„Profit“: Wirtschaftszeitschrift für die Unternehmer
Die tschechische Presse hat in der zurückliegenden Woche unter anderem beschäftigt der Vorfall beschäftigt, der Tschechiens Präsident Václav Klaus „zitternde Hände“ machen könnte. Dazu in der Übersicht der Pressethemen am Anfang der Sendung. Des Weiteren wollen wir Ihnen mit „Profit“ im zweiten Teil unserer Sendung eine weitere Wochenzeitschrift für Wirtschaftsfragen vorstellen.
Die „Lidové noviny“ widmete sich der Reform auf ihrer dritten Seite gleich zweimal und zwar am Dienstag und am Donnerstag. Während am Dienstag die besagten Veränderungen quasi offiziell und zwar vom Sprecher des Gesundheitsministeriums dargestellt wurden, legte am Donnerstag ein Redakteur der Zeitung seine Sicht der Dinge dar.
Die „Mladá fronta Dnes“, die ebenfalls am Dienstag die geplante Reform in den Mittelpunkt ihrer dritten Seite stellte, riet - getreu ihrer Devise, für die Leser in jeder Lebenslage stets die richtigen Ratschläge parat zu haben - den Lesern die Arzneimittel künftig lieber direkt und für Bares in der Apotheke zu kaufen, anstatt sich die Medikamente vom Hausarzt verschreiben zu lassen.Das zweite große Thema der abgelaufenen Woche war aber dann zweifelsohne die Entscheidung der mitregierenden tschechischen Grünen, den 30-jährigen Abgeordneten Ondřej Liška zum neuen Bildungsminister vorzuschlagen. Das Bildungsressort war gut zwei Monate unbesetzt, weil sich die einzelnen Parteiflügel auf keinen geeigneten Nachfolger für Dana Kuchtová einigen konnten. Nun steht der neue Minister fest und soll in der kommenden Woche von Präsident Václav Klaus ernannt werden.
Klaus erklärte in einer ersten Reaktion, er werde Liška wegen seines jungen Alters nur mit „zitternden Händen“ ernennen, was natürlich die Zeitungen dankbar aufgriffen und das Zitat von den „zitternden Händen“ meist schon in die Titelüberschriften platzierten. Praktisch alle Zeitungen brachten auf ihren dritten Seiten ganzseitige Interviews mit dem künftigen Bildungsminister. Die Internettageszeitung „Aktualne.cz“ führte umgehend ein Online-Interview mit Liška und fragte ihn zum Beispiel nach seinen früheren Vorschlägen, leichte Drogen legalisieren zu wollen.
Diesmal wollen wir eine weitere Wirtschaftszeitung vorstellen: die Wochenzeitschrift „Profit“, die von den drei in Tschechien erscheinenden die kleinste ist. Die tschechische Auflagenkontrolle ermittelte im dritten Quartal dieses Jahres bei „Profit“ eine gedruckte Auflage von 15.300 Exemplaren; die Reichweite unter den Lesern betrug 62.000 Stück.
„Profit“ bezeichnet sich selber als Wochenzeitschrift für Unternehmer. Sie erschien erstmals noch unter der Bezeichnung „Československý profit“ (Tschechoslowakischer Profit) im Frühjahr 1991 und wurde vom Schweizer Ringier-Verlag auf den Markt gebracht. Somit war „Profit“ die überhaupt erste Zeitschrift nach der Wende, die von einem ausländischen Verlag herausgegeben wurde.
Obwohl Ringier „Profit“ später verkaufte, blieb die Ausrichtung der Zeitschrift in den Folgejahren praktisch bis heute gleich. Heißt das also, dass bei „Profit“ weiterhin der Servicecharakter im Vordergrund steht und jede Nummer etwa mit speziellen Beilagen erscheint, oder die Redaktion zum Beispiel auch Fachseminare zu verschiedenen Themen veranstaltet? Dazu der Chefredakteur von „Profit“, Petr Kučera:
"Ja, so ist es. Ich denke, dass wir im Vergleich mit den anderen Zeitschriften durchaus einen starken Akzent auf das Serviceangebot legen, auch wenn wir ebenfalls den klassischen Anforderungen an ein Informationsmedium gerecht werden wollen. Das heißt, dass man auch bei uns unter anderem Nachrichten aus Wirtschaft und Politik, Hintergrundberichte oder einen Rückblick auf die Ereignisse der abgelaufenen Woche findet. Wir erscheinen auch mit Beilagen, die zum Beispiel eine Übersicht der bevorstehenden Handelsmessen bringen oder Kommentare zu neuen Gesetzen. Es zeigt sich nämlich, dass es auch in der Zeit des Internets immer noch Menschen gibt, die Informationen lieber auf Papier und in gedruckter Form beziehen. Daneben veranstalten wir noch Seminare und Workshops in den Regionen. Die sind in der Regel jenen Fragen gewidmet, welche die Unternehmer am meisten interessieren - zum Beispiel, wie man an europäische Fördermittel herankommt oder Kredite beantragen kann."
Die Wochenzeitschrift „Profit“ hat im Jahr 1999 den Verleger gewechselt. Welcher Verlag steht heute hinter dieser Zeitschrift und ist er gegebenenfalls auf dem tschechischen Markt noch mit einem weiteren Medium vertreten? Petr Kučera:
„Die Lage ist jetzt stabilisiert. Seit vier oder fünf Jahren erscheint Profit im Stanford-Verlag, der zur Holding des Unternehmers Karel Komárek gehört. Neben Profit erscheint bei Stanford auch noch die Wochenzeitschrift „Czech Business Weekly“, deren Zielgruppe wiederum Manager von großen Unternehmen sind. Dann erscheint bei Stanford noch ein Jahrbuch mit dem Verzeichnis der wichtigsten und größten Firmen in Tschechien, in dem die einzelnen Unternehmen auf Grund verschiedener Kriterien aufgelistet sind - etwa der Höhe ihres Nettogewinns."
In Tschechien erscheinen neben „Profit“ noch zwei weitere Wirtschaftsmagazine: „Ekonom“ und „Euro“. Empfindet Kučera diese als Konkurrenz?
„Es besteht sicher eine gesunde Konkurrenz. Auf einem Markt von der Größe Tschechiens entsprechen drei solche Magazine dem real existierenden Interesse und der Nachfrage von Seiten der Leser. Ich denke aber nicht, dass zwischen den drei Zeitschriften eine direkte Rivalität bestehen würde. Die Wochenzeitschrift Euro richtet sich, zumindest unseren Erhebungen zufolge, an die Manager großer Firmen; bei Euro stehen auch mehr Fragen der Makroökonomie und der Politik im Vordergrund, weitaus weniger aber die praktischen Aspekte des Unternehmertums. Auch die dritte Wirtschaftszeitschrift, die hierzulande erscheint, das Magazin Ekonom, stellt keine direkte Konkurrenz für uns dar. Auch bei ihr stehen volkswirtschaftliche Fragen stärker im Vordergrund; die Zeitschrift ist auch mehr akademischer Natur und somit für den gewöhnlichen Unternehmer in einer mittelgroßen Firma weniger praxisbezogen, als wir es sind."
Gibt es auch Zeitschriften im Ausland, mit denen „Profit“ entweder direkt zusammenarbeitet oder von denen man sich zumindest inspirieren lässt? Dazu abschließend noch einmal Chefredakteur Petr Kučera:
„Ein direktes Vorbild im Ausland haben wir nicht, ebenso wenig irgendeine Partnerredaktion im Ausland, auch wenn wir jetzt versuchen wollen diese Partnerschaft im Rahmen Mitteleuropas irgendwie zu stärken und zu intensivieren. Wir verfolgen, was unsere Kollegen in der Slowakei, Polen, Deutschland und Österreich tun und wie sie ihre Zeitschriften gestalten. Aber wenn es um eine Inspiration geht, so suchen wir sie vor allem bei unseren Lesern. Wir machen regelmäßige Umfragen um herauszufinden, was unseren Lesern am meisten missfällt und wo sie Hürden bei ihrer Tätigkeit sehen. Vielleicht lassen wir uns inspirieren, was die Form der jeweiligen ausländischen Zeitschriften angeht, aber unser Inhalt ist schon sehr spezifisch."