Radfahrer sollen tschechisch-österreichisches Grenzgebiet beleben

Foto: Jana Sustova
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Mitten im kalten Winter machen wir nun einen Ausblick ins kommende Frühjahr, konkret auf die tschechisch-österreichische "Woche des Fahrradtourismus", die bereits jetzt vorbereitet wird. Der österreichische Parlamentsabgeordnete Erwin Hornek ist einer jener zahlreichen Politiker, die sich für das Projekt einsetzen. Vor kurzem war er in Prag, wo Gerald Schubert mit ihm gesprochen hat:

Foto: Jana Sustova
Von 9. bis 15. Mai 2005 soll sie über die Bühne gehen, die so genannte "Woche des Fahrradtourismus". Der Radweg namens "Greenways", der die Hauptstädte Prag und Wien miteinander verbindet, soll in mehreren Etappen bewältigt werden, immer wieder wird es Besichtigungen von Sehenswürdigkeiten am Rande der Strecke bzw. Treffen mit örtlichen Politikern geben. Erwin Hornek, Abgeordneter des österreichischen Nationalrats und Bürgermeister der grenznahen Gemeinde Kautzen, zur Entstehung des Projekts:

"Eine Gruppe von Radfahrern aus meiner Heimatgemeinde und ihr Partnerverein in Slavonice hatten die Idee, eine Radtour von Prag nach Wien zu initiieren, auf der man die Strecke im wahrsten Sinne des Wortes 'erfahren' kann. Im Zuge der Veranstaltung kann man auch viele Kulturgüter entlang der Strecke kennen lernen. Und was für mich am faszinierendsten ist: Es wird im Grenzbereich gefahren, einmal auf der tschechischen, und einmal auf der österreichischen Seite."

Noch vor fünfzehn Jahren, so Hornek, wäre eine solche Idee bestenfalls milde belächelt worden. Überhaupt sei eine Intensivierung des Radtourismus, wie sie nun im niederösterreichisch-tschechischen Grenzgebiet zu beobachten ist, zur Zeit des Eisernen Vorhangs unvorstellbar gewesen.

"Wenn ich sehe, dass auf dem ehemaligen Todesstreifen Bäume wachsen, und diese mittlerweile beinahe zu jenen Bäumen aufschließen, die es hier immer gegeben hat, dann ist das für mich eine enorme Freude. Deshalb unterstütze ich dieses Projekt auch aus Leibeskräften. Für mich ist das eine wunderschöne Sache."

Der Großvater von Hornek war einst ebenfalls Bürgermeister, allerdings auf der tschechischen Seite der heutigen Grenze, in einem kleinen Ort, der nicht mehr existiert. Horneks Vater musste im Zuge der Wirren des Zweiten Weltkriegs mit seiner Familie das Land verlassen und ist nur einen Kilometer Luftlinie nach Österreich gezogen. Im Alter von 29 Jahren trat Hornek junior in Kautzen das Amt des Bürgermeisters an.

"Für mich war es immer interessant zu erfahren, was jenseits des Eisernen Vorhangs ist. Ich habe aus den Erzählungen meiner Großmutter und meines Vaters jeden Stein jenseits der Grenze gekannt. Er war für mich allerdings, obwohl er selbst nur einen Steinwurf entfernt war, so weit weg wie ein anderer Kontinent."

Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs liegen Erwin Hornek grenzüberschreitende Aktivitäten besonders am Herzen. Seine Region war noch vor anderthalb Jahrzehnten ein totes Ende Österreichs. Heute blüht sie auf. Die "Woche des Fahrradtourismus" im Mai sollte dazu einen kleinen Teil beisteuern.