Prager Magistrat per Überweisung um 50 Millionen Kronen betrogen
Es klingt eigenartig, aber es ist passiert: Der Prager Magistrat hat sozusagen eigenhändig rund 50 Millionen Kronen – fast 2 Millionen Euro - auf das Konto von Betrügern überwiesen. Natürlich im guten Glauben. Das Geld sollte eigentlich für Kanalisationsarbeiten an das Unternehmen Skanska gehen. Christian Rühmkorf berichtet.
„Der Kontrollmechanismus beinhaltet mehrere Stufen. Zurzeit können wir noch nicht sagen, bei welcher Stufe des Kontrollmechanismus die gefälschte Rechnung ins Spiel gekommen ist. Eine Variante ist, dass die richtige Rechnung alle Mechanismen korrekt durchlaufen hat und erst danach gegen die gefälschte ausgetauscht wurde. Das ist Gegenstand der polizeilichen Untersuchung, aber das Ergebnis kennen wir noch nicht.“
Der Cup war wohl gut vorbereitet. Die gefälschte Rechnung war mit Stempeln von Skanska versehen und das Geld floss zügig weiter, wie ein Sprecher des Magistrats bestätigt:
„Von dem angegebenen Konto, auf dem der Betrag gelandet ist, ist das Geld auf mehrere Konten anderer Banken überwiesen worden.“
Unter anderem bei der Citibank wurde ein Teil des Geldes bereits von den Betrügern abgehoben. Gefilmt hat sie dabei eine Sicherheitskamera. Polizeisprecher Ladislav Bernášek:
„Eine der Personen, die von dem Konto Geld abgehoben haben, hat sich mit einem litauischen Pass ausgewiesen, und zwar auf den Namen eines 22-jährigen Mannes, der hier in Tschechien mehrere Handelsgesellschaften registriert hat.“
Der Polizei gelang es bisher nur 5,5 Millionen Kronen sicherzustellen. Für ein schnelles Handeln sind aber mehr Informationen nötig. Im Wege steht das Bankgeheimnis, wie der Sprecher der Citibank, Martin Švehla, erklärt:
„Über das Geld kann im Augenblick nur der Kontoinhaber verfügen. Für Eingriffe von außen ist eine Gerichtsentscheidung oder ein Vollstreckungsbescheid erforderlich. Dann können wir sofort reagieren.“
Die Tageszeitung „Mladá fronta Dnes“ beruft sich auf einen Magistratsbeamten und behauptet, ein solcher Fehler könne kaum ohne Mithilfe eines Verwaltungsbeamten unterlaufen. Die zwei brennendsten Fragen lauten also: Wo ist der Rest des Geldes und zu welchem Zeitpunkt ist die gefälschte Rechnung auf dem Magistratstisch gelandet?