Verband der Reisenden im öffentlichen Nahverkehr:

Miloslav Zítka  (Foto: Archiv der Alternativa)
„Die Technologie ist inzwischen vorangeschritten. Die heutigen Ansprüche an den öffentlichen Verkehr unterscheiden sich von denen vor 30 Jahren bedeutend. Es ist notwendig, Niederflurfahrzeuge im Stadtverkehr einzusetzen, die gut ausgestattet sind. Diesem Standard entsprechen weder die Karosa-Busse B732, die seit letztem Jahr nicht mehr genutzt werden, noch die B731-Busse, die gerade jetzt aus dem Betrieb genommen werden.“

Die ersten Karosa-Busse B731 mit einem Automatik-Getriebe wurden 1982 als eine gefragte Neuigkeit an die Prager Verkehrsbetriebe geliefert. Miloslav Zítka:

„Bei diesen Bussen befand sich der Motor im Raum hinter der Hinterachse, alle anderen vorherigen Busse wie beispielsweise ŠM11 hatten den Motor vorne. Später wurden die neuen Busse mit Katalysatoren ausgestattet. Zum ersten Mal wurden bei den B731 die Zweiflügeltüren genutzt.“

Foto: ČT24
Gebaut wurden die Busse seit 1981 im ostböhmischen Vysoké Mýto. Bis 1995 wurden fast 1000 Karosas an die tschechische Hauptstadt geliefert.

„Im Vergleich zu den älteren Bussen war der B731 komfortabler. Im Bus wurde geheizt, es gab da schönere Sessel, die Beleuchtung sowie die Lüftung waren besser als in den Bussen, die zuvor genutzt wurden. Es war ein Fortschritt zu bemerken.“

Foto: ČT24
Man könnte sagen, dass die Karosa-Busse in den 1980er und 1990er Jahren kaum Konkurrenz hatten. Die Verkehrsbetriebe besaßen außerdem Busse der Marke Ikarus aus Ungarn. Die Karosa-Busse seien, so Zítka, mindestens genauso gut gewesen. Der Experte:

„Ein wenig problematisch waren am Anfang nur die Automatikgetriebe vom Hersteller Praga. Später wurden sie durch Automatikgetriebe der Marke Voith ersetzt.“

Im regelmäßigen Stadtverkehr fuhren die Busse zum letzten Mal am 12. September. Die Interessenten haben jedoch die Möglichkeit, bei besonderen Gelegenheiten mit einem B731 zu fahren.

Jan Ryšánek  (Foto: ČT24)
"Es werden künftig Fahrten mit historischen Bus- und Straßenbahntypen angeboten. So wird etwa am Samstag, den 20. September, der Tag der offenen Tür der Prager Verkehrsbetriebe veranstaltet. Geöffnet werden unter anderem die Busgaragen in Kačerov. Die Prager Verkehrsbetriebe sind nicht die einzigen, die die Stadtbusse Karosa B731 besitzen, denn sie fahren auch in mehreren Städten im Ausland. Insgesamt wurden in Vysoké Mýto etwa 4.900 B731-Busse gebaut, rund 1000 davon waren in Prag im Betrieb.“

Jan Ryšánek ist Busfahrer. Mit den ausgedienten Bussen hat er gute Erfahrungen gemacht:

Foto: Kevin.B,  Wikimedia CC BY-SA 3.0
„Die Wartungsarbeit war einfach. Unserer Werkstatt gelang es, die Busse in einem guten Zustand aufrechtzuerhalten. Wir waren mit ihnen immer zufrieden. Für Menschen mit Behinderung war es aber schwieriger, ein- und auszusteigen.“

Die Prager Verkehrsbetriebe kauften in den letzten Jahren nur noch Niederflurbusse. Einer der Gründe, warum die alten Karosa-Busse nicht mehr eingesetzt werden können, ist unter anderem eine Verordnung der Regierung. Den Verkehrsunternehmern wird angeordnet, keine Fahrzeuge zu nutzen, die älter als neun Jahre sind. Die letzten fünf B731-Busse sind jedoch schon 19 Jahre lang im Betrieb. Die Prager Verkehrsbetriebe sind darum gezwungen, auf die alten Busse zu verzichten. Der technische Leiter der Verkehrsbetriebe Jan Šurovský:¨

Jan Šurovský  (Foto: ČT24)
„Wir bieten sie zum Verkauf an. Meistens handelt es sich aber um Fahrzeuge, aus denen bereits einige Teile abmontiert wurden, die man noch als Ersatzteile nutzen kann.“

Der Generaldirektor der Prager Verkehrsbetriebe Jaroslav Ďuriš hat nur lobende Worte für die ausgedienten Busse:

„Das sind wirklich Legenden. Es gibt keinen anderen Fahrzeugtyp, der so lange im Betrieb gewesen wäre. Was die eckigen Busse betrifft, da haben wir noch die Busse B741. Diese werden nächstes Jahr aus dem Betrieb gezogen. Das sind schon die letzten eckigen Busse.“

Am Samstag, den 20. September, veranstalten die Prager Verkehrsbetriebe den Tag der offenen Tür. Geöffnet sind das Straßenbahndepot in Pankrác, das Metro-Depot sowie die Busgaragen in Kačerov. In jedem Areal gibt es Info-Stände. Die Interessenten können die historischen sowie die modernsten Metro-Waggons, Straßenbahnen und Busse besichtigen und sich mit der Arbeit in den Werkstätten der Verkehrsbetriebe bekannt machen. Historische Straßenbahnen werden am Samstag in 20-minütigen Intervallen vom Depot Pankrác über Palouček bis auf den Platz Bratří Synků fahren. Um die Busgaragen in Kačerov zu besuchen, können die Interessenten den kostenlosen Pendelbus mit der Bezeichnung „DOD“ nutzen, der von 9.40 Uhr bis 16 Uhr in fünfminütigen Intervallen von der Metrostation Budějovická Richtung Depot Kačerov und Garagen Kačerov fahren wird.