Protestwoche gegen Hochschulreform – Politiker bekommen Zweifel an ihren Plänen

Foto: ČTK

Die geplante Hochschulreform hält die Universitäten in Tschechien weiter in Atem. Im Rahmen einer Protestwoche gingen am Mittwoch in Prag erneut Tausende Studierende auf die Straße, um gegen Studiengebühren und andere Reformpunkte zu demonstrieren.

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Laut der Polizei waren es 7000, laut den Schätzungen der Veranstalter zufolge sogar 10.000 Demonstrierende. Mit Spruchbändern und Trillerpfeifen waren sie vor das Regierungsamt in Prag gezogen. Dort demonstrierten sie unter anderem gegen die geplante Einführung von Studiengebühren. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass es durch die Reform zu einer zunehmenden Einflussnahme von Politikern und Managern in den Führungsetagen der öffentlichen Hochschulen kommen könnte. Dazu eine Studentin:

„Wir hoffen, dass die Reform umgearbeitet wird. So wie sie nun vorbereitet wurde, würden wir viele akademische Freiheiten verlieren, was für uns das größte Problem ist.“

Milena Přecechtělová
Laut den Hochschulen besteht außerdem das Problem, dass die Reformen von der Politik geplant werden, ohne die Vorschläge der Hochschulen einzubeziehen. Das verärgert nicht nur viele Studierende sondern auch das Lehrpersonal der Universitäten, das sich ebenfalls dem Protest am Mittwoch anschloss. Milena Přecechtělová hat eine Lehrstelle an der Fakultät für Evangelische Theologie der Prager Karlsuniversität:

„Wir erwarten, dass die jetzige Fassung der Reform zurückgezogen wird und dass eine Debatte zwischen den Hochschulen und der Regierung über die Reform eröffnet wird. Die Hochschulreform ist erforderlich, aber nicht so, wie der Entwurf sie vorsieht.“

Petr Nečas
Eigentlich wollte die Regierungskoalition bereits am Mittwoch über die Hochschulreform entscheiden. Doch wohl auch unter dem Eindruck der Proteste wurde dies um mindestens zwei Wochen verschoben. Für bestimmte Reformpunkte wie zum Beispiel die Studiengebühren lägen mehrere Versionen auf dem Tisch. Das Kabinett müsse sich erst noch auf eine Version einigen, so Premier Petr Nečas nach der Regierungssitzung am Mittwoch. In Reaktion auf die Proteste sagte der Premier jedoch auch, dass man weiter mit den Vertretern der Hochschulen verhandeln wolle. Am Dienstag habe er sich bereits mit dem Vorsitzenden der Studierendenkammer getroffen. Letztlich wolle man eine positive Reform verabschieden, so Nečas wörtlich.

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Ob die Proteste letztlich also wirklich Einfluss auf die Entscheidungen der Regierung haben werden, bleibt noch abzuwarten. Die rege Teilnahme an der Demonstration am Mittwoch lässt jedoch viele genau darauf hoffen.

„Es ist toll, dass hier so viele Leute zusammengekommen sind und ihre Meinung geäußert haben. Man kann sehen, dass es den Studierenden nicht egal ist, was geschieht, dass wir uns an der Demokratie beteiligen. Ansonsten ziehen sich die Tschechen ja lieber irgendwohin zurück, schimpfen gerne, aber tun nichts dagegen. Die Reformen sollten in Zusammenarbeit mit den Vertretern der Hochschulen umgearbeitet werden, und das zur allgemeinen Zufriedenheit“, sagte ein Student.

Josef Dobeš  (Foto: ČTK)
Bildungsminister Josef Dobeš, der die Hochschulreform ausarbeitet, hat mittlerweile bereits die Einführung von Studiengebühren in Frage gestellt. Jetzt soll es angeblich nur noch Strafgebühren für Langzeitstudierende geben.