Prager Politiker besorgt: Tod von Bhutto ist Rückschlag für Demokratie und Stabilität in Region
„Die Welt hätte kaum eine schlimmere Nachricht erreichen können als der Mord an der ehemaligen Premierministerin Benazir Bhutto.“ Mit diesen Worten drückte die Tageszeitung „Hospodarske noviny“ am Freitag aus, wie groß auch in Tschechien das Entsetzen über das Attentat an der pakistanischen Oppositionsführerin war und ist.
Anarchie und Chaos in dieser Region können durchaus weit reichende Folgen haben. Denn auf die Frage, ob man sich dann auch in Tschechien Sorgen machen müsse, antwortete der Kommentator des Tschechischen Rundfunks, Milan Slezak, am Donnerstag in einer Sendung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens:
„Selbstverständlich, denn Pakistan ist eine Atommacht. Meinem Wissen nach werden die Atomsprengköpfe und die Raketen zum Glück getrennt gelagert. Und sie werden zudem von den zuverlässigsten Soldaten der pakistanischen Armee, den Punjabis bewacht. Sie sind dem pakistanischen Staat und seinem säkularen Charakter treu ergeben. Und das ist sehr wichtig. Denn sie wünschen sich keinen reinen muslimischen Staat.“
Tschechiens Premierminister Mirek Topolánek, der die Gewalttat scharf verurteilte, verwies darauf, dass Pakistan ein wichtiger Verbündeter aller Länder sei, die gegen den Terrorismus kämpfen. Aus dem Grund sei es wichtig, dass die verbrecherische Tat keine weitere Lawine von Gewalttaten auslöse, so der Premierminister. Der Parteichef der tschechischen Sozialdemokraten, Jiří Paroubek, bezeichnete das Attentat als einen Versuch, den Übergang des Landes zur Demokratie zu vereiteln. Tschechiens Ex-Präsident Václav Havel zeigte sich von der Nachricht über den Tod von Frau Bhutto ebenso erschüttert. Sie war eine tapfere Frau, die ihr Leben dem Kampf für Demokratie in ihrem Land geopfert habe, sagte Havel.Welche Folgen aber könnte nun der Tod von Benazir Bhutto für Pakistan und für die Politik der westlichen Welt mit den Vereinigten Staaten an der Spitze haben? Auf diese Frage erwiderte Milan Slezak:
„Staatspräsident Pervez Musharraf hat die Vereinigten Staaten in vielen Dingen enttäuscht. Man hatte gehofft, dass er schon früher ein echter Zivilpräsident werden könne und darauf gesetzt, dass er gemeinsam mit Benazir Bhutto ein politisches Tandem bilden könnte, wie man es sich wünschte. Das ist nun Vergangenheit, und ich befürchte, dass den Vereinigten Staaten nicht anderes übrig bleibt, als erneut auf Musharraf zu setzen und zusehen zu müssen, wie Musharraf das Land – offenbar gezwungenermaßen – wieder mit harter Hand führen muss.“