Proteste in Prag
Nach einem Ruhetag - dem Montag, an dem die in Prag anwesenden Gegner des Weltwährungsfonds` und der Weltbank Kräfte für den im voraus als Hauptprotesttag angekündigten heutigen Dienstag sammelten bzw. Pläne schmiedeten, hat sich die Situation heute gewandelt. Bislang gab es in Prag aber keine Exzesse, bei den bis dahin veranstalteten Demos waren jeweils nur ein paar Hundert, höchstens aber ein Tausend Teilnehmer mit dabei, für den Dienstag versprachen die Organisatoren der Proteste einen Tag voller Überraschungen.
Als Hauptziel wurde von Anfang an die Blockade des Prager Kongresszentrums, dem Tagungsschauplatz der beiden internationalen Institutionen deklariert. Schließlich galt auch die Tatsache, dass in der letzten Nacht ein erhöhtes Aufgebot von weiteren Globalisierungsgegnern die tschechische Grenze per Bus oder mit PKW überschritten hat, als Signal dafür, dass es diesmal um eine intensivere Präsentation eigener Einstellungen gehen könnte. Immerhin, in seinen Grundzügen - wie Sie bereits auch unseren Nachrichten entnehmen konnten - unterscheidet sich das Protestszenario hier in Prag nicht von dem, das man aus Washington von der Frühjahrstagung des IWF und der Weltbank kennt.
Aus der ganzen Tschechischen Republik wurden etwa 11 Tausend Polizisten nach Prag geholt, von denen ein Teil das Kongresszentrum von der Außenwelt abschirmen soll, der Rest von ihnen ist fast in der ganzen Stadt verstreut. Über das hohe Polizeiaufgebot freut sich der Prager Oberbürgermeister Jan Kasl. Die Gründe nannte er am Montag in einem Interview mit dem Tschechischen Rundfunk: Durch die unübersehbare Präsenz der Polizisten sei die Kriminalität in der Stadt spürbar minimalisiert worden. Die Zahlen, die das z.B. bei Autoentwendungen, Überfällen oder der üblichen Strassenkriminalität dokumentieren, seien phantastisch. Für Kasl wären 8 bis 9 Tausend Polizisten, die der Hauptstadt zur Verfügung stehen könnten, die ideale Zahl, die dies z.B. in New York in Manhattan der Fall sei. Das Verhalten der Polizisten gegenüber den Demonstranten in den vergangenen Tagen bewertete der Primator als sehr moderat - sie seien flexibel gewesen und hätten den Verkehr sowie den Lauf des Lebens in der Stadt den Aktionen der Demonstranten angepasst, die sich relativ anständig benommen hätten ohne Lust, etwas zu zerschlagen. Unser freier Mitarbeiter Armin Sandmann hat sich heute Vormittag auf einem der Protestmärsche umgehört. Über ihre Atmosphäre zeugt der folgende Mitschnitt: