Abenteuer und Entspannung – unterwegs auf dem Elberadweg

Elberadweg

Vom Riesengebirge bis hin in den hohen Norden verläuft der Elberadweg. Er ist sehr beliebt bei Radfahrer*innen. In der Industriestadt Ústí nad Labem / Aussig kommen sie alle vorbei – so auch am Fahrradcamp Loděnice in Brná. Ein Besuch vor Ort.

Die Fahrradtaschen sind gepackt und befestigt. Der Helm sitzt, und das Navi ist montiert. Der Fahrt entlang der Elbe steht also nichts mehr im Wege. Die beiden Freunde Malte und Willi haben sich den lang ersehnten Traum erfüllt, den Radweg zusammen zu fahren. Sie sind nun im Ruhestand und haben die Zeit, sich sportlich, aber entspannt von Biergarten zu Biergarten zu schlängeln. Dabei lassen sie die Atmosphäre der Landschaft auf sich wirken.

„Ich habe immer gesagt, wenn ich Rentner bin, dann fahre ich mal die Elbe von der Quelle bis zur Mündung, in Etappen. Und jetzt bestreiten wir die erste Strecke von Prag bis nach Dresden“, verdeutlicht Malte.

Willi und Malte mit ihren Fahrrädern | Foto: Mietje Kuhnhardt,  Radio Prague International

Insgesamt ist der Elberadweg 1220 Kilometer lang. Der Weg beginnt im tschechischen Ort Špindlerův Mlýn / Spindlermühle und führt durch die Böhmische und Sächsische Schweiz nach Deutschland in die Großstädte Dresden, Magdeburg und Hamburg. Die Strecke endet im Flachland an der Nordseeküste und ist damit eine der abwechslungsreichsten Europas.

Willi und Malte sind um die 100 Kilometer bis nach Ústí nad Labem gefahren. Die Eindrücke von der ersten Etappe waren gemischt:

„Am Anfang war ja die Moldau, das war ein abwechselnder Eindruck, im Positiven wie im Negativen. Positiv war halt, wenn es nah am Wasser war, negativ, wenn man über Felder lang fahren musste – und das bei der Wärme. Die Temperaturen haben nicht gerade die Freude gesteigert“, so Malte.

Bei satten 32 Grad haben die beiden Rentner ihre Tour gestartet. In Prag beginnt der Weg an der Moldau und geht später in den an der Elbe über. Mit dem Fahrdienst ging es für Malte und Willi von Dresden nach Prag und nun mit dem Fahrrad entlang der Elbe zurück nach Dresden. Aus der Fassung zu bringen scheint sie das Wetter aber nicht.

„Es sind fünf Radtage, wir haben einen Zusatztag in Dresden gehabt und jetzt noch einen in Prag. Das war ganz angenehm, da konnte man die Städte mal ein bisschen besichtigen, und jetzt radeln wir wieder weiter“, ergänzt Willi und fügt noch hinzu:

„Ich als Bahnfan finde es ganz toll, dass hier so viel Bahnverkehr entlang der Strecke verläuft. So viele Züge sieht man selten.“

Elberadweg | Foto: Mietje Kuhnhardt,  Radio Prague International

Mit Sack und Pack durch Höhen und Tiefen

Die Freund*innengruppe um Jonas ist in der entgegengesetzten Richtung gestartet. Die Hamburger*innen fahren den Elberadweg aufwärts bis ins Riesengebirge. Mit Zelt, Isomatte und Schlafsack im Gepäck radeln sie täglich rund 70 Kilometer. Jonas berichtet:

Ústí nad Labem | Foto: Mietje Kuhnhardt,  Radio Prague International

„Es ist angenehm flach, wenig Berge und viel Natur – man ist eigentlich den ganzen Tag draußen. Es macht viel Spaß, so Urlaub zu machen. Wir sind viel in Bewegung und haben auch ein angenehmes Tempo. So können wir einiges von der Umgebung sehen, mehr als zum Beispiel beim Wandern. Mit dem Fahrrad ist man gerade noch langsam genug, um das auch wertschätzen zu können.“

Nicht alle nutzen den Fahrradweg als ausschließlich sportliche Herausforderung, so manch eine Person nimmt diesen auch als verlängerten Nachhauseweg. So der Leipziger Peter. Er fährt mit dem Schwung von einem Festival:

„Ich bin jetzt vom Metal-Festival aus Jaroměř gekommen und mit dem Flixbus bis Königgrätz gefahren. Von dort aus dann auf den Elberadweg. Den fahre ich jetzt zurück. Jaroměř liegt direkt an der Elbe, und da ist das Metal-Festival, da bin ich jedes Jahr.“

Peter auf dem Rückweg vom Festival | Foto: Mietje Kuhnhardt,  Radio Prague International

Das Festival „Brutal Assault“, so Peter, hält von Rock bis Metal alles an Musik-Genres bereit. Jedes Jahr sei er dort – genauso wie auf dem Elberadweg…

„Ich fahre den Elberadweg im Jahr so drei, vier Mal. Erst mit dem Flixbus nach Prag, und von dort aus geht es zurück. Ich erfreue mich da an der Landschaft und den vielen Biergärten. Ich bin auch mit dem Zelt unterwegs. Die Tour hält mich fit, und meist hat man ja Rückenwind.“

Manchmal käme auch seine Frau mit oder sein Kumpel, verdeutlicht der 69-Jährige:

„Wir fahren überall quer durch Europa, dieses Jahr klappt es nur leider nicht durch die Alpen. Sonst fahren wir immer von Innsbruck nach Venedig. Aber ich sag mal so: Hier an der Elbe ist es genauso schön.“

Auch Anke ist seit mehreren Jahren Teil der Fahrradfahrszene. Sie fährt seit 2018 verschiedene Radwege:

Anke hat die Hälfte der Fahrradtour geschafft | Foto: Mietje Kuhnhardt,  Radio Prague International

„Begonnen habe ich durch eine Freundin, die eine Begleitung brauchte, weil sie sich alleine nicht getraut hat. Wir sind dann durch Estland, Lettland sowie Litauen gefahren – und seitdem habe ich Blut geleckt.“

Auf dem Elberadweg ist Anke schon seit zwölf Tagen unterwegs. Etwas mehr als die Hälfte von ihrer Reise habe sie also schon geschafft.

„Es ist sehr abwechslungsreich, auch von der Natur her. Ich habe in der Prignitz angefangen, was ja ganz platt ist und ganz dünn besiedelt. Je mehr man an größere Orte kommt, umso mehr Leute sind unterwegs. Ab Riesa begann dann auf einmal das Elbsandsteingebirge. Einmal um die Kurve gefahren, schon waren die Berge da, und das fand ich total cool“, sagt Anke.

Ústí nad Labem | Foto: Mietje Kuhnhardt,  Radio Prague International

Mit Schwung in die Pause

In Ústí passiert auch sie den Campingplatz Loděnice. Viele Fahrradfahrer*innen legen hier eine kurze Pause ein. So berichtet eine Mitarbeiterin, dass sich bei gutem Wetter pro Tag an die 100 Menschen aus verschiedenen Ländern auf dem Campingplatz für einen Zwischenstopp aufhalten. Der Ort bietet sich aber auch dafür an: Es gibt zahlreiche Sitzbänke mit Blick auf die Elbe und Schutz vor der Hitze durch Sonnenschirme. Kalte Getränke sorgen für die ersehnte Abkühlung. Ein Halt für Groß und Klein, denn auch ein Spielplatz ist mit auf dem Gelände. Während die Kinder schaukeln, genießen die Erwachsenen ein alkoholfreies-isotonisches Getränk und den leichten Luftzug, der von der Elbe herüberweht. Wer eine Stärkung braucht, erhält hier auch kleine bis größere Speisen, wie Pommes oder nakládaný hermelín – der eingelegte Camembert-artige Käse aus Tschechien.

Der Campingplatz Loděnice | Foto: Mietje Kuhnhardt,  Radio Prague International

Die tschechische Familie um Mirko pausiert an einem der Tische im Schatten. Sie haben sich für Pommes und Limonade entschieden und stärken sich für die nächste Etappe. Mirko berichtet, dass sie zu zweit mit den beiden Kindern die Tour fahren. Und das die gesamten Ferien über:

„Wir fahren nicht nur den Elberadweg, sondern noch weitere Wege. Am besten aber an dem Elberadweg ist das gesamte Essen und Trinken, es ist immer preiswerter als in Deutschland.“

Den Elberadweg an sich würden sie zum ersten Mal fahren, verdeutlicht Mirko.

Einige Kilometer hinter Brná befindet sich schon das Zentrum von Ústí nad Labem. Wer hier noch Informationen über den Elberadweg oder auch Unterkünfte erhalten will, kann direkt einen Stopp am Hauptbahnhof einlegen. Dort befindet sich das „Cyklocentrum“  (ein Informationszentrum für Fahrradfahrer*innen). Neben jeglicher Fahrradausrüstung gibt es zahlreiche Broschüren für den bestmöglich geplanten Trip – und das auf Tschechisch oder Deutsch.

Cyklocentrum Ústí nad Labem | Foto: Mietje Kuhnhardt,  Radio Prague International

Bei einigen Fahrradfreund*innen ist es nun Zeit für das Mittagessen. Der Dresdner Jan ist unterwegs mit einem Bekannten, den er auf dem Elberadweg getroffen hat. Die beiden haben einen Stopp in dem Restaurant Na Rychtě eingelegt. Das Na Rychtě lädt zu selbstgebrautem Bier und traditionell-böhmischer Küche ein. Es ist ein Halt, den einige Fahrradfahrer*innen einlegen. Jan berichtet:

„Ich habe im Vorhinein geguckt, welche Brauereien es auf dem Weg gibt, und habe die dann miteingeplant. Es gab an sich auch gar nicht so viele auf der gesamten Strecke, deswegen sind wir hier eingekehrt zum Mittag. Das hat gut gepasst, weil es für uns heute der letzte Tag ist.“

Jan und sein Kompagnon, wie er ihn bezeichnet, sind im Riesengebirge gestartet und zählen die letzten Kilometer bis nach Dresden, zum Ziel ihrer Reise. 2021 ist Jan von Hamburg den Elberadweg bis nach Dresden gefahren. Das Stück in Tschechien habe ihm also noch gefehlt, dass er nun beenden kann.

Brauerei Na Rychtě | Foto: Mietje Kuhnhardt,  Radio Prague International

Einige Minuten später kommen schon die nächsten Fahrradfahrer*innen am Na Rychtě an. Kiljan und seine Begleitung sind von Prag aus gestartet und werden in der Brauerei, die zeitgleich auch ein Hotel ist, eine Nacht unterkommen. Auch sie sind begeistert von den Einkehrmöglichkeiten entlang der Elbe.

„Es gibt ziemlich viele kleine Buden, wo man sich verpflegen kann – und allgemein immer frisches Bier, frische Kofola oder frische Limonaden“, verdeutlicht Kiljan.

Das Na Rychtě hätten sie über das Internet gefunden, so Kiljan.

Während einige Fahrradfreund*innen sich für die ersehnte Erholung bereit machen, treten andere noch eifrig in die Pedale, um am Tagesziel anzukommen. Eins ist sicher: Egal ob man im Riesengebirge startet oder an der Nordseeküste, Abwechslung findet man durch die einzigartige Landschaft überall auf der Strecke. Der begeisterte Festival-Gänger Peter bringt das Erlebnis Elberadweg auf den Punkt:

„Es ist Entspannung und Abenteuer zusammen.“

Weitere Informationen über den Elberadweg geben unter anderem die deutschen Koordinierungsstellen Nord, Mitte und Süd sowie die in Tschechien. Außerdem können Sie sich auf der Internetseite www.elberadweg.de informieren.

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