Prager Kneipe U Pinkasů zapft seit 180 Jahren Pilsner Bier
Es ist allgemein bekannt, dass das erste Pilsner Bier in Prag in der Kneipe U Pinkasů gezapft wurde. Das geschah am 8. April 1843.
Zu Beginn des Jahres 1842 hatte das Bier aus dem westböhmischen Plzeň / Pilsen noch keinen guten Ruf. Deswegen entschlossen sich die Bürger der Stadt, eine große Brauerei zu gründen. Den ersten Sud mit dem neuen Pilsner Bier braute der bayerische Braumeister Josef Groll am 5. Oktober 1842.
Wie das Pilsner nach Prag kam
Die Kneipe U Pinkasů befindet sich im Prager Stadtzentrum am Rand des Jungmann-Platzes (Jungmannova náměstí), neben dem Franziskanerkloster und der Kirche St. Maria Schnee. Ihr erster Eigentümer war Jakub Pinkas (1805–1879), ein gelernter Schneider. Häufiger nächtigte der Fuhrmann Martin Salzmann bei ihm, wenn dieser Waren aus Pilsen nach Prag brachte. Im Frühling 1843 bat Pinkas ihn, aus der westböhmischen Stadt eine Probe des neuen untergärigen Bieres mitzubringen. Dazu kam es am 8. April, als Salzmann zwei Kübel des schmackhaften Gerstensaftes aus der neuen städtischen Brauerei in Pilsen herbeikarrte.
Da das Bier Pilsner Brauart schnell weitere Anhänger fand, erweiterte Pinkas die Gaststube im Parterre, vor allem aber begann er, den kühlen mittelalterlichen Keller als Lagerraum zu nutzen. Dabei führte er eine Neuheit ein. Bis dahin wurde das Bier aus Kübeln in kleinere Gefäße gefüllt und so serviert. Doch Pinkas begann, das Getränk aus dem Fass zu zapfen. Weil die Fässer aber im kühlen Keller lagerten, mussten die Kellner ständig dort hinunter und wieder hinauf in die Gaststube – ein äußerst anstrengender Job. Es soll aber Kraftprotze gegeben haben, die sogar 15 Halblitergläser auf einmal zu tragen imstande waren.
Jakub Pinkas war also ein strenger Arbeitgeber, doch seine Stammgäste behandelte er wie Könige. Zu diesen gehörten auch wortgewaltige Politiker, Schriftsteller und Journalisten. Ganz vorne an den Tischen saßen zum Beispiel František Palacký und František Ladislav Rieger. Und Pinkas war auch froh, wenn die Jugend aus den Prager Schulen zu ihm in die Kneipe kam.
Deutscher Professor beim Frühschoppen
Zwar besuchten im 19. Jahrhundert vor allem Tschechen die Gaststube, aber auch dem deutschen Rechtswissenschaftler Friedrich Heinrich Vering schmeckte das Pilsner bei Pinkas sehr gut. Er war 1879 einem Ruf an die Deutsche Universität Prag gefolgt. Der ewige Junggeselle verbrachte mehr Zeit am Kneipentisch als auf akademischem Boden. Auf neun Uhr kam er bereits zum Frühschoppen, sprach aber mit niemandem, sondern verkroch sich dann für viele Stunden in seine Bücher. Nur für die Vorlesungen verließ er seinen Platz, um danach wieder in die Kneipe zurückzukehren. Er aß bei Pinkas sowohl zu Mittag als auch zu Abend – und häufig blieb er bis über Mitternacht hinaus.
Pilsner Urquell wird bis heute in der Kneipe U Pinkasů serviert. Auch die Zapfanlage für die ersten Biere gibt es noch, sie ist aber nicht mehr in Betrieb, sondern ein Museumsstück, das die Gäste im Keller bewundern können.