Prof. Schlack: Tschechische Pädiatrie hat eine große Tradition

Mit der Tätigkeit des Kinderneurologischen Zentrums in Bonn machte dessen Direktor, Professor Hans-Georg Schlack, während eines Seminars am Donnerstag in Prag die tschechischen Kinderärzte, Psychologen sowie weitere Mitarbeiter im Bereich Kinderheilkunde bekannt. Im Rahmen der Tschechischen Gesellschaft für Sozialpädiatrie hielt der Professor einen Vortrag, in dem er u. a. auf die Herausforderungen einging, die vor der modernen Sozialpädiatrie stehen. Nach der Vorlesung bat Martina Schneibergova Professor Schlack ans Mikrofon:

Herr Professor, Sie haben gesagt, dass die Sozialpädiatrie in Deutschland sehr wichtige Impulse von den damaligen tschechoslowakischen Experten - wie Prof. Matejcek, Langmeier oder Damborska- erhielt. In wie weit haben diese Impulse die weitere Entwicklung der Sozialpädiatrie in Deutschland beeinflusst?

"Vor allem dadurch, dass man den Begriff der psychischen Deprivation und ihre Hintergründe kennen gelernt hat und dass man für die Erfüllung der seelischen Grundbedürfnisse der Kinder wesentliche Informationen erhalten hat - durch die Forschungen, die von vor allem Matejcek und anderen durchgeführt worden sind. Dazu hat das damals in den frühen Nachkriegsjahren in Deutschland keine gleichwertige Forschung gegeben."

Hatten damals deutsche Pädiater die Möglichkeit mit den tschechoslowakischen Experten zusammenzuarbeiten. Es war noch in den Zeiten des Eisernen Vorhangs. War das überhaupt möglich?

"Erstaunlicherweise war das möglich und sowohl dass deutsche Pädiater in die Tschechoslowakei kommen konnten, aber es gab Zeiten, in denen auch die Ausreise zumindest für Besuche und persönliche Kontakte möglich war."

Konnten Sie sich persönlich auch mit ihnen bekannt machen?

"Ich war damals noch etwas zu jung dazu, aber ich habe die große Freude, dass ich Professor Matejcek auch persönlich kenne und auch Professor Svejcar noch kennen gelernt habe sowie Professor Dunovsky. Aber das war eine halbe Generation vor mir, als das so intensiv nach Deutschland herüberkam."

Es war nicht Ihr erster Vortrag in Prag - Sie waren hier zum letzten Mal vor sieben Jahren, aber Sie arbeiten sonst mit der tschechischen Sozialpädiatrie zusammen. Sie wurden jetzt zum Ehrenmitglied der Tschechischen Gesellschaft für Sozialpädiatrie ernannt - d. h. die Kontakte sind ganz intensiv...

"Ja, das war für mich eine sehr große Ehre, diese Ehrenmitgliedschaft zu bekommen und ich freue mich auch nicht nur über diese Ehrung, sondern auch über die Perspektive, dass wir weiter miteinander in Kontakt bleiben, denn die tschechischen Pädiater haben eine große Tradition und wir können viel voneinander lernen."

Sie hörten ein Gespräch mit Professor Hans-Georg Schlack, dem Direktor des Kinderneurologischen Zentrums in Bonn.