Publizisten Brod und Serke erhalten Kunstpreis der deutsch-tschechischen Verständigung

Petr Brod (Foto: Archiv des Adalbert-Stifter-Vereins)

Richard von Weizsäcker hat einen, František Černý auch und Hans-Dietrich Genscher sowieso: den Kunstpreis der deutsch-tschechischen Verständigung. Vor allem Politiker erhalten diese besondere Auszeichnung, in diesem Jahr stehen aber Medienschaffende im Fokus: Jürgen Serke und Petr Brod erhalten am Freitag in Bremen den Kunstpreis 2012.

Peter Becher  (Foto: Archiv ČRo 7)
Vertreter von sechs Institutionen, die sich mit der Pflege der bilateralen Beziehungen beschäftigen, bilden die Jury für den Kunstpreis deutsch-tschechischer Verständigung. Aus über 30 Vorschlägen hatten die Juroren die diesjährigen Preisträger bestimmt. Keine leichte Entscheidung, darum hat sich die Jury wie jedes Jahr auf eine bestimmte Berufsbranche konzentriert. Nach Politikern und Wissenschaftlern in den vergangenen Jahren sollten diesmal Publizisten geehrt werden. Wie ihr Beitrag zur tschechisch-deutschen Verständigung aussieht, das erklärt Peter Becher, Geschäftsführer des Adalbert-Stifter-Vereins und Mitbegründer des Kunstpreises:

„Sie können sehr viel tun, zum Beispiel indem sie ausgewogen und differenziert über die einzelne Ereignisse berichten. Wenn sie länger in dem Bereich tätig sind, vermitteln sie zudem Rück- und Überblicke, die ganz wichtig sind, damit man nicht jeder augenblicklichen Aufregung auf den Leim geht und sich von ihr verunsichern lässt.“

Petr Brod  (Foto: Archiv des Adalbert-Stifter-Vereins)
Am Ende entschieden sich die Juroren unter anderem für den Prager Journalisten Petr Brod. Als Berichterstatter für BBC, Radio Freies Europa und die Süddeutsche Zeitung hat er sich einen Namen gemacht. Peter Becher vom Adalbert-Stifter-Verein ergänzt:

„Petr Brod zählt seit der Samtenen Revolution zu den wichtigen Stimmen und prägenden Gesichter der deutsch-tschechischen Beziehungen. Er ist einer der besten Kenner und Kommentatoren dieser Beziehungen.“

Petr Brod selbst ist der ganze Trubel um seine Verdienste noch ein bisschen fremd. Seine publizistische Tätigkeit hält er für eine Selbstverständlichkeit:

„Ich finde nicht, dass es etwas Großartiges ist, was unbedingt ausgezeichnet werden sollte oder weswegen man mich mit Preisen überhäufen müsste. Ich habe auch in meiner Dankesrede betont, dass mir die Anlagen zur deutsch-tschechischen Verständigung bereits in die Wiege gelegt worden. Ich stamme aus einer Familie, in der Deutsch und Tschechisch gesprochen wurde.“

Jürgen Serke | Foto: Archiv des Adalbert-Stifter-Vereins
Dennoch fühlt sich Brod von der Auszeichnung geschmeichelt:

„Das ist eine große Ehrung, eine der größten, die ich je erhalten habe. Vor allem, weil ich einen Mitpreisträger habe, der ein Freund von mir ist – Jürgen Serke.“

Der Schriftsteller Jürgen Serke ist der zweite Gewinner des diesjährigen Kunstpreises. Er beschäftigt sich vor allem mit deutschsprachiger Literatur in Tschechien. Seine Bücher „Böhmische Dörfer“ oder „Die verbannten Dichter“ sind weit bekannt. Besonders freut sich der Buchautor über die ungewöhnliche Art der Ehrung: Anstatt von Geld oder Medaillen erhält man beim Kunstpreis nämlich tatsächlich Kunst.

Foto: Paul Zsolnay Verlag
„Es ist eine richtig gute Idee! Der tschechische Preisträger bekommt ein deutsches Kunstwerk, und ich bekomme ein tschechisches. Ich lasse mich überraschen – ich weiß ja noch nicht, wie das Kunstwerk aussieht“, sagt Serke.

Petr Brod hingegen weiß bereits, dass er eine Statue der Bremer Künstlerin Rosa Jaisli erhält. Die Plastik trägt den bezeichnenden Namen „Begegnung“. Für Petr Brod ein willkommenes Geschenk:

„Vor allem meine Frau ist eine Kunstfreundin, die selbst einmal im Jahr einen Bildhauerkurs besucht. Ich denke, dass der Preis in einem friedlichen Wettstreit mit dem treten wird, was meine Frau aus dem Kurs mit nach Hause schleppt.“

Autor: Romy Ebert
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