Queen der böhmischen Blasmusik: Zorka Kohoutová

Zorka Kohoutová

Früher trat sie fast jede Woche im tschechoslowakischen Fernsehen auf. Nach und nach verlor die Blasmusik jedoch an Popularität. Dennoch werden Liebhaber dieses Genres den Namen der Sängerin Zorka Kohoutová und ihre klangvolle Stimme nie vergessen. Kohoutová hat bei berühmten Blasorchestern gesungen.

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Zorka Kohoutová | Foto: Tschechisches Fernsehen

Zorka Kohoutová wurde am 16. April 1931 an einem der schönsten Orte Prags geboren: in der Zeltnergasse (Celetná), direkt neben dem Altstädter Ring. Die Sängerin dachte immer gern an ihre Kindheit zurück. Damals waren viel weniger Menschen in den Straßen der Altstadt unterwegs. Gleichzeitig fuhr aber auch noch regelmäßig eine Straßenbahn (Linie 1) an ihrem Elternhaus vorbei.

Ihren ersten öffentlichen Auftritt hatte Zorka Kohoutová bereits Anfang der 1950er Jahre. Damals vertrat sie jedoch nur die Schauspielerin Nataša Gollová, die wegen der Dreharbeiten zum Film „Der Kaiser und sein Bäcker“ („Císařův pekař – Pekařův císař“) ein Konzert absagen musste. Zorka erhielt allerdings schon 1954 ein Engagement im Blasorchester von Karel Valdauf – wenn auch zunächst nur als Ansagerin. Doch nur für kurze Zeit. Schon bald bemerkte Valdauf die ausgesprochen schöne Stimme der jungen Pragerin, wie geschaffen für Volkslieder. Nicht nur beruflich, sondern auch privat gingen der Komponist und die Sängerin fortan gemeinsame Wege.

Quelle: Supraphon

Zorka Kohoutová stieg schnell zum Publikumsliebling auf. Sie überzeugte nicht nur mit ihrem Gesang, sondern war auch eine exzellente Tänzerin. Vor ihrem Durchbruch am Mikrophon gewann sie mit ihrem Tanzpartner zahlreiche Preise, unter anderem bei nationalen Folklore-Wettbewerben.

Ihre Ehe mit Karel Valdauf endete 1970. Ein Jahr nach der Scheidung heiratete Zorka Kohoutová den Sänger Jaroslav Vaňátko. Zu dieser Zeit begann auch ihre Zusammenarbeit mit der Blaskapelle Kutilka. Ihre Auftritte waren nicht nur in der Tschechoslowakei sehr beliebt, auch in Ungarn, der DDR und der Bundesrepublik fanden sie großen Anklang. Ihre Lieder erreichten regelmäßig vordere Plätze in den Blasmusik-Hitparaden des Rundfunks. Erfolge feierten die Musiker sogar in den USA, wo sie im Laufe der Jahre immer mehr Konzerte gaben – und das nicht nur für die tschechische Minderheit dort. Die Auftritte in Übersee fanden große Beachtung, sowohl beim Publikum als auch in der Musikbranche: Der Manager von Barbra Streisand wollte Zorka Kohoutová damals unter Vertrag nehmen, und Frank Sinatra schwärmte in den höchsten Tönen von ihrer einzigartigen Stimme.

Quelle:  Supraphon

Der erste Auftritt in den Vereinigten Staaten fand 1981 statt, der letzte 1995. Die Kapellmeister und Zorka hatten auf ihren Reisen so manch schönes Erlebnis, doch eine Geschichte blieb ihnen besonders in Erinnerung. Auf einem Ausflugsdampfer auf dem Mississippi in New Orleans trafen die Tschechen auf ein einheimisches Orchester. Zu ihrer Überraschung spielten die afroamerikanischen Musiker die böhmische „Beer Barrel Polka“, hatten jedoch Probleme, in den Rhythmus zu kommen. Zorka Kohoutová zögerte nicht lange, sprach die Musiker an, erklärte ihnen Rhythmus und Einsatz, und sang das passende Lied dazu – „Škoda lásky“.

Mit der Zeit verlor die Blasmusik an Popularität, und auch der Ruhm von Zorka Kohoutová verblasste immer mehr. Kurz vor ihrem 80. Geburtstag stand die Sängerin das letzte Mal bei einem großen Konzert auf der Bühne. Danach trat sie nur noch selten auf. Zorka Kohoutová starb am 19. August 2019 im Alter von 88 Jahren.

Autoren: Till Janzer , Irina Ruchkina
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