Protestkundgebungen gegen IWF und Weltbank
Am Dienstag begann er nun, der sogenannte und lang im Voraus geplante "globale Aktionstag". Demonstranten aus Tschechien und ganz Europa hatten sich an diesem Tag zum Ziel gesetzt, auf friedliche Weise gegen den Internationalen Währungsfonds und die Weltbank zu demonstrieren. Doch trotz sorgfältiger Vorbereitungen kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen, bei denen es, abgesehen von Sachbeschädigung, zu Verletzten sowohl auf Seiten der Demonstranten als auch der Polizei kam. Dazu ein Überblick von unserem freien Mitarbeiter Armin Sandmann:
Im Stadtzentrum Prags fanden sich auf dem Namesti Miru / Friedensplatz am Dienstagmorgen ca. 6000-7000 Menschen ein, um gegen die Ziele der Weltbank und des Währungsfonds zu demonstrieren. Warum man sich zu dieser Demonstration eingefunden hatte, dazu Viktor Piorecky, Sprecher der Organisation INPEG, die diese Protestkundgebung plante:
" Diese Finanzinstitutionen haben Tausende Menschenleben, Tausende von zwangsumgesiedelten Personen, die Zerstörung der Umwelt und die Verletzung der Menschenrechte auf dem Gewissen. Tagtäglich werden durch sie auch die sozialen Rechte in dem Maße verletzt, wie wir es uns überhaupt nicht vorstellen können."
Gegen 11 Uhr machte sich der bis dahin friedliche Protestzug auf drei verschiedenen Trassen in Richtung des Kongresszentrums auf. Eine Gruppe, gebildet von jungen Griechen und Italienern der Organisation "YA BASTA!" begaben sich zur Brücke vor dem Kongresszentrum, die durch Polizeieinheiten versperrt war. Nach mehreren erfolglosen Versuchen, die Absperrungen zu durchbrechen, zog sich die Mehrheit der Demonstranten zum Ausgangspunkt der Proteste, zum Friedensplatz, zurück.
Einige Splittergruppen zogen in den nahegelegenen Stadtteil Prag Nusle und in die Stadtmitte auf den Wenzelsplatz. Hier lieferten sie sich Straßenschlachten mit Polizeieinheiten, die auf den Angriff der Demonstranten mit Pflastersteinen mit Tränengas und Wasserwerfern antworteten. Während dieser Ausschreitungen wurden Fensterscheiben einiger Banken und Restaurants der Ketten McDonalds und KFC eingeworfen, bis sie durch die Polizei in Richtung des Rundfunkgebäudes in der Vinohradska-Strasse gedrängt wurden. Dort war gegen 22 Uhr folgendes zu hören: Die Teilnehmer der Weltbanktagung entkamen der Belagerung durch die Demonstranten nur per U-Bahn zu einem abendlichen Bankett. Der tschechische Premier Milos Zeman ließ auf diesem Bankett verlauten, dass er die Meinung der friedlich Demonstrierenden respektieren werde, sollten diese sich aber an Gewalttaten beteiligen, halte er diese Personen für Idioten, die sofort im Gefängnis landen sollten. Und tatsächlich griff die Polizei in den Abendstunden härter durch und verhaftete 422 Personen, davon 295 tschechische Staatsbürger und 127 Ausländer, aus Spanien, Deutschland, Großbritannien, den USA, Italien, Polen, Norwegen und Dänemark.