Protest gegen einheitliches System von Theaterdotationen in Prag
Soll die Kultur, sprich das Theater, als ganz normales Business eingestuft werden oder nicht? Das ist wohl der Kern eines Streits, der in der tschechischen Hauptstadt seit Monaten über die Bühne geht. Am Vormittag hat er mit einer Protestkundgebung von etwa 300 Künstlern und Vertreter des Kulturbereichs seinen bisherigen Höhepunkt erreicht.
"Es sei zu einer grundsätzlichen Beschneidung der finanziellen Unterstützung für Nonprofit-Organisationen gekommen, die den Pragern ihre Kulturleistungen anbieten. Damit sei es auch zu einer ernsten Gefährdung ihrer kontinuierlichen Aktivität gekommen. An dieser Stelle wurden einige Theater genannt, denen laut Vertretern eines Teils der Prager Kulturszene bereits in diesem Jahr die Einstellung ihrer Tätigkeit droht. Was aber steckt dahinter."
Die Prager Stadtväter haben beschlossen, von diesem Jahr an flächendeckend allen Theaterbühnen in der tschechischen Hauptstadt die Dotationen aufgrund eines einheitlichen Systems zukommen zu lassen. Das bedeutet, dass kein Unterscheid zwischen den privaten Kommerztheatern und Nonprofit-Ensembles gemacht werden soll. Als Hauptschlüssel, nach dem die Gelder für einen befristeten Zeitraum von einer Fachkommission verteilt werden sollen, gilt die so genannte Subvention pro Eintrittskarte. Die lautstarke Kritik an diesem System richtet sich vor allem an den Stadtvertreter Milan Richtr. Er verteidigte das System kürzlich im Tschechischen Rundfunk:„Wir haben den Weg eingeschlagen, lediglich Fachleute über die Gelder für die Kultur entscheiden zu lassen. Betroffen sind davon die letzten paar Theaterbühnen, über die jetzt noch die Politiker entscheiden. Ihr Budget wird im Rahmen der gesamten Haushaltsplanung der Hauptstadt festgelegt. Die Bewertung des künstlerischen Wertes dieser Theaterhäuser kann dabei meiner Meinung nach zu kurz kommen.“
Und wie erklärt sich Milan Richtr den massiven Protest vieler Künstler sowie der breiten Öffentlichkeit?„Ich glaube, sie fürchten sich einfach vor der Konkurrenz auf der künstlerischen Ebene. Für mich als einen für den Kulturbereich zuständigen Stadtvertreter ist es allerdings die Priorität, auf hohe künstlerische Qualität der Theater zu achten.“
Nicht alle, die sich auf dem Marienplatz versammelten, haben unisono gegen das neue Subventionssystem der Prager Theater gebuhlt. Es sei gerecht und transparent, sagen seine Befürworter, und die gab es vor dem Prager Magistrat auch zu hören.